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Mittwoch, 12. Dezember 2018

Land Baden-Württemberg gibt geraubte Peitsche und Bibel an Namibia zurück

Das Land Baden-Württemberg will sich in den kommenden Jahren offensiv dem kolonialen Erbe stellen. Hierzu werden 1,25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die sogenannte Namibia-Initiative umsetzen zu können. Das Land Baden-Württemberg wird dem namibischen Staat eine Familienbibel und eine Peitsche zurückgeben, die sich derzeit noch im Linden-Museum befinden. Diese Rückgabe wolle man zum Anlass nehmen, das koloniale Erbe konsequent aufzuarbeiten, sagte die Kunststaatssekretärin Petra Olschowski im Linden-Museum, wo die Peitsche und Bibel des einstigen Nama-Anführers Hendrik Witbooi bis zur Rückgabe Anfang nächsten Jahres in einer kleinen Ausstellung präsentiert werden. 
Wie in allen ethnologischen Museen befinden sich auch im Linden-Museum zahlreiche Objekte, die während des Kolonialismus in die Sammlung gelangten. Bei einem Forschungsprojekt hat das Linden-Museum in den vergangenen zwei Jahren versucht, von rund 25 000 Objekten aus Namibia, Kamerun und dem Bismarck-Archipel herauszufinden, ob sie den Eigentümern unrechtmäßig entzogen oder bei Schlachten erbeutet wurden. Da die Rückgabe von Objekten aus öffentlichen Sammlungen Sache der Politik ist, will das Land anhand von Namibia exemplarisch untersuchen, wie man sinnvoll mit diesem heiklen Erbe umgeht. Hierzu möchte man gezielt mit Wissenschaftlern aus Namibia und den dortigen Herkunftsgesellschaften ins Gespräch kommen. 
Um mehr Transparenz zu schaffen, wird das Linden-Museum seine Bestände online stellen. Es wird außerdem mit der Universität Tübingen, dem namibischen Nationalmuseum, der Universität von Namibia und Vertretern der Nama und Herero die gemeinsame Geschichte aufarbeiten und einzelne Objekte aus der Stuttgarter Sammlung erforschen. Auch das Deutsche Literaturarchiv Marbach beteiligt sich an der Namibia-Initiative und wird sich mit Kollegen aus Namibia mit der Rolle der deutschen Kolonialliteratur beschäftigen.
Aktuell liegen dem Land Baden-Württemberg keine konkreten Rückgabeforderungen vor, wobei Inés de Castro, die Direktorin des Linden-Museums den Kontakt mit den Herkunftsgesellschaften offensiv suchen möchte. Sie geht davon aus, dass es zu weiteren Rückgaben kommen wird, wobei „Restitution immer „mit dialogischen Prozessen verbunden werden“ sollte, so de Castro.
Für sie als auch für Petra Olschowski ist klar, dass die Namibia-Initiative nur ein erster Anfang sein könne. In den nächsten Jahren müsse das Land die Provenienzforschung noch deutlich ausbauen, so Olschowski. Denn auch in anderen Museen befänden sich heikle Bestände, zum Beispiel auch Schädel und Gebeine, über deren Rückgabe nachgedacht werden müsse.

via https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.land-startet-namibia-initiative-ein-neuer-umgang-mit-einem-heiklen-erbe.89896c4b-10f2-4256-a540-da905f4c1d36.html

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