Follower

Freitag, 30. November 2018

Fachkonferenz „20 Jahre Washingtoner Prinzipien: Wege in die Zukunft“

Eine internationale Tagung in Berlin widmete sich der Umsetzung der Washingtoner Prinzipien zum Umgang mit NS-Raubgut seit deren Verabschiedung 1998. Die rund 800 Teilnehmer, darunter weltweit führende Fachleute, Organisationen, Überlebende des Holocaust und deren Nachfahren, evaluierten die Umsetzung der Prinzipien, die eine zentrale Rolle für die Rückgabe von NS-Raubgut weltweit spielen.
„Provenienzforschung ist ein wichtiger Teil unserer historischen Verantwortung und sollte selbstverständlicher Teil der Sammlungs- und Vermittlungsarbeit in Museen, Bibliotheken und Archiven sein. Damit werden die Einrichtungen ihrer Verpflichtung gerecht, die Aufarbeitung des NS-Unrechts auch an die folgenden Generationen weiterzugeben“, ist Gilbert Lupfer überzeugt. Er ist wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, dem Hauptveranstalter der Konferenz.
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, betont, dass trotz der Vielzahl der Fälle, die in den vergangenen 20 Jahren bearbeitet wurde, jeder einen individuellen Hintergrund hat: „Wir haben einerseits die Aufgabe, unsere Sammlungen systematisch zu prüfen. Gleichzeitig haben wir die Verpflichtung, uns jeden einzelnen Fall genau anzusehen. Und wir lernen aus jedem dieser Fälle: über unsere Geschichte – und dadurch eröffnen sich auch neue Ansätze für die Forschung. Aber vor allem lernen wir über die Schicksale der Entrechteten in der Zeit des Nazi-Terrors und über die Leben ihrer Nachfahren. Durch jedes Gespräch wächst auch bei uns das Verständnis für diese Familienschicksale weiter.“
Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, unterstreicht : „Zur Aufarbeitung und Anerkennung des Unrechts, das jüdischen Bürgerinnen und Bürgern durch den gewaltsamen Entzug von Kulturgütern während der nationalsozialistischen Diktatur entstanden ist, bedarf es der Herstellung von Transparenz in Bezug auf die Sammlungsbestände einschließlich ihrer vollständigen Digitalisierung und umfassender und sorgfältiger Provenienzrecherchen. Dazu gehört ein Dialog auf Augenhöhe mit den Nachkommen der Geschädigten und die Bereitschaft, unrechtmäßig entzogene Kulturgüter zu restituieren.“
Im Ergebnis der Konferenz wird das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste die Suche nach den einstigen Eigentümern oder deren Erben zukünftig finanziell unterstützen. Um Nachfahren die Suche nach verlorenen Kulturgütern zu erleichtern, sollen sie kompetent beraten und begleitet werden. Die Forschungsdatenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste wird einen Beitrag zu der geforderten besseren Dokumentation von Forschungsergebnissen leisten. Sie hilft auch bei der Vereinheitlichung der Terminologie (z.B. „NS-Raubgut“) und der internationalen Vernetzung der Provenienzforschung.
Zusätzliche Anstrengungen, die auf der Tagung gefordert wurden, sind zur Schaffung von mehr dauerhaften Stellen in kulturgutbewahrenden Einrichtungen erforderlich. Nur so kann die Nachhaltigkeit der Provenienzforschung in Museen, Bibliotheken und Archiven gewährleistet werden. Öffentliche Einrichtungen sollen durch die vollständige Digitalisierung aller Sammlungsbestände die Transparenz und Zugänglichkeit verbessern. Alle Einrichtungen sind darüber hinaus aufgefordert, die Ergebnisse der Provenienzforschung in der Vermittlungsarbeit von Museen, Bibliotheken und Archiven zu integrieren. 

Quelle: Stiftung Preußischer Kulturbesitz 29.11.2018

Keine Kommentare: