Die
Zusammenarbeit, aber auch die Konkurrenz der Bibliotheken, Archive und
Museen in Marbach, Weimar und Wolfenbüttel hat eine lange Tradition. Als
1706 in Altona der Nachlass des Universalgelehrten Marquard Gude
versteigert wurde, zeigten sowohl der Wolfenbütteler Bibliothekar
Gottfried Wilhelm Leibniz als auch sein Weimarer Amtskollege Konrad
Samuel Schurzfleisch dienstliches Interesse. Schurzfleisch sicherte mehr
als tausend Bücher für Weimar. Leibniz konnte vier Jahre später Gudes
Handschriftensammlung für Wolfenbüttel erwerben.
Bis heute bestehen enge
personelle und fachliche Verbindungen zwischen den Häusern. Schon kurz
nach der Wiedervereinigung kam es zum Abschluss erster
Kooperationsverträge. Seit 2007 geben das Deutsche Literaturarchiv
Marbach, die Klassik Stiftung Weimar und die Herzog August Bibliothek
Wolfenbüttel gemeinsam die „Zeitschrift für Ideengeschichte“ heraus. Als
„soziale Forschungsinfrastrukturen“ sind die drei Institutionen von
hoher Attraktivität für ein internationales Publikum. Zahlreiche
Stipendien- und Bildungsprogramme unterstützen die quellengestützte
Arbeit am Ort. Mit ihren komplementären Beständen decken Wolfenbüttel,
Weimar und Marbach die kulturelle Überlieferung vom späten Mittelalter
bis zur Moderne exemplarisch ab. Nicht nur die Wege der Mitarbeiter,
auch die der Nutzer kreuzen sich vielfältig.
Ungeachtet
aller Gemeinsamkeiten gibt es indes erhebliche Unterschiede. Die
Bibliothek in Wolfenbüttel ist im Kern eine fürstliche Büchersammlung
des siebzehnten Jahrhunderts und heute eine von drei Landesbibliotheken
in Niedersachsen. Die Klassik Stiftung Weimar bündelt das
Unesco-Weltkulturerbe des Klassischen Weimars, verfügt aber zugleich
über umfangreiche Bestände zur klassischen Moderne. Das Deutsche
Literaturarchiv wurzelt im bürgerlichen Schillerkult des neunzehnten
Jahrhunderts. Als Träger firmiert nach wie vor der Deutsche
Schillerverein. Wie bei der Klassik Stiftung übernehmen Bund und Land
den Großteil der Finanzierung. ... [mehr] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/nationaler-forschungs-verbund-bestandsaufnahme-mit-hindernissen-15851471.html
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