Unheimlich, anders kann man die zufällige Gleichzeitigkeit von
Preisverleihung, Preisträgern und Zeitgeschehen kaum bezeichnen.
Eingerahmt von einer alle Erwartungen übertreffenden Demonstration am Samstag in Berlin, die sich unter dem Titel "Unteilbar" zur Offenheit bekannte und allen Formen von Re-Faschisierung entgegenstellte, und einer Landtagswahl
heute, die seit Monaten so viel mehr als eine Landtagswahl zu sein
scheint, sondern eine Entscheidung über das Werteverständnis der
gesamten Republik.
Und mittendrin der Friedenspreis des deutschen Buchhandels
an zwei, deren "zweistimmiges" Schaffen seit Jahrzehnten darauf
hinwirkt, uns beizubringen - man muss es so deutlich sagen - wie
selbstkritische Erinnerung identitätsstiftend für eine Gesellschaft,
eine Nation, eine Wertegemeinschaft sein kann und muss. Wie elementar es
ist, die Vergangenheit nicht zu bewältigen, sondern zu bewahren. Nicht
abhaken, keinen Schlussstrich ziehen.
Auschwitz nicht als "Moralkeule", wie vor genau 20 Jahren Martin Walser in seiner Rede aus gleichem Anlass am gleichen Ort formulierte, kein "Vogelschiss",
nein. Sondern als Richtwert für unsere Identität: Die Verbrechen der
Nationalsozialisten, so formulierte Aleida Assmann es einmal, seien als
"negativen Maßstab" zu begreifen, "an dem die politische Kultur der BRD
zu messen ist". ... [mehr] http://www.spiegel.de/kultur/literatur/friedenspreis-des-deutschen-buchhandels-geht-an-aleida-und-jan-assmann-a-1233188.html
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