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Dienstag, 14. April 2020

Deutsches Schifffahrtsmuseum erforscht Umgang mit Umzugsgütern jüdischer Haushalte in der NS-Zeit

In den Bremer Nachrichten vom 26. Juni 1942 findet sich eine rätselhafte Anzeige: Bei einer öffentlichen Versteigerung soll im Auftrag des Oberfinanzpräsidenten für den Bereich Weser-Ems Umzugsgut von Auswanderern meistbietend den Besitzer wechseln – darunter ganze Wohn- und Schlafzimmereinrichtungen, Eisschränke, Kristall- und Porzellansachen und sogar ärztliche Instrumente. Doch wer wanderte 1942, mitten im Krieg, aus? Und warum versteigerte das Oberfinanzpräsidium dieses Hab und Gut? Diesen Fragen gehen Forschende des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte derzeit in einem Projekt nach.
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Der Umgang mit Übersiedlungsgut jüdischer Emigranten in Bremen nach 1939: Beteiligte, Netzwerke und Wege der Verwertung" wird dies tiefergehend ergründet. Diese neue Forschungsarbeit entwickelte sich aus den seit 2017 laufenden Provenienzforschungen am DSM, in denen das Museum seine Bestände systematisch auf unrechtmäßig entzogenes Kulturgut während der NS-Zeit untersucht.
Dank einer weiteren Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste werden seit 2018 Informationen zu den Versteigerungen in Bremen gesammelt, analysiert und über eine Datenbank zugänglich gemacht. Susanne Kiel, Provenienzforscherin am DSM, greift vorwiegend auf Materialien aus Archiven zurück und analysiert dabei unter anderem Rückerstattungsakten, Versteigerungsprotokolle und Anzeigen aus den Bremer Nachrichten. Ziel des Projekts ist es, die Wege des Übersiedlungsguts jüdischer Emigrantinnen und Emigranten ab dem Verlassen der Haustür bis zum Verkauf zu rekonstruieren. Auf Grundlage dessen kann dann versucht werden, Objekte wieder aufzufinden und - im besten Fall - eine Rückgabe der Gegenstände an die Eigentümer bzw. deren Erben zu ermöglichen.

via https://idw-online.de/de/news744709

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