Montagabend in Bad Soden. Gegen acht Uhr ist die
S-Bahn aus Frankfurt am Main fast leer, Licht brennt nur noch in den
vielen asiatischen Restaurants und in der "Bücherstube Gundi Gaab" am
Platz Rueil-Malmaison, dessen Name klingt, als stamme er aus einem
Roman. Gleich liest hier der Schriftsteller Takis Würger aus "Stella".
Die Veranstaltung ist ausverkauft.
Kein Autor ist derzeit so umstritten wie Würger, der eine Liebesgeschichte aus dem Berlin des Jahres 1942
geschrieben hat, in deren Zentrum eine der realen Stella Goldschlag
nachempfundene "Greiferin" steht. Um als Jüdin ihre eigenen Eltern zu
retten, kollaborierte sie mit dem Naziregime, an das sie Hunderte
versteckte Juden verriet. Zwischen die Kapitel der Liebesgeschichte, in
der sich ein junger, naiver Schweizer Maler in die schöne und
geheimnisvolle Stella verguckt, montiert Würger lange Zitate aus den
Prozessakten eines sowjetischen Militärtribunals, das die reale Stella 1946
zu einer Haftstrafe verurteilt hatte. Darin stehen die echten Namen der
von ihr Verratenen. Die meisten von ihnen wurden in Auschwitz ermordet. ... [mehr] https://www.sueddeutsche.de/kultur/takis-wuerger-stella-holocaust-1.4312495
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen