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Donnerstag, 20. Februar 2020

UB Heidelberg kooperiert mit der UB Cambridge bei der Digitalisierung und Erschließung griechischsprachiger Handschriften

In einem Kooperationsprojekt der Universitätsbibliotheken Cambridge und Heidelberg, das von 2018 bis 2021 läuft, werden mittelalterliche und frühneuzeitliche griechischsprachige Handschriften digitalisiert, katalogisiert und der Öffentlichkeit weltweit zugänglich gemacht. Zur Hälfte der Projektlaufzeit trafen sich die Mitglieder des Steering Committees in der Universitätsbibliothek Heidelberg, um über die Projektfortschritte und die noch anstehenden Aufgaben bis zum offiziellen Projektende im März 2021 zu sprechen. Neben der Leitung der Universitätsbibliothek Cambridge reisten auch die Projektleiterin sowie die Koordinatorin vom River Cam an den Neckar. Von besonderer Bedeutung für das Projekt war zudem die Teilnahme des Stiftungsverwalters Marc Polonsky.
Für den UBlog sprach Martin Nissen mit Karin Zimmermann, die als Leiterin der Abteilung Historische Sammlungen dieses Großprojekt koordiniert.

Was sind die Ziele dieses von der Polonsky-Stiftung finanzierten Projektes? Was soll am Ende der Projektlaufzeit erreicht werden?

Das Ziel des Projekts ist es, den Bestand der noch erhaltenen 423 griechischsprachigen Handschriften der Bibliotheca Palatina, die ja auf Rom und Heidelberg verteilt sind, zu digitalisieren und dann auch zu katalogisieren. Von unserer Seite ist die Digitalisierung bereits abgeschlossen. Bis März 2021 läuft jetzt die Katalogisierung, an der aktuell in Heidelberg drei Handschriftenexperten arbeiten. Die Anzahl der Handschriften in Cambridge ist ähnlich. Es sind dort ca. 440 Handschriften, die sich auf die Universitätsbibliothek, das Fitzwilliam Museum und 12 Colleges verteilen. Zusätzlich zur Digitalisierung und Katalogisierung kommt in Cambridge noch die konservatorische Behandlung der Handschriften dazu. Ansonsten sind die Projektziele jeweils die gleichen.

Die konservatorische Behandlung der Handschriften fehlt bei dem Heidelberger Projektteil. Hat dies mit dem Aufbewahrungsort der Handschriften in Rom zu tun?

Genauso ist es. Der größte Teil der griechischsprachigen Handschriften der Bibliotheca Palatina ist in Besitz der Vatikanischen Bibliothek. Zum Glück verfügt die Vatikanische Bibliothek über eine sehr gute Restaurierungsabteilung vor Ort. Die Handschriften wurden in Rom im Vorfeld der Digitalisierung, wo es notwendig war, restauriert. Dies war allerdings nur bei einem knappen Dutzend der Handschriften der Fall. Ansonsten waren und sind die Handschriften in einem guten Zustand.

Ende Januar kam eine hochrangige Delegation aus Cambridge, inkl. der Bibliotheksleitung, für zwei Tage nach Heidelberg. Was war der Anlass für das Treffen?

Im Rahmen des Projekts haben wir halbjährlich Treffen des Leitungsausschusses, des sog. Steering Committees, verabredet, die abwechselnd in Cambridge und Heidelberg stattfinden. An dem Treffen nehmen neben den Projektleitern auch die Bibliotheksleitungen teil. Die Treffen dienen auch dazu, die von der Polonsky-Stiftung geforderten regelmäßigen Berichte über den Projektfortschritt vorzubereiten. Beim diesmaligen Treffen in Heidelberg war Marc Polonsky, der Sohn des Stiftungsgründers Leonard S. Polonsky, als Vertreter der Stiftung dabei, um zu schauen, ob die bereit gestellten Projektmittel auch gut eingesetzt werden.

Welche Rückmeldung habt Ihr von Marc Polonsky erhalten?

Wir hatten alle den Eindruck, dass er sehr zufrieden war, wobei man sagen muss, dass wir auf beiden Seiten auch viel dafür getan haben. Wir sind sehr bestrebt, die gesetzten Ziele zu erreichen. Heidelberg hat ja mit dem Abschluss der Digitalisierung ein Hauptziel des Projektes bereits erfüllt. An dieser Stelle haben wir uns einen Vorsprung erarbeitet. Aber auch bei der Katalogisierung – die naturgemäß langsamer geht – sind wir guter Hoffnung, die Ziele innerhalb der Projektlaufzeit zu erreichen.

Das Treffen im Januar war bereits das dritte Treffen. Gibt es Unterschiede zwischen Cambridge und Heidelberg bei der Digitalisierung und Katalogisierung mittelalterlicher Handschriften?

Zunächst ist es so, dass die Kollegen in Cambridge bei der Katalogisierung mit den Originalen arbeiten. Die Handschriften des Heidelberger Projektteils liegen ja in Rom, so dass die Kollegen mit den Digitalisaten arbeiten müssen. Diese bieten zwar aufgrund der fehlenden Haptik bei der Erschließung der Struktur der Handschriften Nachteile. Hinsichtlich des Überblicks, des Blätterns, Vergrößerns und Annotierens gibt es jedoch auch durchaus Vorteile in der Benutzung der digitalen Kopien. Die 29 griechischsprachigen Handschriften der Bibliotheca Palatina, die in Heidelberg liegen, können anhand des Originals und des Digitalisats erschlossen werden. Ein weiterer operativer Unterschied besteht darin, dass in Cambridge alle Handschriften vor der Digitalisierung und Erschließung vom Konservatorenteam des Projektes begutachtet werden. Manche Codices müssen erst durch sichernde Konservierungsmaßnahmen digitalisierbar gemacht werden. Bei einigen wenigen Handschriften weiß man noch nicht, ob sie tatsächlich digitalisiert werden können. Zuletzt gibt es noch einen Unterschied bei der Bereitstellung der Digitalisate. In Heidelberg haben wir uns entschieden, die Digitalisate umgehend online zugänglich zu machen – ergänzt durch Beschreibungen aus dem älteren Katalog von Stevenson von 1885. In Cambridge werden die Digitalisate erst dann online gestellt, wenn das jeweilige Katalogisat abgeschlossen ist.

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