Dass sich das durch zahlreiche
Neuerscheinungen der letzten Jahre gründlich geändert hat, ist dem
Gastlandauftritt des Landes bei der morgen beginnenden Frankfurter Buchmesse
geschuldet, ein Auftritt, der traditionell auch von einem
Förderprogramm für Übersetzungen begleitet wird. In diesem Fall erweist
es sich als ausgesprochen fruchtbar – kaum zu glauben, dass ein früherer
Buchmessendirektor allen Ernstes den Länderschwerpunkt abschaffen
wollte. Einer Bibliographie zur seit 1852 ins Deutsche übersetzten
georgischen Literatur zufolge, die gerade im Shaker-Verlag erschienen
ist, wurden mehr als ein Viertel aller dort erfassten Titel erst in den
vergangenen acht Jahren publiziert, darunter einige Klassiker und
zahlreiche heutige Autoren, deren Blick auf das eigene Land nicht selten
von einer literarischen Moderne geformt ist, die weit über dessen
Grenzen hinausreicht.
Solche
Berührungen sind kein Phänomen der jüngsten Zeit: So einzigartig Sprache
und Schrift des Landes seit jeher sind, so auffällig ist zugleich die
Übernahme literarischer Formen wie der Chronik oder der Heiligenlegende
in den ältesten überlieferten Texten des Landes. Die zauberhafte Liebes-
und Eifersuchtsgeschichte „Wis und Ramin“, verfasst im 12. Jahrhundert,
geht auf eine persische Vorlage zurück, und zur selben Zeit, als man in
Westeuropa höfische Artusromane rezipierte, schuf in Georgien um 1200
der Dichter Schota Rustaweli das in manchen Zügen verblüffend daran
erinnernde Versepos „Der Ritter im Panterfell“, ein Werk, das noch immer
Pflichtlektüre in georgischen Schulen ist und nach dessen Verfasser
nicht nur die prächtigste Straße von Tiflis, sondern auch der
Hauptstadtflughafen benannt ist. ... [mehr] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buchmesse/georgiens-literatur-die-jahre-die-wir-nicht-kannten-15827777.html
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