Es war wohl die spektakulärste Insubordination der deutschen
Literaturgeschichte. Am Abend des 22. September 1782 verlässt Dr.
Ritter, begleitet von Dr. Wolf, klammheimlich die Stadt Stuttgart. Der
Wagen der beiden Herren, in dem sich auch zwei schwere Koffer und ein
kleines Klavier befinden, rumpelt durch das Esslinger Tor. Es ist zu
dieser späten Stunde schon geschlossen. Aber der wachhabende Offizier
weiß Bescheid. Er lässt die beiden anstandslos passieren. Die Chaussee
ist frei.
Schnell nimmt der Wagen Fahrt auf. Schon sehen die
beiden Männer links von Ludwigsburg das illuminierte Schloss Solitude
gleißen. Hier steigt mit einem Fest für jene württembergische
Prinzessin, die bald den russischen Zarenthron besteigen wird, die
letzte große höfische Ausschweifung des Landesvaters Carl Eugen.
Das
beschäftigt alle gesellschaftlichen Stützen des Herzogtums so sehr,
dass unbotmäßige Landeskinder ungehindert Reißaus nehmen können. Dr.
Ritter blickt noch einmal zurück im Zorn, sieht das Lichtermeer und
gibt, auf einmal gar nicht mehr wütend, eher ein wenig wehmütig die
Worte von sich: „Meine Mutter!“ – und entschwindet. ... [mehr] https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article191812315/Actionszenen-der-Weltliteratur-5-Friedrich-Schiller.html
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