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Mittwoch, 12. Februar 2020

Eine Million Euro für Provenienzforschung an Schädelsammlungen der Universität Göttingen

Die Universität Göttingen besitzt zwei bedeutende Sammlungen menschlicher Überreste aus (vor-)kolonialen Zeiten: Zum einen die "Sammlung Anthropologie" mit etwa eintausend Schädeln und Schädelfragmenten aus Europa und Übersee. Zum anderen die "Blumenbachsche Schädelsammlung" aus dem 19. Jahrhundert mit 840 Schädeln und Abgüssen, davon etwa 200 mit außereuropäischer Provenienz. Beide Sammlungen dienen bis heute als Arbeitsobjekte für Lehre und Forschung. Was bisher für beide Bestände ungeklärt ist: Wer waren die frühen Schädelsammler? Wo, wann und wie genau gelangten die Schädel in ihren Besitz – und auf welchen Wegen nach Göttingen? Die Klärung dieser Herkunftsfragen bilden den ersten Baustein in dem Forschungsprojekt "Sensible Provenienzen – Menschliche Überreste aus kolonialen Kontexten in den Sammlungen der Universität Göttingen", für das die VolkswagenStiftung 980.000 Euro an die Zentrale Kustodie der Universität Göttingen bewilligt hat. Im Mittelpunkt des zweiten Bausteins in dem Vorhaben stehen Fragen nach geografischer Herkunft, Geschlecht und Sterbealter, Krankheiten und Todesumständen. Zudem erhoffen sich die Forschenden Aufschluss über Bergungs- und Sammlungsumstände. Am Ende des Forschungsprozesses soll mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Herkunftsländern entschieden werden, ob die Gebeine rückgeführt werden oder in den Sammlungen für weitere Forschungszwecke verbleiben können. Der dritte Projektbaustein zielt im Sinne einer Begleitforschung auf die Arbeitspraktiken in Forschung und Lehre: Wie lässt sich Provenienzforschung in diesem besonders sensiblen Feld der Anthropologie verantwortungsvoll gestalten? Welche Untersuchungsmethoden sind möglich und notwendig? Und welche Auswirkungen haben die Befunde der Forschungsgruppe auf Lagerung, öffentliche Präsentation und etwaige Rückgabe der Objekte sowie auf die Praxis von Forschung und Lehre?

Wissenschaftliche Sammlungen der Georg-August-Universität Göttingen

via https://idw-online.de/de/news731337

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