Frauen kommen aus der ganzen Welt nach Deutschland und Europa, um zu
arbeiten, zu studieren, um eine sichere Bleibe zu finden. Die deutsche
und die europäische Frauenbewegung könnten sich ungemein stärken, wenn
sie sich den Lebensrealitäten und Ideen der Frauen aus dem Globalen
Süden öffneten. Doch um sie einzubinden, bedarf es eines
Perspektivwechsels.
Seit den 1970er Jahren kritisieren Frauen aus den Entwicklungs- und
Schwellenländern, dass die Forderungen der Frauenbewegungen aus Europa
und dem weißen Nordamerika nicht nur an ihrer Lebenswelt vorbei gehen,
sondern dass sie auch das (post)-koloniale Gefälle reproduzieren.
Unabhängigkeitsbewegungen und Entkolonialisierungsprozesse prägen
feministisches Denken und Handeln aus dem Globalen Süden genauso wie
alle anderen gesellschaftspolitischen Bereiche. Die Kritik bezieht sich
zum einen auf die Forderungen, aber auch auf die Formen und den Ausdruck
feministischer Aktion. Auch wenn im Kern die „Frauenfrage“ eine globale
ist – Rechtsgleichheit, wirtschaftliche Chancengleichheit und Schutz
vor Gewalt stehen überall auf der Agenda – so unterscheidet sich doch
die Lebensrealität der Frauen aus dem Globalen Süden erheblich von der
der Frauen aus dem Globalen Norden. Heutzutage stehen in Deutschland der
gender pay gap und die Anzahl von Kita-Plätzen im Fokus. Auf die Frage,
welche die wichtigste Forderung des Feminismus heute sei, antwortet die
kubanische Psychologin Sandra Álvarez dagegen: „Que no nos maten…“: „ …
dass sie (die Männer) uns nicht umbringen“. Häusliche Gewalt und
Frauenmorde sind in Schwellen- und Entwicklungsländern Alltag. Während
es in den entwickelten Ländern des Nordens durchaus Frauen gibt, die den
Schutz von Frauen als etwas Paternalistisches wahrnehmen, steht die
Schutzbedürftigkeit der Frau für den Globalen Süden außer Frage. ... [mehr] http://www.ipg-journal.de/kommentar/artikel/schwestern-zur-sonne-2688/
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