An der Abteilung Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat im September das von der DFG geförderte Forschungsprojekt „Wahrnehmungs- und Wirkungsformen der Oper, Berlin ca. 1815–1828“ seine Arbeit aufgenommen. Unter der Leitung von Dr. Fabian Kolb werden sich in den kommenden drei Jahren zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Erforschung des Musiktheaters in der preußischen Metropole im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts widmen.
Das Projekt macht es sich dabei zur Aufgabe, die Operngeschichte des frühen 19. Jahrhunderts exemplarisch am Beispiel Berlins aus einer Reihe bislang vernachlässigter Perspektiven in den Blick zu nehmen. Im Zentrum stehen die Repertoireentwicklungen sowie die engen Wechselwirkungen von Produktions- und Rezeptionsbedingungen. Dazu bilden Aspekte wie die Verlagsproduktion und Vermarktung von Klavierauszügen und anderen Opernbearbeitungen, die Präsenz von sogenannten Favorit-Stücken und anderen Teilen aus Opern im zeitgenössischen Konzertbetrieb sowie die Bedeutung von bestimmten Sängerprofilen besondere Schwerpunkte. Gefragt wird nach Erwartungshaltungen, Wahrnehmungsmustern und verschiedenen Popularitätsmomenten, die die Spielplangestaltung beeinflussten. Phänomene wie die Berliner Freischütz-Euphorie, die öffentliche Spontini-Wahrnehmung, die Berliner Rossini-Begeisterung und der Virtuosen-Kult um einzelne Gesangsstars werden untersucht und in ihren vielfältigen Beziehungen mit dem Musikbetrieb wie dem Presse- und Verlagswesen ergründet. Diese Perspektiven versprechen neue Erkenntnisse zu Erfolgs- und Selektionsprozessen und zu den Konstituenten der zeitgenössischen Geschmacks- und Repertoirebildung. Damit werden neue Einsichten zum Musik- und Opernverständnis der Zeit insgesamt eröffnet.
via https://idw-online.de/de/news703317
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen