Ach, die deutsche
Sprache! Es seufzt und träumt in ihrem Gebälk. Sie hat Wörter erfunden
wie Nachhausekunft, Zugemüse, dankbarlich, Nirgendland, Honigseim und
Hutgerechtigkeit. Und wozu? Nur damit immer weiter neue Wörter erfunden
werden. Es ist ein Kommen und Gehen. Am Einfallstor der deutschen
Sprache steht seit Jahr und Tag der Duden, und manchmal macht er auch
Inventur.
Welche
Wörter im Lauf der Zeiten aus diesem Kanon sprachlicher Befindlichkeit
geflogen sind, kann man jetzt in einem Buch nachlesen. Es heisst «Was
nicht mehr im Duden steht» (Verlag Bibliografisches Institut) und ist
die wundersame Gemütsgeschichte einer Sprache, die weder vor
«Empfindelei» (gestrichen 1986) noch vor «Afterweisheiten» (1934)
zurückschreckt. Die «schabernackisch» (1967) und «nachdenksam» (1951)
sein kann.
Früher war vieles anders. Da fuhr der Zärtling in Überschwupper und
Autocoat zum Lawn-Tennis, um sich danach an Hotschpott und Zugemüse zu
laben. Möglich, dass er abends noch mit schnakigen Tanzgirls
beisammensass. Apropos: Der «Busenstar» hat im Duden-Reich des Jahres
2000 das Zeitliche gesegnet, genauso wie die «Sexboutique». Dafür ist
das «Busenwunder» (auf vielfachen Wunsch?) in die Ausgabe von 2017
aufgenommen worden.
Nicht immer sind die Wege der Redaktion so erforschlich wie bei
politischen Umbrüchen. Das Wort «Nahrungssorgen» hat die NS-Ideologie im
Kriegsjahr 1941 eigenhändig aus dem Duden getilgt, während weit weniger
harmlose Begriffe hinzugekommen sind. Dafür mussten sich Adolf Hitler
und seine Wörter-Entourage 1947 aus dem Duden verabschieden.
«Blutschutzgesetz» und «Reichssportführer» kamen in der damaligen
13. Auflage nicht mehr vor. Die Worte «Sippenforschung» (2006) und
«Rassenkampf» (1973) haben aber noch eine Weile überdauert. ... [mehr] https://www.nzz.ch/feuilleton/der-duden-raeumt-auf-woerter-kommen-und-gehen-ld.1439848
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen