Der
Littmann-Bau, Heimat der Stuttgarter Oper und des Stuttgarter Balletts,
ist eines der wenigen historischen Gebäude in Stuttgart, das erhalten
geblieben ist. Die Lage dieses international renommierten Kulturhauses
direkt neben dem Landtag hat eine große Strahl- und Symbolkraft, es ist
das größte Drei-Sparten-Haus weltweit und die größte Kultureinrichtung
des Landes. Das „Stuttgarter Ballett“ ist weltweit ein Begriff, die Oper Stuttgart
wurde bereits sechs Mal als „Opernhaus des Jahres“ in der
Kritikerumfrage der Opernwelt ausgezeichnet, der Opernchor war 12 Mal
„Chor des Jahres“.
Fast eine halbe Million Menschen besuchen pro Jahr
die Vorstellungen der Württembergischen Staatstheater, die Arbeitgeber
für 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Wir stehen in der
Verantwortung, dieses Juwel für die nachfolgenden Generationen zu
bewahren.
Häufig gestellte Fragen zur Sanierung des Stuttgarter Opernhauses haben wir hier für Sie zusammengestellt und beantwortet.
Warum muss das Opernhaus saniert werden, es sieht doch noch gut aus?
Das gilt nur für den ersten, oberflächlichen
Blick. Die letzte Sanierung war im Wesentlichen eine Rekonstruktion des
Zuschauerraums nach den Originalplänen von Max Littmann und liegt
inzwischen 35 Jahre zurück. Auch die Technik stammt aus den 1980er
Jahren. Heute geht es daher vor allem um die Arbeitsplätze und die
veraltete Bühnen- und Haustechnik.
Die Arbeitssituation für viele der 1.400
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würde heute nicht neu genehmigt werden,
insbesondere die Arbeitsplätze in den Werkstätten sowie im Bühnen- und
Orchesterbereich. Der Betrieb wird nur noch mit Blick auf eine
anstehende Sanierung geduldet. Wird nicht saniert, droht eine
Betriebsschließung. An einer Sanierung führt also kein Weg vorbei.
Wie wurde der Sanierungsbedarf ermittelt?
Im Jahr 2014 legte das Büro Kunkel Consulting
International ein Gutachten vor, in dem der gesamte Sanierungsbedarf
erstmals ausführlich ermittelt wurde. Das Gutachten der Theaterexperten
haben Fachleute des Landes intensiv geprüft. Eines der Ergebnisse: Um
gesetzliche Bestimmungen zur Arbeitssicherheit, Energieeinsparung und
Gebäudetechnik zu erfüllen, braucht es neben einer modernisierten Bühne
zusätzliche Flächen von rund 10.000 Quadratmetern. Dieser
Flächenmehrbedarf wurde in einem weiteren Gutachten gründlich überprüft
und bestätigtazit: Die Württembergischen Staatstheater brauchen diese
Flächen für ihren erfolgreichen Betrieb.
Wie kommt die Kostenberechnung zustande?
Die Kostenberechnung teilt sich auf in drei Bestandteile:
- Das Opernhaus mit einer modernen Bühnentechnik: 260 Millionen Euro.
- Den Neubau des Kulissengebäudes: 200 Millionen Euro.
- Die Umstrukturierung und Öffnung bestehender Gebäude mit zusätzlichem Raum für künstlerische Vermittlungsarbeit, Programme für den Tagesbetrieb, neue künstlerische Formate und angemessene Gastronomie: 90 Millionen Euro.
Das sind zusammen rund 550 Millionen Euro auf Basis heutiger Baupreise.
Warum liegen die ermittelten Kosten bei rund einer Milliarde Euro?
Dem Land ist es wichtig, mit realistischen
Annahmen und einer gründlichen Planung an so ein großes Projekt wie die
Sanierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater
heranzugehen. Die Sanierung und Erweiterung und damit auch die
Finanzierung erstrecken sich über rund zehn Jahre. Die Kosten für Arbeit
und Baumaterial erhöhen sich jedes Jahr, wie andere Preise auch. Wie
stark sie steigen, zeigt der Baukostenindex.
Die Planungen stehen am Anfang, es gibt eine
Machbarkeitsstudie, aber noch keinen konkreten Entwurf. Wie
beispielsweise das sogenannte Kulissengebäude mit den Werkstätten später
aussehen wird, weiß noch niemand. Unabhängig von einem konkreten
Entwurf bestehen bei der Logistik auf der Baustelle, im Untergrund oder
beim Denkmalschutz, Planungs- und somit Kostenrisiken.
Deshalb haben die Fachleute des Landes kalkuliert,
was bei einem so großen und komplexen Projekt noch an Unwägbarkeiten
kommen kann und entsprechend vorgesorgt. Das sind 165 Millionen Euro
zusätzlich zu den errechneten 550 Millionen Euro. Weil die Kosten für
Bauarbeiten in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen
werden, müssen über eine Laufzeit von rund zehn Jahren rund 243
Millionen Euro alleine dafür eingeplant werden. Das macht dann rund 960
Millionen Euro, wenn die Planung 2020 fortgeführt wird. Die Kosten
teilen sich das Land und die Stadt. Jedes Jahr Warten, in dem nicht mit
der Sanierung begonnen wird, kostet auf Basis der Machbarkeitsstudie
rund 30 Millionen Euro zusätzlich.
Die kalkulierte Gesamtsumme entspricht
vergleichbaren Projekten ähnlicher Größenordnung in Deutschland und in
anderen Ländern, die teilweise bereits laufen. Geringere Kalkulationen
zu Beginn hatten sich als nicht belastbar genug erwiesen. Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt hat dazu eine aufschlussreiche Vergleichsstudie und -dokumentation erstellt.
Damit der Betrieb auch während der Bauzeit möglich
ist, braucht es für die Aufführungen von Oper und Ballett und die 1.400
Arbeitsplätze eine Übergangslösung – eine Interimsoper. Deren Kosten von
85,4 Millionen Euro (die sich Land und Stadt je zur Hälfte teilen)
kämen dazu. Außerdem errichtet die Stadt für 84,1 Millionen Euro zwei
Gebäude, die nach Nutzung für die Interimsoper dauerhaft erhalten und
genutzt werden.
Wann müssten Land und Stadt die Summe zahlen?
Die Kosten fallen nicht auf einen Schlag an,
sondern verteilen sich auf viele Jahre. Die Dauer von zehn Jahren
bedeutet, dass im jährlichen Durchschnitt mit unter 100 Millionen Euro
kalkuliert werden kann. Da das Land Baden-Württemberg und die
Landeshauptstadt Stuttgart sich als Träger der Staatstheater Stuttgart
die Kosten teilen, läge der Durchschnitt jeweils bei unter 50 Millionen
Euro.
Warum gibt es keine günstigere Lösung?
Grundlage für das Umsetzungskonzept und die
Grobkostenplanung sind die Anforderungen der Württembergischen
Staatstheater an Flächen und technische Ausstattung. Das ist die
Grundlage für einen modernen und künstlerisch wertvollen Spielbetrieb.
Die Stuttgarter Oper und das Ballett haben Weltrang, sie sind
international von herausragender kultureller Bedeutung. Mit der
Sanierung und Erweiterung soll dieses Aushängeschild Baden-Württembergs
weiterhin arbeits- und konkurrenzfähig bleiben.
Die im Raum stehende Summe ist nicht auf dem Papier
künstlich günstiger gerechnet worden im Wissen, dass es später nicht
mehr zu halten sein wird. Vergleichbare Projekte in anderen Städten
zeigen, dass sie sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen – auch
wenn sie im Vorfeld günstiger schienen.
- Bei den Städtischen Bühnen Köln, einem Zweispartenhaus (Oper und Schauspiel) mit rund 700 Beschäftigten waren die reinen Baukosten anfangs mit 253 Millionen Euro veranschlagt. Diese werden sich jüngsten Berechnungen zufolge auf 841 Millionen Euro summieren.
- Die Städtischen Bühnen Frankfurt, ebenfalls ein Zweispartenhaus mit 1.110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Die Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz in Frankfurt wollten zunächst neu bauen, haben sich aber auch für Sanierung im Bestand entschieden, da dies die günstigere Lösung ist. Die reinen Baukosten werden jetzt auf 600 Millionen Euro beziffert. Hinzu kämen für ein Logistikzentrum mit Werkstätten, Lager und Fundus weitere 70 Millionen Euro. Noch nicht eingerechnet sind allerdings die Kosten für eine Interimslösung für das Schauspiel Frankfurt während der Bauarbeiten.
Der Vergleich mit diesen
Häusern ist angemessen: Die Württembergischen Staatstheater Stuttgart
sind mit 1.400 Beschäftigten das größte Drei-Sparten-Theater weltweit
(Oper, Ballett, Schauspiel).
Die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung
prüft während jedes Bauprojektes fortlaufend, wie sich Einsparungen
realisieren lassen. Dazu gehört bei der Sanierung und Erweiterung der
Staatstheater die Frage, ob durch eine dauerhafte Verlagerung eines
Teils der Flächen etwas günstiger gebaut werden kann.
Sollte man auf die Kreuzbühne verzichten?
Für den Einbau der Kreuzbühne wird eine
Kostenspanne von 20 bis 26 Millionen Euro auf Basis heutiger Preise
veranschlagt, beziehungsweise – wieder einschließlich der absehbar
steigenden Baupreise – 27 bis 35 Millionen Euro. Da die Bühnentechnik
sowieso ausgetauscht werden muss, spielt sie in dieser Kostenspanne
keine Rolle.
Kreuzbühnen sind heute absoluter Standard in
modernen Opernhäusern. Hinzu kommt: Mit einer Kreuzbühne im Littmann-Bau
lassen sich die Kulissen schneller wechseln – damit wären mehr
Aufführungen für das Stuttgarter Ballett möglich. Die Nachfrage nach
Karten für das Ballett ist aktuell bei weitem nicht zu befriedigen. Das
Ballett muss Besucherinnen und Besucher oftmals abweisen.
Was würde passieren, wenn man nichts täte?
Der Spielbetrieb im historischen Littmann-Bau
wäre nur noch wenige Jahre aufrechtzuerhalten. Es könnte aus Gründen des
Arbeitsschutzes oder des Brandschutzes sogar eine kurzfristige
Schließung drohen.
Wäre ein neues Opernhaus nicht günstiger?
Diese Fragen sind von den Trägern, der
Bauverwaltung und den Württembergischen Staatstheatern intensiv
diskutiert worden. In einem mehrjährigen Prozess im Verwaltungsrat der
Staatstheater hat sich das Gremium für eine Sanierung und Erweiterung
des Opernhauses entschlossen, unter anderem auch weil ein Neubau teurer
wäre.
Das historische Opernhaus im Herzen der Stadt muss
auch bei einem Neubau erhalten werden, um dort weiterhin
Ballettaufführungen zeigen zu können. Auch dafür müsste umfassend
saniert werden, was erhebliche Kosten von mehreren hundert Millionen
Euro verursachen würde. Der überwiegende Teil ergibt sich aus
gesetzlichen Auflagen.
Um die Kosten besser einordnen zu können, hat die
Landeshauptstadt einen fiktiven Neubau berechnet. Dieser könnte
realistisch beispielsweise auf dem S21-Gelände hinter dem neuen Bahnhof
entstehen. Mit einem Baubeginn wäre erst nach Inbetriebnahme des neuen
Hauptbahnhofs und dem Rückbau des Gleisvorfelds zu rechnen – also etwa
ab 2028.
Aus den bekannten Kosten von Opernhausprojekten in
Kopenhagen, Oslo und Linz wurde ein Mittelwert errechnet, erweitert um
die zu erwartenden Baukostensteigerungen für die Bauzeit von 2029 bis
2034. Dieser Mittelwert für einen Opernneubau beträgt 642 Millionen
Euro.
Nachdem dieser Neubau errichtet ist und Oper,
Ballett und die Produktionsstätten umgezogen sind, könnte erst eine
Sanierung des Littmann-Baus und der Umbau des Kulissengebäudes beginnen.
Auf eine Kreuzbühne könnte verzichtet werden, da im Littmann-Bau dann
nur noch Ballett-Aufführungen vorgesehen sein würden. Die
Sanierungskosten reduzieren sich daher auf Basis heutiger Preise um 20
bis 26 Millionen Euro. Auch ließe sich auf einen geringen Teil der
Bühnentechnik verzichten. Das Kulissengebäude müsste nicht abgebrochen
und neu und größer errichtet, sondern könnte reduziert saniert werden.
Ebenso wären die Anpassungen in Hof 3 zum Eckensee hin weniger
aufwändig.
Auch hier müssen mögliche Risiken und absehbare Baukostensteigerungen eingerechnet werden.
In der Summe dieser Teilprojekte ist mit Kosten von
1,2 bis 1,4 Milliarden Euro zu rechnen. Darin enthalten sind nicht die
zusätzlichen Kosten für den fortwährenden Unterhalt einer zweiten
Spielstätte, die Land und Stadt dann ebenfalls zu tragen hätten.
Warum kein neues Konzerthaus als Ausweichspielstätte?
Auch wenn in beiden Häusern Musik gespielt wird,
so haben ein Opernhaus und ein Konzerthaus vollkommen unterschiedliche
Anforderungen an die Architektur und die Akustik. Eine
Ausweichspielstätte für Oper und Ballett benötigt einen Bühnenturm und
Orchestergraben. Ein Konzerthaus benötigt dies nicht. Im Gegenteil würde
ein Bühnenturm die Konzertakustik zunichtemachen. Die Stadt hat diese
Frage begutachten lassen. Der Gutachter kommt zu dem eindeutigen
Schluss, dass weder für die Oper noch für das Konzerthaus aus einem
solchen Mischgebäude eine gute Lösung entstehen würde.
Wo soll also der Spielbetrieb während der Sanierung stattfinden?
Bei den Wagenhallen. Die Landeshauptstadt
Stuttgart hat auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses Rosenstein eine
Neukonzeption für ein Opernhausinterim auf dem C1-Areal an den
Wagenhallen erarbeitet. Dabei werden mehr als die Hälfte der
entstehenden Gebäude dauerhaft nachgenutzt, indem sie nach dem
Operninterim für die „Maker City“ im künftigen Rosenstein-Quartier als
Büros, Werk- und Kulturstätten und auch Wohnungen zur Verfügung stehen
werden.
Der Rest, besonders die Spielstätte, wird in
Modulbauweise erstellt und lässt sich danach verkaufen. Da viele
Opernhäuser weltweit saniert werden müssen, gibt es für diese Module
einen Markt. Das Kulturschutzgebiet mit der Container City und dem
Stadtacker bei den Wagenhallen bleibt erhalten. Das ist auch den
Staatstheatern stets ein Anliegen gewesen. Nicht zuletzt ist dieser
Standort bestens an Bus und Bahn angebunden.
Warum braucht man überhaupt eine Ausweichspielstätte?
Während das Opernhaus saniert und erweitert wird
kann dort nicht gespielt, gesungen, musiziert und getanzt werden. Um
auch während der Bauzeit die künstlerische Exzellenz von Oper und
Ballett zu erhalten und den Stuttgarter Bürgerinnen und Bürgern wie auch
den vielen Besuchern aus nah und fern ein vielfältiges Programm
anbieten zu können, benötigt man eine temporäre Ersatzbühne.
Wann könnte es mit den Bauarbeiten losgehen?
Zunächst müssten der Gemeinderat der
Landeshauptstadt Stuttgart und der Landtag von Baden-Württemberg den
Plänen grundsätzlich zustimmen und Geld für einen Architekturwettbewerb
und die darauf aufbauende Planung bereitstellen. Darüber soll im
Frühjahr 2020 entschieden werden.
Wenn es Mehrheiten für das Projekt gibt, können der
Wettbewerb und danach die öffentliche Ausschreibung für die
Interimsspielstätte an den Wagenhallen mit den zur Nachnutzung
bestimmten Funktionsgebäuden folgen. Für die Sanierung und Erweiterung
der Württembergischen Staatstheater am Hauptstandort müssen die
Bauherren Stadt und Land ein Wettbewerb vorbereiten und durchführen.
Voraussichtlich 2025 könnte dann der Umzug in die Ausweichspielstätte
beginnen.
Wie weit muss die Fassade für die Kreuzbühne versetzt werden?
Für den Einbau einer Kreuzbühne müsste der
Littmann-Bau an einer Seite um etwa 2,50 Meter verbreitert werden. Ohne
eine Kreuzbühne ist ein Wechsel von Auftritten der Sparten Oper und
Ballett und zwischen verschiedenen Aufführungen sehr aufwändig. Auch bei
der künstlerischen Gestaltung sind teils Grenzen gesetzt. Mit einer
Kreuzbühne lassen sich Bühnenbilder in Zukunft schneller wechseln. Auch
wären damit mehr Aufführungen, beispielsweise für das stark nachgefragte
Stuttgarter Ballett, möglich.
Für wen wird das Opernhaus saniert?
Ein Jahrhundert-Projekt wie die
Opernhaussanierung bewahrt den aus dem Jahr 1912 stammenden
denkmalgeschützten Bau als Spielstätte für die preisgekrönte Oper und
das weltbekannte Ballett für die kommenden Generationen. Es ist ein
internationales Aushängeschild der Stadt, der Region und darüber hinaus.
Die Württembergischen Staatstheater sind auch ein zentraler
Standortfaktor für die Attraktivität von Stadt und Land. Inhaltlich und
künstlerisch sind Oper und Ballett selbst zukunftsentwerfend und
-gestaltend – sie benötigen aber auch ein Gebäude, in dem sie dies tun
können.
Für wen wird Oper und Ballett gemacht?
Für alle Bürgerinnen und Bürger, für alle
Menschen hier im Land und darüber hinaus, für alle Generationen. Oper
und Ballett/Tanz sind universelle Kunstformen, die alle und alles
einschließt. Sie verbinden Sprache, Bewegung, Musik, Emotionen und
Sinnlichkeit zu einem Gesamterlebnis. Die Werke handeln von uns, von
Menschen in besonderen Situationen und Konflikten. Oper und Ballett/Tanz
arbeiten mit Erinnerung, Gegenwart und Entwürfen für die Zukunft.
Jede Spielzeit besuchen rund 450.000 Menschen die
Staatstheater mit Oper, Ballett und Schauspiel. Im Opernhaus gibt es
Karten ab acht Euro. Für jede Vorstellung, für jede und jeden, der oder
die interessiert ist, einschließlich des Fahrscheins für Hin- und
Rückfahrt im VVS-Netz.
Die Oper lädt zu über 300 Vorstellungen
unterschiedlicher Formate ein, vom 30-minütigen Sitzkissenkonzert für
die Kleinsten über kostenlose Konzerte zur Mittagszeit, Kammerkonzerte
und Sinfoniekonzerte in der Liederhalle, Programme zum Mitmachen, neue
Formate an neuen Orten, Ungewöhnliches und Verblüffendes, Kooperatives
und Integratives, Experimentelles und Audiovisuelles und natürlich die
große Oper im historischen Zuschauerraum. Die Junge Oper im Nord richtet
sich insbesondere an Kinder und Jugendliche, kooperiert mit allen
Schulen im Land und leistet darüber hinaus Stadtteilarbeit in Stuttgart
Nord vom Löwentor bis zum Hallschlag.
Das Stuttgarter Ballett präsentiert ein
breitgefächertes Repertoire von traditionellen klassischen Balletten bis
hin zu zeitgenössischen Tanz und fördert junge und etablierte
Choreographen, indem in jeder Spielzeit Uraufführungen in Auftrag
gegeben werden. Kostenlose Einführungen und gesonderte
Kindereinführungen, Blicke hinter die Kulissen, öffentliche Trainings
der Kompanie, Ballett im Park sowie Mini-Tanzworkshops und
Ballettführungen sind einige der Vermittlungsprojekte und kostenlosen
Angebote.
Gibt es ein vergleichbares Modernisierungsprojekt im Land?
Ein ähnlicher Kraftakt ist die Modernisierung des
Naturwissenschaftlichen Zentrums auf dem Campus der Universität
Stuttgart. Ab 2022 und über mindestens 15 Jahre sollen auf Basis
heutiger Baupreise für 600 bis 800 Millionen Euro unter anderem in einem
ersten Schritt zwei Ersatzgebäude neu gebaut und anschließend zwei
Hochhäuser komplett saniert werden. Bei den Anfang der 1970er Jahren
gebauten Häusern wurde rund 50 Jahre lang kaum saniert. Entsprechend
hoch ist heute der Aufwand. Die bei diesem Projekt geschätzten Kosten
sind ebenfalls eine grobe Kalkulation, enthalten allerdings noch keine
Berechnung steigender Baupreise.
Wo gibt es vergleichbare Kulturbauprojekte? Und wie teuer waren die?
Die Württembergischen Staatstheater Stuttgart sind mit 1.400 Beschäftigten das größte Drei-Sparten-Theater weltweit. Die Städtischen Bühnen Köln
mit gut 700 Beschäftigten in bislang zwei Sparten begannen ihre
Sanierung mit reinen Baukosten von anfangs veranschlagten 253 Millionen
Euro. Diese werden sich jüngsten Berechnungen zufolge auf 841 Millionen
Euro erhöhen.
Die Städtische Bühnen Frankfurt
mit 1.110 Mitarbeiter in zwei Sparten wollten erst neu bauen, haben
sich aber aus Kostengründen auch für die Sanierung im Bestand
entschieden. Die reinen Baukosten werden heute auf 600 Millionen Euro
beziffert. Hinzu kämen für ein Logistikzentrum mit Werkstätten, Lager
und Fundus weitere 70 Millionen Euro. Noch nicht eingerechnet wären
allerdings die Kosten für eine Interimslösung für das Schauspiel
Frankfurt während der Bauarbeiten.
Wird es eine Bürgerbeteiligung geben?
Die Sanierung und Erweiterung des Opernhauses
gehört zu den sogenannten Top-Projekten des Landes. Neben einer
detaillierteren Planung und Kostenermittlung als Grundlage für die
Entscheidung zur Umsetzung des jeweiligen Top-Projektes ist eine
verstärkte Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen. Als Grundlage
braucht es dafür das Umsetzungskonzept mit einer groben
Kostenberechnung, das nun vorliegt. Wie vorgesehen, werden die
Bürgerinnen und Bürger nun in verschiedenen Verfahren informiert und
eingebunden – auch über die Beteiligungsplattformen des Landes und der Landeshauptstadt Stuttgart und in vielen öffentlichen Veranstaltungen.
Wie wird über die Sanierung entschieden?
Der fachliche Prozess läuft im Verwaltungsrat der
Württembergischen Staatstheater. Dieses Gremium setzt sich aus
gewählten Vertreterinnen und Vertretern der im Gemeinderat und im
Landtag vertretenen Parteien zusammen sowie aus Vertreterinnen und
Vertretern aus Landesregierung und Landeshauptstadt Stuttgart. Der
Verwaltungsrat liefert dem Gemeinderat der Landeshauptstadt und dem
Landtag von Baden-Württemberg Entscheidungsgrundlagen und Empfehlungen
für die Belange der Württembergischen Staatstheater.
In den regelmäßigen Sitzungen bespricht der
Verwaltungsrates alle für die Staatstheater wichtigen Themen. Nach den
Sitzungen informiert er die Öffentlichkeit über die Ergebnisse. Die
Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen berichten in ihren Gremien,
um ihre Kolleginnen und Kollegen für Entscheidungen im Gemeinderat und
im Landtag über die Staatstheater vorzubereiten. Dies ist die klassische
Arbeitsweise einer repräsentativen Demokratie.
Wäre das Geld nicht woanders besser eingesetzt?
Sowohl Stadt als auch Land haben weitere wichtige
Aufgaben. Diese werden aber durch die Sanierung und Erweiterung des
Opernhauses trotzdem angegangen. Das Land Baden-Württemberg gibt im Jahr
rund 50 Milliarden Euro aus. Über zehn Jahre gerechnet entspricht der
Landesanteil für die Sanierung und Erweiterung des Stuttgarter
Opernhauses etwa 0,1 Prozent des Haushaltsvolumens. Bezogen alleine auf
die Bauprojekte des Landes über etwa eine Milliarde Euro pro Jahr
entspräche der Landesanteil etwa fünf Prozent. Und das alles bei
Kalkulation des höchsten Wertes inklusive Baupreissteigerungen und
Risikopuffer.
via https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/alle-meldungen/meldung/pid/fragen-und-antworten-zur-stuttgarter-opernsanierung/
via https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/alle-meldungen/meldung/pid/fragen-und-antworten-zur-stuttgarter-opernsanierung/
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