Das Projekt Liebesbrief-Archiv an der Universität Koblenz-Landau, das von der Sprachwissenschaftlerin Eva Wyss betreut wird, verfügt derzeit über 21.000 Briefe von 1821 bis heute. Wyss hat sich über Liebesbriefe habilitiert. Der älteste Brief in ihrer Sammlung ist aus dem Jahr 1821, die jüngsten Liebesbriefe sind brandneue E-Mails. Jede Post wird anonym katalogisiert. Nicht nur Briefe, auch Whatsapp-Nachrichten, SMS und E-Mails gehen in die Forschung ein und werden wissenschaftlich aufgearbeitet.
In einem ersten Durchgang werden die Briefe in eine chronologische
Ordnung gebracht, gezählt und nummeriert. Dabei spielt die
Überblicksdarstellung eine wichtige Rolle: Neben einer sorgfältigen Detailübersicht werden die Briefe in einer Mengenübersicht zusammengefasst
und nach verschiedenen Kriterien geordnet, so zum Beispiel auch nach
Jahrzehnten (s. Abb. 2a und 2b).
In diesem Schritt erfolgt auch die Digitalisierung der Briefexemplare, einmal in Form eines Scans und dann als Transkript. Die Analyse der Briefe erfolgt nach verschiedenen Kriterien durch
Fallstudien: Dabei konnten erste Erkenntnisse zu historischen (19., 20.
Jh), soziolinguistischen (Alter, Geschlecht), medienlinguistischen
(Briefform, Schreibmedium) Fragestellungen gewonnen werden. Mit der
systematischen Digitalisierung können die Briefe durch
korpuslinguistische Verfahren (KWIC, Konkordanzen, Häufigkeitsanalysen)
tiefer analysiert werden. Dazu ist allerdings erst eine Annotation der
Briefe nötig, auf deren Grundlage neue Erkenntnisse zu erwarten sind.
Der erste Schritt der Digitalisierung ist das Einscannen der Briefe. Die
DFG-Praxisregeln zur Digitalisierung geben die Richtlinien vor, an
denen entlang gearbeitet wird. Die Dokumente werden dabei mit einer
Auflösung von 300 dpi sowie unter Beibehaltung der Proportionen des
Originals erfasst. Jede Briefseite wird gesondert erfasst; die
entstandenen Bilddateien werden im tiff-Format gespeichert, um eine
Komprimierung zu vermeiden. In einem abschließenden Schritt werden dann
die einzelnen Seiten eines Briefes innerhalb eines Dokumentes
zusammengeführt, sodass jedem Brief eine Nummer zugeordnet werden kann.
Einige Konvolute im Archiv liegen nicht im Original, sondern nur als
Kopie vor, auch diese werden gescannt. Neben dem Scanprozess werden zu
jedem Brief und jedem Konvolut inklusive aller Beilagen die
entsprechenden Metadaten in einer gesonderten Tabelle erfasst. Angaben
zu Briefschreiber/-in, Ort, Datum, genauer Abmessung und Format des
Digitalisates zählen ebenso dazu wie die Anzahl der Seiten und Blätter.
Im Transkript sind insbesondere das
Briefformular und die beteiligten Briefpartner mit einigen
Zusatzinformationen (z. B. Geschlecht, Alter, Datum der Heirat) sowie
Orte (soweit möglich mit GND-Referenz) modelliert. Namen sind wegen der
geplanten onomastischen Untersuchungen typisiert (@type).
Organisatorische Metadaten sind hier der Übersichtlichkeit halber sehr
schlank gehalten. Das vollständige Transkript findet sich hier: TEI Beispiel
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