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Sonntag, 10. Juni 2018

Aktuelle Trends in Universitätsbibliotheken / Erdmute Lapp

Der Titel „Erwarten Sie mehr!“ spielt auf das gleichnamige Buch des Kollegen David Lankes an, das ich zusammen mit dem Journalisten Willi Bredemeier aus dem Amerikanischen übersetzt habe und das die Zeitschrift für Information Professionals, Open Password, zur Publikation des Jahres 2017 gewählt hat.
0.      Einführung: Die klassischen Bibliotheksdienste im digitalen Wandel (Informationsversorgung, Recherche, Benutzung)
Nach wie vor besteht eine zentrale Aufgabe von Universitätsbibliotheken in der Versorgung mit Informationen für Forschung, Lehre und Studium. In der digitalen Welt verändert sich aber die Art, wie diese Informationsversorgung erfolgt. Früher waren die Fachreferenten der UB hauptsächlich mit dem Bucherwerb beschäftigt, heute bestellen wir über Warenkorbsysteme direkt, die Vorakzession gibt es nicht mehr, und die Fachreferenten verwenden Zeit für die Kommunikation mit den Wissenschaftlern. Die Benutzer wollen lange Öffnungszeiten der Bibliothek und möglichst viel Selbstbedienung. Mittlerweile haben die meisten Bibliotheken die RFID-Technologie eingeführt, die ermöglicht, dass die Bücher bei der Rückgabe nach der Ausleihe automatisch sortiert werden. (In der UB Bochum ist das Sortierkriterium die Etage, auf die sie zurückgeräumt werden müssen.)
Elektronische Informationen machen einen immer größeren Teil unserer Erwerbungen aus. Wir stellen immer mehr Datenbanken bereit. (Bibliographische Werkzeuge wie z.B. der SCI in gedruckter Form waren ohnehin nicht attraktiv.) Wir haben mittlerweile fast die gesamte Zeitschriftenversorgung auf e-only umgestellt.  Zuletzt haben auch e-books geschafft, eine hohe Akzeptanz bei den Benutzern zu erreichen. Dabei hat sich schnell gezeigt, dass es nicht sinnvoll ist, die elektronischen Quellen einfach hinzustellen. Vielmehr müssen sie von einer Reihe von Dienstleistungen begleitet werden. Zunächst ist das die Vermittlung von Informationskompetenz. Und hier haben wir schnell verstanden, dass wir eine Chance erhalten haben, die zuvor nicht bestand, nämlich den Entstehungsprozess neuen Wissens zu begleiten und zu unterstützen. Natürlich haben Wissenschaftler ihre Forschungsfragen auch in früheren Zeiten mit Bibliothekaren und auch mit Buchhändlern diskutiert, aber die Möglichkeit, die Literatursuche unterstützend zu begleiten und die Kollaboration der Wissenschaftler untereinander zu fördern, ist in der digitalen Welt von einer neuen Qualität. Die Leichtigkeit, mit der man im Internet Informationen findet, hat Druck auf uns ausgeübt, die Suche einfacher zu machen statt von den Studierenden und Forschern zu verlangen, dass sie sich mit unseren Informationsrecherche- und Informationsbeschaffungswegen befassen.
Wir stellen Discovery-Systeme zu Verfügung, die ermöglichen, dass gedruckte und elektronische Ressourcen sowie Bücher und Zeitschriftenartikel gleichzeitig durchsucht werden. (Vor der Zeit der Discovery-Systeme konnten Zeitschriftenartikel nur über den Titel der Zeitschrift in unseren Katalogen gefunden werden und den Benutzern war schwer zu vermitteln, dass sie Zeitschriftenaufsätze nicht ebenso wie Buchtitel suchen konnten.) Außerdem werden nicht nur unsere eigenen Bestände durchsucht. Vielmehr wird die Bibliothek auf der Basis umfassender Indizes, die durchsucht werden, zum Gateway zu dem gesamten Wissen der Fachcommunity. Wir bieten linkauflösende Software an, mit deren Hilfe man direkt aus der Suche auf den Katalogeintrag eines gedruckten Buches oder auf den elektronischen Volltext springen kann, wenn er zur Verfügung steht. Die Recherchewelt hat sich grundlegend verändert und ihr Potential noch längst nicht ausgeschöpft. Zunehmend wird nicht nur nach bibliographischen Angaben/Volltexten gesucht, sondern auch nach Forschungsdaten, Bildern, Filmen, Sourcecodes und anderen Quellen. Je weiter die digitale Welt sich entwickelt, desto mehr steigen die Erwartungen, dass der Informationszugriff aus den Umgebungen und von den Endgeräten und in dem Workflow möglich ist, an die die Benutzer gewöhnt sind.
Wir arbeiten an Herausforderungen, die in viel höherem Maße den ständigen Aufbau neuer Dienstleistungen und ihre Verbesserung, die Zusammenarbeit mit neuen Partnern, den Aufbau neuer Infrastrukturen sowie das Denken und die Zusammenarbeit in Netzwerken, außerdem Internationalität und fachliche Fortbildung erfordern, als es lange Zeit in unserer Branche der Fall war. Wir denken und agieren anders als die Generation vor uns.
Voraussetzung dafür, dass Universitätsbibliotheken auch in der digitalen Welt erfolgreich sind, ist, dass wir eine ausreichende Personal- und Sachmittelausstattung erhalten. Dafür zu kämpfen, war und ist nicht immer einfach, weil das alte Paradigma in den Köpfen der Bibliothekare und ihrer Stakeholder noch nicht völlig vergangen ist. (Die digitale Welt erfordert einen ganz anderen Typ Bibliothekar. Allerdings ist eine UB, die nur eine große Bücherkiste ist und nicht Mittel für vielfältige Aufgaben fordert, bequemer als eine, die ständig neue Anträge stellt.)
Nun zu einigen weiteren Bereichen, in denen moderne Universitätsbibliotheken aktiv sind.

• 1. Open Access und neue Formen der Lizenzierung
Das Subskriptionsmodell zur Lizenzierung elektronischer Fachinformation hat in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer starken Marktmonopolisierung geführt und wird von fast allen Beteiligten am Life Cycle von Publikationen in Frage gestellt (Bibliotheken, Hochschulleitungen, WissenschaftlerInnen, Wissenschaftsorganisationen, Unterhaltsträger - Im Interesse wissenschaftlicher Sortimenter ist es auch nicht, wenn Bibliotheken fast ihren gesamten Etat für die Produkte einiger weniger Verlage ausgeben müssen).
Es gibt aber auch Beteiligte, die es in Ordnung finden, dass Hochschulen Forschung zu beliebigem Preis finanzieren und die Bibliothek die publizierten und öffentlich finanzierten Forschungsergebnisse für viel Geld zurückkaufen muss. Wo die Bibliothek das Geld hernehmen soll, interessiert diese Professoren nicht. (Meine Standardantwort in der Diskussion mit diesen Herrschaften ist: Geben Sie mir das Geld und ich kaufe Ihnen die Zeitschriften. Ich kann kein Geld drucken und auch keine anderen illegalen Wege der Geldbeschaffung beschreiten.)
Open Access ist der Versuch, eine Sichtweise einzuführen, die die Monopolstellungen der Großverlage erodieren lässt: Information sollte frei zugänglich sein. Aber Publizieren kostet nach wie vor Geld. Die DFG hat schon vor fast zehn Jahren ein Programm aufgelegt, das die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen nach dem Modell the author pays mit einem Publikationsfonds unterstützt. Die Hochschule, die gefördert werden möchte, muss die Open Access Declaration unterzeichnen, das heißt, sich dem Open-Access-Gedanken verpflichten und ein Konzept vorlegen, wie die Finanzierung von OA-Publikationen Schritt für Schritt in die Verantwortung der Hochschule überführt wird. Die Universitätsbibliotheken sind meist die Antragsteller, die Verwalter und die treibenden Kräfte hinter diesen Aktivitäten, so auch die UB Bochum in der RUB. Der Publikationsfonds wird jedes Jahr erhöht und setzt sich aus DFG-Mitteln sowie Mitteln des Rektorats, der UB und der Fakultäten zusammen.
Aus dem von der DFG geförderten OA-Fonds dürfen nur Artikel in echten OA-Zeitschriften bis zu Kosten von 2000 Euro pro Artikel gefördert werden. Es gibt aber auch hybride OA-Zeitschriften: The author pays und trotzdem ist der Zugang lizenzpflichtig. Was die DEAL-Verhandlungen mit der Firma Elsevier so schwierig macht ist, dass die Universitäten darauf bestehen, dass die Mittel, die in das Modell the author pays fließen, bei den Endpreisen des Zeitschriftenpakets berücksichtigt werden; die Firma Elsevier hat bisher immer wieder betont, dass das für sie verschiedene Bereiche sind.
Die UB Bochum betreut auch die OA-Plattformen OJS und OMP. Auf der Zeitschriftenplattform OJS liegen mittlerweile sieben Zeitschriften, die an der RUB veröffentlicht werden. Die UB Bochum administriert die Plattform, sichert die Nachhaltigkeit der publizierten Inhalte und sorgt für deren größtmögliche Sichtbarkeit durch die Vergabe von DOIs. Sie betreibt auch ein Dokumentenrepositorium überwiegend für Dissertationen und Habilitationsschriften; es besteht die Möglichkeit, bereits publizierte Volltexte auf dem grünen Weg des OA im Repositorium zu veröffentlichen und dauerhaft zu archivieren.
Die UB Bochum hat Mitgliedschaften bzw. Vereinbarungen mit Open-Access-Verlagen, in denen RUB-WissenschaftlerInnen besonders häufig publizieren: BMC, PLOS, MPDI und Frontiers. Um OA auch in den Geistes- und Kulturwissenschaften zu fördern, unterstützt die UB Bochum seit 2017 die Online Plattform „Open Library of Humanities“ (https://www.openlibhums.org/journals/). Dort publizieren Autoren kostenfrei. Finanziert wird die Plattform von über zweihundert Universitäten und anderen Wissenschaftseinrichtungen. Ebenso unterstützt die UB Bochum Knowledge Unlatched (http://knowledgeunlatched.org/). Die RUB gehört mit zu den Spitzennutzern.
Die Publikationsdienste der Universitätsbibliotheken werden sich auch in Zukunft weiter entwickeln. In der neu gegründeten Abteilung „Publikationsdienste“ der UB Bochum sind die Zeitschriftenstelle und die Hochschulschriften-Stelle eingegangen.

• 2.      Forschungsinformation
In der UB Bochum haben wir eine weitere neue Abteilung gegründet, die die Bereiche „Hochschulbibliographie“ und „Forschungsdatenmanagement“ umfasst.
Hochschulbibliographie
Die HSB ist zunächst als Service für die Universität konzipiert. Sie entstand im Anschluss an die erste Welle der Exzellenzinitiative 2007, als die antragstellenden Universitäten bibliometrische Analysen der Veröffentlichungen ihrer Forscher liefern mussten. Die UB hatte sich zu diesem Zeitpunkt viel Vertrauen in ihre Dienstleistungskompetenz aufgebaut, und als sie anbot, diese Analyse zu machen, war die Universität erleichtert. (Ich hatte, als ich in die UB Bochum kam, nach der Bibliographie der Hochschulpublikationen gefragt, weil wir in der Zentralbibliothek des FZ Jülich eine Bibliographie der Publikationen von Mitarbeitern des Forschungszentrums in elektronischer Form aufgebaut hatten und ich deren Wert kannte. Allerdings erhielt ich in Bochum zur Antwort, dass wir so etwas noch nie hatten, auch nicht bräuchten und sowieso niemand die Zeit dafür habe.)
Als Folge der ersten Welle der Exzellenzinitiative überließ der damalige Wissenschaftsminister NRW der Universität umfangreiche Mittel, damit die Ziele des Bochumer Exzellenzantrags weiterverfolgt werden können, obwohl die Universität nicht als Exzellenzuniversität ausgewählt worden war. (Der gesamte Antragsprozess hat der Universität sehr gutgetan. Plötzlich wurde Sprüchen wie „Das haben wir nicht und brauchen es nicht und haben keine Zeit dafür“ nicht mehr mit großem Wohlwollen begegnet.) Die UB Bochum nutzte diese Situation und holte sich den Auftrag, eine Hochschulbibliographie aufzubauen.
Das Ziel ist, alle Veröffentlichungen von Universitätsangehörigen mindestens ab 2010 zu erfassen, wenn möglich weiter zurück. Wir haben zunächst ein Projektteam aufgebaut und in Kooperation mit der TU Dortmund eine Datenbank. Zu Beginn der nächsten Welle der Exzellenzinitiative war die Universität positiv erstaunt, dass wir die Arbeit an der Bibliographie nicht still und heimlich eingestellt, sondern die HSB zu beträchtlicher Größe ausgebaut hatten. Seitdem unterstützt die Universität die Arbeit an der Bibliographie uneingeschränkt. Mittlerweile verzeichnet die Datenbank über 140 000 Titel. Wir erfassen nicht nur Zeitschriftenartikel und Bücher, sondern alle Formate, die uns gemeldet werden oder auf die wir stoßen. Anhand der Hochschulbibliographie haben wir nachgewiesen, dass unsere Wissenschaftler deutlich mehr publizieren als WoS und Scopus listen. Die Listings vom Web of Science und Scopus werden jedoch als Grundlage für Rankings benutzt, obwohl bekannt sein müsste, dass sie für die Geisteswissenschaften wenig taugen. Wir können jetzt zeigen, dass die Geisteswissenschaftler Recht hatten, als sie gegen diese Datenbanken als Grundlage für Rankings in den Geisteswissenschaften protestierten. Dass die Hochschulbibliographie für die Geisteswissenschaften ein ganz anderes Profil bietet, ist ein Argument zugunsten der HSB.
Darüber hinaus hat die HSB für die WissenschaftlerInnen den Vorteil, dass sie ihre Publikationen komfortabel zusammenstellen und in ihre Webseite als Publikationsliste einbetten können. Voraussetzung ist natürlich, dass sie mithelfen, diese aktuell zu halten. Wir rufen einmal jährlich zu Aktualisierungen auf.
Und für uns als Fachreferenten hat die Bibliographie gleichfalls Informationswert. Die HSB ist eine gute Ergänzung zu den Vorlesungsverzeichnissen, denn die Wissenschaftler publizieren oft zu anderen Themen als ihre Vorlesungsthemen, und oft lassen ihre Publikationstitel eine Veränderung ihrer Interessen erkennen.


Forschungsdatenmanagement
Der Umgang mit Forschungsdaten und die Maßnahmen zu ihrer Archivierung und Nachnutzbarkeit haben zunehmend Bedeutung für Forschungsprojekte aller Disziplinen und für die Publikation von Forschungsergebnissen. EU und DFG fordern für Projektanträge einen Data Management Plan und die Möglichkeit, die Daten mindestens zehn Jahre nach zu nutzen. Dadurch wird das Kuratieren von Forschungsdaten zum Bestandteil des Forschungsprozesses. Dieser wird in der Regel von den Forschenden geleistet, und diese greifen gern auf Expertise, Dienstleistungen und Infrastrukturen von Bibliotheken und weiteren zentralen Service-Einrichtungen zurück.
In der UB Bochum haben wir diesen Prozess zunächst für Archäologen und aktuell für Historiker mitgestaltet. Wir haben den Projektpartnern geholfen, geeignete Metadatenformate zu finden und ihre Daten in diesen abzubilden. Im aktuellen Projekt „Historiography of Ottoman Europe“ haben wir die Datenbank bereitgestellt, mit den von den Historikern gelieferten Inhalten gefüllt und die vielfältigen Verlinkungen realisiert.
Seit 2016 arbeiten UB und IT-Services an der RUB zusammen, um eine technische Infrastruktur als Teil eines Gesamtsystems (FDM) zur Verfügung zu stellen. Ausgehend vom Life Cycle der Forschungsdaten – Creating Data, Processing Data, Analysing Data, Preserving Data, Giving Access to Data, Reusing Data – haben wir eine Leitlinie für den Umgang mit Forschungsdaten (Data Policy) erstellt und bauen eine Infrastruktur in den folgenden Bereichen auf:
-           Aufbau eines Beratungsangebots
-           Testen und Bereitstellen von Software für die Erstellung eines Daten Management Plans
-           Aufbau eines Data Repository
-           Rollen und Rechtemanagement
-           Storage
-           Verschlüsselung
-           Langzeitverfügbarkeit lokal oder in Fach-Repositorien.
Da die Universitäten und Bibliotheken der Nachbaruniversitäten vor den gleichen Herausforderungen stehen, war dort die Bereitschaft zur Kooperation und Arbeitsteilung groß. So kamen wir rasch voran. Wir starten in diesem Sommer eine Bedarfsumfrage, dies im Rahmen eines Projekts, in dem die UB Bochum affiliierte Partnerin ist.
Die Rechenzentren des Landes NRW haben gemeinsam Anträge gestellt, um kooperativ Speicherplatz anzubieten. Wir haben eine Reihe von Forschern und Projekten auf dem Campus als Use Cases identifiziert, die uns Input geben und uns inspirieren, Anforderungen an das FDM zu realisieren. Der Bedarf ist größer als unsere Möglichkeiten.
3.      Etablierung von Kreativäumen (Learning Labs, Cultural Labs, Community-orientierte Maker Spaces)
Für die geisteswissenschaftlichen Fächer ist die Bibliothek das Labor und ein wichtiger Lernort in Ergänzung zu Seminarräumen und Hörsälen. Moderne Universitätsbibliotheken unterstützen zunehmend die virtuelle Zusammenarbeit, und gleichzeitig gewinnt die physische Bibliothek als Lernort an Bedeutung. Bibliotheken als Orte werden durch die Verlagerung von Services in das Web nicht obsolet, im Gegenteil.
Die UB Bochum hatte lange Zeit den Ruf, ein sehr unattraktiver Ort zu sein: das Gebäude aus grauem Sichtbeton - der Teppichboden in den Magazinen räudig, schmutzig und so abgenutzt, dass die ursprüngliche Farbe nicht mehr zu erkennen war - die Möbel unbequem und finster. In den späten 1960er Jahren, als die UB Bochum konzipiert wurde, brauchte man in der Bibliothek kaum Strom und keinen Internetanschluss. Aber schon damals war es kaum akzeptabel, dass die Lesetische über keine individuelle Beleuchtung verfügten. Wir haben nach und nach das ganze Haus mit neuen Möbeln ausgestattet, Strom, Netzanschluss und Licht an alle Tische gelegt sowie Lernlandschaften und Gruppenarbeitsräume mit schallabsorbierenden Elementen und Lounge-Zonen eingerichtet. Das UB-Café wurde 2005 eröffnet. Der Bochumer Mensabetrieb hat den Umbau des Cafébereichs und den Anschluss an die Trinkwasserversorgung finanziert, und die Investition hat sich längst amortisiert. Das Café ist eine Goldgrube. In den lernintensiven Phasen zu Ende der Vorlesungszeit des Semesters zählt das Personenzählsystem der UB täglich über 5000 Eingänge in die Bibliothek. Die Studenten erzählen sich gegenseitig: Ich lerne jetzt immer in der UB, sie hat bis Mitternacht geöffnet, sie hat ein Café und zeigt interessante Bilder an den Wänden.
Das riesige Treppenhaus der UB Bochum ist eine optimale Projektionsfläche für die Präsentation von Forschungsergebnissen, von Fotographien und Kunst. Es gibt an der RUB ein Musisches Zentrum, an dem Musik-, Foto- und Kunstgruppen gemeinsam Werke erstellen, die sie regelmäßig in der UB präsentieren. Wann immer wir Musik im Treppenhaus der UB spielen, haben die Veranstaltungen besonderen Zulauf. (Die Theatergruppe des Musischen Zentrums hat eine Bühne, die nicht in der UB liegt.) Die Neurowissenschaftler halten regelmäßig Vorträge über Hirnforschung im Rahmen des Brain Cafés in der UB, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen, und die Slawisten und Osteuropa-Historiker sowie ihr Netzwerk Osteuropa-Kolleg NRW nutzen die UB für Vorträge, Diskussionen und die Präsentation von Forschungsergebnissen. Im Veranstaltungsraum der UB finden Tagungen und im Treppenhaus der UB tagungsbegleitende Ausstellungen statt. So wurde aus dem Treppenhaus der UB und den Veranstaltungsräumen Community-orientierte Maker Spaces. Einer unserer Veranstaltungsräume ist zugleich ein Schulungsraum für die Vermittlung von Informationskompetenz.

• 4.     Digitalisierung von Quellen des „Kulturellen Erbes“
Bibliotheken mit wertvolleren und umfangreicheren Altbeständen als die UB Bochum sind darüber hinaus in der Digitalisierung von Quellen des „Kulturellen Erbes“ aktiv. Große Anstrengungen auf Dauer sind notwendig, um dem Verfall dieser Materialien entgegenzuwirken und sie im Rahmen einer abgestimmten nationalen Strategie im Original zu erhalten und/oder digital zugänglich zu machen. Die Deutsche Digitale Bibliothek und die Europeana müssen hier noch einiges tun, um dem Ziel der Vollständigkeit näher zu kommen. Jedenfalls darf diese Aufgabe nicht Google allein überlassen werden.
5.      Langfristige Nutzbarkeit digitaler Ressourcen
Für digitale Materialien sind wie für gedruckte Materialien stabile und nachhaltig verfügbare Infrastrukturen zur langfristigen Archivierung und verlässlichen Nutzbarkeit erforderlich. Dies umfasst die systematische Migration solcher Materialien in immer kürzeren Zyklen nicht nur auf neue Informationsträger, sondern auch in Informationssysteme, die in der Lage sind, die gespeicherten Informationen zu lesen und weiterzuverarbeiten. Eine systematisch koordinierte, modular aufgebaute und übergreifende Infrastruktur für einen ortsunabhängigen Zugriff auf langfristig vorgehaltene Inhalte ist noch ein Desiderat. Wir arbeiten daran, akzeptierte Metadaten für die Langzeitsicherung festzulegen, Grundmuster von Bearbeitungsworkflows zu definieren, grundlegende Bausteine einer Zertifizierungsinfrastruktur aufzubauen sowie ein Kompetenznetzwerk zur Langzeitarchivierung mit verteilten Kooperationsstrukturen zu entwickeln.
Von diesen Entwicklungen kann man in der Tat mehr erwarten, nicht zuletzt eine neue Qualität in der Arbeit unserer Bibliothek. Exzellente Universitäten haben immer exzellente Bibliotheken. Wenn die RUB Exzellenz anstrebt, muss auch ihre UB exzellent werden. Es gibt keine Ausnahmen von dieser Regel. Die UB Bochum hat das verstanden, und unsere Benutzer profitieren davon. Wir freuen auf die weitere Zusammenarbeit mit ihnen.
1)       Die Autorin hielt einen zu diesem Text leicht veränderten Vortrag auf der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen am 7. Mai 2018 in Bochum.

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