Made in Germany: Ein Massaker im Kongo. Reportage zur deutschen Kolonialgeschichte als Graphic Novel / Thomas Greven. In: Internationale Politik und Gesellschaft 26.11.2018
"Made in Germany - ein Massaker im Kongo" von El Marto und Frederik Richter, erschienen im Correctiv-Verlag Das Thema Fluchtursachenbekämpfung ist in der deutschen Außen- und
Entwicklungspolitik in aller Munde. Dass Industrie- und Schwellenländer
z.B. durch Handelspolitik und Rohstoffhunger zu Fluchtursachen
beitragen, wird wenigstens teilweise anerkannt und soll durch Maßnahmen
wie den Compact with Africa ausgeglichen werden. Schon schwerer
fällt es, die Langzeitfolgen des Kolonialismus zu bewerten und
auszugleichen, aber auch hier gibt es immerhin eine Diskussion, nicht
nur unter Fachhistorikern. In dem Comic „Made in Germany“, einer
Zusammenarbeit des Correctiv-Journalisten Frederik Richter und des
Zeichners El Marto, geht es um die wenig bekannte unrühmliche deutsche
Beteiligung an einer jüngeren afrikanischen Tragödie, den Ausläufern des
Genozids in Ruanda 1994. Das Autorenteam wählte dafür das Konzept einer
„grafischen Reise“, die den Zeichner physisch, aber auch im
übertragenen Sinne von Afrika nach Deutschland und zurück nach Afrika
führt.
Hintergrund des Projekts war ein Stipendium der Open Society
Foundation für zwei Zeichner. Diese sollten mit Journalisten von
Correctiv, bekannt für die Enthüllung des Cum Ex-Skandals,
zusammenarbeiten. Gesucht war also ein grenzübergreifendes Thema, das im
Kontext eines Comics und während des achtmonatigen Stipendiums
bearbeitbar war. Ein in Buchform vorliegender Prozessbericht über den
Fall des in Deutschland lebenden Ruanders Ignace Murwanashyaka wurde zur
Grundlage einer comic-journalistischen Arbeit. Sie fußt zwar nicht auf
der üblichen investigativen Herangehensweise von Correctiv und nutzt das
Genre der Reportage nur als Rahmenkonzept. Sie zeichnet sich aber trotz
einiger Fehler durch hohe Faktizität aus und erscheint durchaus
geeignet, aufwändigen Qualitätsjournalismus attraktiver für jüngere
Zielgruppen zu machen.
Ignace Murwanashyaka wurde 2009 in Deutschland festgenommen und nach
dem ersten Prozess auf Basis des Völkerrechts zu dreizehn Jahren Haft
verurteilt. Er war einer der politischen Anführer, Propagandisten und
Drahtzieher der FDLR-Miliz (Forces Démocratiques de Libération du
Ruanda), einer Hutu-Organisation im kongolesischen Exil, die in der
dortigen östlichen Provinz Kivu mehrerer Massaker verübte. Fokus des
Comics ist ein Massaker im Dorf Busurungi. Es geht aber weniger um die
Details der Vorfälle und des folgenden Prozesses als um den
historisch-politischen Kontext und vor allem um die traurige Rolle, die
deutsche Behörden spielten. ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/aus-meinem-buecherschrank/artikel/made-in-germany-ein-massaker-im-kongo-3106/
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