Es ist eine seltsame, eine schöne und auch eine traurige Geschichte.
Dass sie sich begeben hat zwischen dem irischen Dublin und ausgerechnet
dem nordhessischen Kassel, ist das Seltsame daran. Wie sie eine
Sehnsucht bezeugt, ist das Schöne. Das Traurige ist, dass sie endet mit
dem frühen Tod einer jungen Frau.
Auf die Geschichte wird man gebracht durch eine von Ellen
Strittmatter und einem Projekt-Team klug und präzise strukturierte
Ausstellung, die sich im Literaturarchiv in Marbach am Neckar mit Samuel
Beckett befasst, mit dessen Aufenthalten in Deutschland und den
Beziehungen seines dramatischen Werks wie seiner Prosa zur deutschen
Kultur.
Verbindungen, welche sich schon in den zwanziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts herausbilden. Es war im August 1928, als der
zweiundzwanzigjährige Beckett zum ersten Mal von Dublin nach Kassel
reiste, um dort, in der Landgrafenstraße, seine Cousine Peggy zu
besuchen, Tochter eines irischen Kunsthändlers, den es in die deutsche
Provinz verschlagen hatte. In diese Peggy, deren Bekanntschaft er
während ihres Urlaubs mit den Eltern in Irland gemacht hatte, war
Beckett verliebt. Wohl achtmal ist er in den folgenden Jahren zu Peggy
nach Kassel gekommen, hat mit ihr begonnen, sich mit deutscher
Kunstgeschichte zu beschäftigen, sich belesen gemacht über Dürer und die
deutsche Renaissance, aber auch die Dichter der Deutschen wahrgenommen,
Fontanes „Effi Briest“ wurde den beiden wichtig für nicht nur einen
Sommer. 1933 stirbt Peggy an Tuberkulose. Die Nachricht erreicht Beckett
in Paris, wohin er inzwischen vorübergehend übersiedelt ist. In der
Novelle „Premier Amour“ („Erste Liebe“), das 1946 entstandene Manuskript
wird erst 1970 veröffentlicht, findet sich der bitter resümierende
Satz: „L’amour cela ne se commande pas“. Liebe gibt es nicht auf
Verlangen. ... [mehr] http://www.fr.de/kultur/literatur/samuel-beckett-deutsches-fieber-a-1526175,0#artpager-1526175-1
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