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Mittwoch, 6. März 2019

Wie beurteilt ein Jurist die ORESTIE am Schauspiel Stuttgart?


Am Anfang war alles gut. Eine scheinbar intakte Familie: die Eltern Agamemnon und Klytämnestra, ihre Kinder Orest, Elektra und Iphigenie. Der Tisch, an dem sich die Familie zum Essen versammelt, symbolisiert Zusammenhalt und schon sehr bald Zerfall. Ein Fluch lastet auf dieser Familie, eine Ahnung, dass der Krieg, der draußen zu Ende gegangen ist, im Inneren weiter tobt. Das Morden wird weitergehen: Klytämnestra, die Agamemnon mit Ägisth betrogen hat, wird ihren Mann erschlagen. Angetrieben von seiner Schwester Elektra, wird Orest den Vater rächen und seine Mutter und ihren Geliebten töten. Erst mit dem Eingreifen der Göttin Pallas Athene findet die heillose Gewalt ein Ende. In der Tragödientrilogie von Aischylos sind die Figuren Getriebene und ihrem Schicksal ausgeliefert. Sie töten und morden. Denn sie handeln nach dem Gesetz der Blutrache, dem sie unterworfen sind, und auf Befehl der Götter, die sie beherrschen. Sie stellen weder das Gesetz noch sich selbst infrage. Es wird sein, wie es immer war. Erst im letzten Teil werden die Prinzipien einer Gesellschaft, die etwas auf sich hält, haltlos: Der Muttermörder Orest wird freigesprochen.

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