Archiv APO und soziale Bewegungen (APO-Archiv)
"Das Archiv 'APO und soziale Bewegungen', kurz: 'APO-Archiv', ist ein
bedeutender Quellenfundus der Zeitgeschichte und verfügt über eine der
umfangreichsten Sammlungen zum Themengebiet. Die Recherche im
APO-Archiv ist mittlerweile zur festen Größe im Rahmen von Forschungs-
und Dissertationsvorhaben aus dem In- und Ausland geworden. Dazu ist das
Archiv eine geschätzte Ressource journalistischer Hintergrundrecherchen
und zudem ein Reservoir ikonographischer Zeitzeugnisse und
symbolträchtiger Reliquien für diverse größere und kleinere
Ausstellungen."
So lautet der Anfang der "Informationen und Hinweise" zum APO-Archiv der FU Berlin. Zu der inhaltlichen Ausgestaltung des APO-Archivs:
"Plakate hat das Archiv nicht systematisch gesammelt, dem
Verwaltungsleiter waren die dafür notwendigen Büromöbel zu teuer.
Trotzdem befinden sich ca. 250 Plakate im Keller, die allerdings noch
nicht geordnet und auch nicht sachgemäß gelagert sind.
Fotos wurden ebenfalls nicht systematisch aufgenommen, auch weil
Fichter/Lönnendonker schon frühzeitig mit dem Fotografen der APO,
Michael Ruetz, zusammenkamen und angesichts dessen ausgezeichneter
Sammlung eine weitere für überflüssig hielten. (Daß das Privileg der
kostenlosen Nutzung nicht ewig andauern würde, war damals nicht
vorauszusehen.) Ausnahmen bilden die Fotos des studentischen
Untersuchungsausschusses nach dem 2. Juni 1967, Fotos der FU-Gründerzeit
und Vietnam-Fotos aus dem Ullstein-Archiv, und einige andere mehr.
Fast keine Dokumente gibt es über die soziale Zusammensetzung der
Revolteure. Prof. Dr. Harald Hurwitz hatte während seiner Studienzeit im
Jahre 1946 einmal versucht, so etwas wie eine Sozialstruktur der
SDS-Mitglieder für OMGUS zu erstellen, die sich im Besitz des
APO-Archivs befindet. Solche Versuche sind nicht fortgesetzt worden. In
der antiautoritären Zeit des SDS waren sie auch kaum möglich, so etwas
wäre als bürgerliche Wissenschaft und Klassenverrat oder sonst was
verfolgt worden. Heute gibt es natürlich Einschätzungen, die
opinion-leaders des SDS lassen sich im Nachhinein auch bestimmten
gesellschaftlich Gruppe oder "Klassen" zuordnen, auch Schätzungen z.B.
von Bernd Rabehl über den Berliner SDS ("zur Hälfte Abhauer aus der
DDR") lassen sich der mehr bürgerliche Herkunft z.B. der Frankfurter
Genossen gegenüberstellen.
Was die Dokumentation offizieller Gremien, z.B. der Sitzungen des
Abgeordnetenhauses über die APO angeht, so sind die Drucksachen und die
Zeitschrift "Das Parlament" die wichtigsten Quelle, sie befinden sich in
der Bibliothek des Otto-Suhr-Instituts (OSI). Die Protokolle der
öffentlichen Sitzungen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu
den Ereignissen des 2. Juni und der Entwicklung an der Freien
Universität befinden sich als Tondokument und in Abschrift im Archiv.
Die Sammlung der Originaldokumente ist regional gegliedert,
international nach Ländern, national nach Bundesländern, unter denen
dann die einzelnen Universitätsstädte zu finden sind. Ausnahmen bilden -
wegen der dort im Vergleich sehr hohen Benutzerfrequenz - Themen- und
Ereignisschwerpunkte, z.B. "Bewaffneter Kampf"( mit RAF, Bewegung 2.
Juni und Nachfolgeorganisationen), "Frauen" oder "Attentat auf Rudi
Dutschke" mit den anschließenden Oster-Unruhen.
Für die Freie Universität beinhaltet die Sammlung neben Flugblättern,
-schriften, Periodika etc. alle vom AStA und vom Konvent und allen
Gremien der Freien Universität herausgegebenen Serien, Zeitungen,
Mitteilungen usw. Des weiteren wurden im Zuge der Erstellung der
FU-Dokumentation die Protokolle der wichtigsten Sitzungen der FU-Gremien
in Kopien des Hochschularchivs archiviert. Bei anderen Universitäten
ist die Intensität der Sammlung verständlicherweise nicht so hoch.
Das Archiv verfügt über einen ansehnlichen Bestand an Tondokumenten.
Einmal handelt es sich um Interviews, die für verschiedene Projekte
erhoben wurden. Sodann existiert seit 1993 der "Malteser Kreis", in dem
sich Gründer der FU mit Vertretern der "68er" treffen und diskutieren.
Diese Diskussionen wurden bis 1998 aufgenommen und zum großen Teil
abgeschrieben. Weiterer Bestände sind die Diskussion um den Unabhängigen
Studentenausschuß (USTA), die Mitschnitte der großen Veranstaltungen
(1968 – Vorgeschichte und Konsequenzen, SDS-Symposium) sowie Mitschnitte
von Rundfunksendungen." Es gibt eine detaillierte Bestandsübersicht, die Aufschluss zu den nachgewiesenen Archivalien gibt.
Ich bin auf das Archiv erst durch einen Artikel im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL aufmerksam geworden, der in der Nr.22 / 26.05.2018 S.48-49 publiziert worden ist. Seit 1963 hat Siegward Lönnendonker Flugblätter und Dokumente der Außerparlamentarischen Opposition (APO) gesammelt. Auf 672 Regalmeter ist es mittlerweile angewachsen, rund 3 Millionen Seiten Dokumente. Das Herz der Sammlung bilden die 200.000 Seiten SDS-Akten. "Lönnendonker möchte sie in den nächsten Monaten online zugänglich machen. Doch FU-Archivleiterin Rehse, eine Expertin für Datenschutz, will erst genau prüfen, ob mit der Veröffentlichung der Akten Persönlichkeitsrechte verletzt würden".
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