Follower

Dienstag, 27. November 2018

Made in Germany: Ein Massaker im Kongo. Reportage zur deutschen Kolonialgeschichte als Graphic Novel / Thomas Greven. In: Internationale Politik und Gesellschaft 26.11.2018

Correctiv-Shop
Correctiv-Shop
"Made in Germany - ein Massaker im Kongo" von El Marto und Frederik Richter, erschienen im Correctiv-Verlag 
 
Das Thema Fluchtursachenbekämpfung ist in der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik in aller Munde. Dass Industrie- und Schwellenländer z.B. durch Handelspolitik und Rohstoffhunger zu Fluchtursachen beitragen, wird wenigstens teilweise anerkannt und soll durch Maßnahmen wie den Compact with Africa ausgeglichen werden. Schon schwerer fällt es, die Langzeitfolgen des Kolonialismus zu bewerten und auszugleichen, aber auch hier gibt es immerhin eine Diskussion, nicht nur unter Fachhistorikern. In dem Comic „Made in Germany“, einer Zusammenarbeit des Correctiv-Journalisten Frederik Richter und des Zeichners El Marto, geht es um die wenig bekannte unrühmliche deutsche Beteiligung an einer jüngeren afrikanischen Tragödie, den Ausläufern des Genozids in Ruanda 1994. Das Autorenteam wählte dafür das Konzept einer „grafischen Reise“, die den Zeichner physisch, aber auch im übertragenen Sinne von Afrika nach Deutschland und zurück nach Afrika führt.
Hintergrund des Projekts war ein Stipendium der Open Society Foundation für zwei Zeichner. Diese sollten mit Journalisten von Correctiv, bekannt für die Enthüllung des Cum Ex-Skandals, zusammenarbeiten. Gesucht war also ein grenzübergreifendes Thema, das im Kontext eines Comics und während des achtmonatigen Stipendiums bearbeitbar war. Ein in Buchform vorliegender Prozessbericht über den Fall des in Deutschland lebenden Ruanders Ignace Murwanashyaka wurde zur Grundlage einer comic-journalistischen Arbeit. Sie fußt zwar nicht auf der üblichen investigativen Herangehensweise von Correctiv und nutzt das Genre der Reportage nur als Rahmenkonzept. Sie zeichnet sich aber trotz einiger Fehler durch hohe Faktizität aus und erscheint durchaus geeignet, aufwändigen Qualitätsjournalismus attraktiver für jüngere Zielgruppen zu machen.
Ignace Murwanashyaka wurde 2009 in Deutschland festgenommen und nach dem ersten Prozess auf Basis des Völkerrechts zu dreizehn Jahren Haft verurteilt. Er war einer der politischen Anführer, Propagandisten und Drahtzieher der FDLR-Miliz (Forces Démocratiques de Libération du Ruanda), einer Hutu-Organisation im kongolesischen Exil, die in der dortigen östlichen Provinz Kivu mehrerer Massaker verübte. Fokus des Comics ist ein Massaker im Dorf Busurungi. Es geht aber weniger um die Details der Vorfälle und des folgenden Prozesses als um den historisch-politischen Kontext und vor allem um die traurige Rolle, die deutsche Behörden spielten. ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/aus-meinem-buecherschrank/artikel/made-in-germany-ein-massaker-im-kongo-3106/
 

Keine Kommentare: