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Freitag, 17. August 2018

Bibliothek – Kultur – Politik: Die Geschichte der deutschen Bücherei von der Kaiserzeit bis 1990

Die Deutsche Nationalbibliothek hat ihr 100-jähriges Bestehen zum Anlass genommen, eine umfassende Studie zur Geschichte des Gründungshauses zu beauftragen. Mit den nun im Wallstein Verlag erschienenen Bänden "Zeughaus für die Schwerter des Geiste" und "'Nationalbibliothek' im geteilten Land" schließt sich eine Lücke in der Geschichtsschreibung der Deutschen Bücherei.
Wie sahen etwa die Handlungsmöglichkeiten unter den Bedingungen der NS- oder der SED-Diktatur aus? Die Autoren beleuchten Wechselwirkungen bibliothekarischen Arbeitens zu Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Gründung der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main 1946 band die Deutsche Bücherei unmittelbar in die Konflikte des Kalten Krieges ein. 1990 wurden Deutsche Bücherei und Deutsche Bibliothek zur heutigen Deutschen Nationalbibliothek zusammengeführt.
Sören Flachowsky vom Institut für Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin untersucht die Rolle der Deutschen Bücherei während der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 und zeichnet ihre Entwicklung zu einem effektiven Instrument der nationalsozialistischen Zensur- und Verbotspolitik nach. Er bettete diese Untersuchung in die Analyse der Kulturpolitik seit dem Kaiserreich und der Gründung der Deutschen Bücherei ein.
Christian Rau vom Institut für Zeitgeschichte in Berlin beleuchtet die Folgejahre in der Zeit der sowjetisch besetzten Zone und der DDR. Dabei stellt er die komplexen Beziehungen der Deutschen Bücherei zum SED-Regime, zu ihren Benutzerinnen und Benutzern sowie zu der in Frankfurt am Main als Konkurrenzinstitution gegründeten Deutschen Bibliothek dar.
Das Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und das Institut für Zeitgeschichte haben die Entstehung der beiden Publikationen maßgeblich unterstützt. Im Gespräch mit dem Historiker und Wissenschaftsjournalisten Wolfgang Niess berichten die Autoren über ihre umfangreichen Recherchen, die sie bis in die Archive des Holocaust-Gedenkmuseums nach Washington und die Russische Staatsbibliothek in Moskau führten.

HINTERGRUND
Am 3. Oktober 1912 wurde zwischen dem Königreich Sachsen, der Stadt Leipzig und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig der Vertrag zur Gründung der Deutschen Bücherei unterzeichnet. Im Westen wurde 1946 die Neugründung einer deutschen Archivbibliothek in Frankfurt am Main initiiert. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden diese Einrichtungen zu einer Bundeseinrichtung zusammengeführt, die 2006 einen erweiterten gesetzlichen Auftrag und einen neuen Namen erhielt: Deutsche Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek hat den Auftrag, alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen und Musikveröffentlichungen ab 1913 und im Ausland erscheinende Germanica und Übersetzungen deutschsprachiger Werke zu sammeln. Dazu gehören auch die zwischen 1933 und 1945 erschienenen Werke der deutschen Emigration. Die Sammlung wird archiviert, umfassend dokumentiert und bibliografisch verzeichnet. Neben der Nutzung der Sammlungen an den Standorten Leipzig und Frankfurt am Main bietet die Deutsche Nationalbibliothek Dienstleistungen für Bibliotheken, Buchhandel, wissenschaftliche Einrichtungen und eine Vielzahl individueller Nutzungen auch im Internet an.
Am Leipziger Standort der Deutschen Nationalbibliothek befinden sich das Deutsche Buch- und Schriftmuseum, das Deutsche Musikarchiv, die Sammlung Exil-Literatur 1933 – 1945 und die Anne-Frank-Shoah-Bibliothek; am Frankfurter Standort das Deutsche Exilarchiv 1933 – 1945.

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