Es war Anfang des 14. Jahrhunderts, als in Europa für den Raum
östlich vom Schwarzen Meer und südlich des großen Kaukasus erstmals der
Name "Georgien" auftauchte.
Die historische Weltkarte von damals findet sich im Literaturmuseum
in Tiflis. Dort dokumentiert eine hübsche Ausstellung, wie sich an der
Schnittstelle zwischen Orient und Okzident im Laufe der Jahrhunderte
unter den zahlreichen Völkern autonome Territorien herausbildeten.
Bis heute ist Georgien mit seinen knapp vier Millionen Menschen ein
Vielvölkerstaat mit zahlreichen Sprachen geblieben - die Georgier selbst
besitzen aber eine weltweit einzigartige Sprache mit 33 kunstvoll
geschwungenen Buchstaben, die bis ins dritte Jahrhundert nach Christus
zurückverfolgt werden kann.
"Nichts ist so georgisch wie das Alphabet", pflegt der
Schriftsteller Aka Morchiladze, der bekannteste Autor des Landes,
trocken zu sagen. Dank der Sprache hat das Land, das ewiger Spielball
der Großmächte von den Persern über die Mongolen bis zu den Russen war,
seine Identität bewahrt.
Als Außenposten im oströmischen Reich wurde das Land schon im
vierten Jahrhundert christianisiert - der heilige Georg sollte später in
Georgien ein Nationalheiliger werden. Da es im Ostchristentum keine
offizielle Kirchensprache gab, wurde schon sehr früh in die eigene
Sprache übersetzt.
So kann Georgien, das sich selbst Sakartwelo nennt, auf eine fast
1500-jährige Geschichte an literarischer Tradition zurückblicken. Als
Höhepunkt in der georgischen Blütezeit gilt Schota Rustawelis
Gedichtband "Der Recke im Tigerfell" aus dem 12./13. Jahrhundert, das
zum Nationalepos werden sollte. ... [mehr] https://www.volksstimme.de/buch/georgien-kleines-land-mit-grosser-literarischer-tradition/1537783902000
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