Ewald Frie: Angesichts grundlegender Veränderungen der Strukturen geschichtswissenschaftlichen Arbeitens (räumlich Entgrenzung des Gegenstandsbereichs, Neukonfiguration der Fächergrenzen, Wandel der Aufschreib-, Speicher- und Kommunikationssysteme) war es sicher richtig, die Routinen der Sondersammelgebiete zu überdenken. Die Fachinformationsdienste sind eine für die Geschichtswissenschaften nicht unproblematische Antwort. Die Umstellung von Grundversorgung mit Literatur auf die je aktuellen Bedürfnisse der Wissenschaft prämiert die je aktuellen Moden des Fachs und schränkt zukünftige Moden ein. Der Übergang zu dauerhafter Projektförmigkeit in den FIDs ist nicht sinnvoll, weil es den Aufbau verlässlicher Infrastrukturen gefährdet. Als Beirat habe ich einen Eindruck davon erhalten, wie aufwändig der Aufbau einer fachspezifischen Informationsinfrastruktur ist. Bei einem Wechsel des FID-Ortes müsste sie immer wieder neu gemacht werden. Darüber hinaus ist es auch für unsere zukünftige Alltagsarbeit als Historikerinnen und Historiker nicht sinnvoll, wenn der Ort der schwerpunktmäßigen Informationsbereitstellung, auf dessen Ressourcen wir im Zweifelsfall zurückgreifen, immer wieder wechselt bzw. gewechselt hat.
Dass der FID Geschichtswissenschaft an der BSB angesiedelt ist, scheint mir ein Glücksfall. Möglicherweise bin ich als Beirat voreingenommen, aber mein Eindruck ist, dass die BSB-Leute engagiert und zweckdienlich arbeiten. Mit der Formel „eingeschränkt vorsorgender Bestandsaufbau“ ist ein Kompromiss gefunden zwischen der Forderung der DFG nach Orientierung am aktuellen Bedarf der Wissenschaft einerseits und Bereitstellung der verfügbaren Information im Ganzen andererseits. Besonders erfreulich finde ich, dass es zu gelingen scheint, an die Stelle der eingestellten Jahresberichte für Deutsche Geschichte und der ebenfalls ausgelaufenen Historischen Bibliographie eine neue Deutsche Historische Bibliographie zu setzen.... [mehr] https://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-4568
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