Die 78. Hauptversammlung der deutschen
UNESCO-Kommission fand im Juni 2018 in Bamberg statt, denn die
historische Altstadt wurde vor 25 Jahren zum Weltkulturerbe erklärt. Die
Staatsbibliothek Bamberg nimmt dies zum Anlass, drei ihrer
bedeutendsten mittelalterlichen Codices aus dem
UNESCO-Weltdokumentenerbe noch bis Ende Juli 2018 in ihren Räumen in der
Neuen Residenz und – zum ersten Mal – auch in virtuellen Ausstellungen
auf der Internet-Plattform Google Arts & Culture zu präsentieren.
Interessenten auf der ganzen Welt können sich mittels der komfortablen
Benutzeroberfläche in Spitzenstücke der mittelalterlichen Buchmalerei
vertiefen. Erläuterungen in englischer und deutscher Sprache vermitteln
ein umfassendes Verständnis der Bilder.
Fünfzehn derzeit ausgestellte Handschriften des frühen Mittelalters
umfasst die virtuelle Schau ‚Ausgezeichnet – UNESCO Memory of the
World‘. Der älteste Codex ist das Lorscher Arzneibuch, eine Sammlung
medizinischer Rezepte aus der Zeit Karls des Großen (um 800). Das
Schlüsselwerk für die Weitergabe der antiken Heilkunde an das
christliche Mittelalter ist seit 2013 im UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Spektakulär sind die prachtvoll illuminierten Handschriften von der
Klosterinsel Reichenau im Bodensee, die um das Jahr 1000 im Auftrag der
Kaiser Otto III. und Heinrich II. entstanden. Zwei davon gehören zur
Gruppe der Reichenauer Handschriften, die schon 2003 in das
UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurden: das Hohelied und der
Kommentar zum Buch Daniel sowie die berühmte Bamberger Apokalypse mit
ihrem Zyklus von 50 Miniaturen, einem Herrscherbild und Szenen aus dem
Leben Christi.
Eine eigene virtuelle Ausstellung zur Bamberger Apokalypse ermöglicht es
allen Interessenten, die rätselhaften Bilder im Detail zu betrachten.
In der Geheimen Offenbarung, dem letzten Buch des Neuen Testaments,
schildert Johannes Visionen, die den Weltuntergang ankündigen. Höhepunkt
ist das Jüngste Gericht, bei dem Christus die Erwählten von den
Verdammten scheidet. Zu jeder Szene können Betrachter den zugehörigen
Bibeltext lesen. Ein geführter Zoom lenkt den Blick auf einzelne
Figurengruppen. Mit Hilfe von kunsthistorischen Erläuterungen lässt sich
der Aufbau jeder einzelnen Miniatur nachvollziehen.
Dank der Kooperation mit Google Arts & Culture kann die
Staatsbibliothek Bamberg ihre reichen historischen Sammlungen einem
breiten internationalen Publikum zugänglich machen. Während die
empfindlichen Objekte in realen Ausstellungen vor Ort nur wenige Monate
gezeigt werden können, bleiben die virtuellen Präsentationen auch über
das Ende einer Schau hinaus dauerhaft zugänglich. Das Angebot wird
kontinuierlich ausgebaut. Bereits jetzt sichtbar ist auch die letzte
Sonderausstellung aus dem Jahr 2017: ‚buecher gar hübsch gemolt –
Deutsche Buchmalerei des 15. und frühen 16. Jahrhunderts‘.
https://artsandculture.google.com/partner/staatsbibliothek-bamberg
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen