Nach
den Ausschreitungen in Chemnitz und Köthen sind Vorurteile gegenüber
ostdeutschen Städten weiter gewachsen. Über das, was funktioniert, wird
kaum berichtet. „Gotha ist bunt“ – unter diesem Motto haben sich in der
thüringischen Stadt engagierte Menschen zusammengeschlossen, um
Flüchtlingen aus dem Nahen und Mittleren Osten in ihrer neuen Heimat
rasch in die Spur zu helfen. Wandelt man zwischen Gothas herausgeputzten
Fassaden und verfallenen Villen, stößt man nicht selten auf charmante
Kontaktzonen. So befindet sich neben „Onkel’s Bierstübchen“ ein Laden,
über dem in arabischer Schrift zu lesen ist: „Lebensmittel, Obst und
frisches Fleisch“. Eine aufgeschlossene Haltung dem Orient gegenüber hat
in Gotha Tradition. In der Forschungsbibliothek auf Schloss
Friedenstein liegt die drittgrößte deutsche orientalische
Handschriftensammlung.
Besonders verdient um diese
Sammlung machte sich Ulrich Jasper Seetzen, der im Nahen Osten
Naturalia, Artefakte und Handschriften – darunter viele zur Naturkunde
und Alchemie – erwarb und nach Gotha in die herzogliche Residenz
expedierte. Nach 1810 verliert sich seine Spur im Jemen, ohne dass bis
heute bekannt ist, was ihm zugestoßen ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
versank die Sammlung in einen Dornröschenschlaf. Erst in jüngerer Zeit
weckt sie wieder verstärktes Interesse. Aus Anlass der Tagung „Alchemy
in the Islamicate World“ wurde im Schausaal der Bibliothek eine Auswahl
von Codices präsentiert. Die Liste gängiger alchemischer Termini, die
aus dem Arabischen entlehnt wurden, reicht von Alembik über Alkohol und
Elixier bis zur Alchemie selbst. Das „Al“ in „Alchemie“ bezeichnet den
bestimmten Artikel. Dennoch ist der Zusammenhang zwischen Islam und
Alchemie noch nie Gegenstand einer Tagung gewesen. Nun gelang es der
Arabistin Regula Forster (Zürich/Berlin), in Gotha eine illustre Runde
zu versammeln. ... [mehr] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/forschung-im-lokalen-verbund-gotha-ist-der-orient-15851480.html
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