Wissenschaftler
ihren Publikationen eindeutig zuzuordnen, ist eine Herausforderung. Ein
universeller, internationaler Identifikator kann dies erleichtern. Hier
hilft die ORCID iD: Eine ORCID iD dient zur eindeutigen Identifizierung
von Autorinnen und Autoren und zur korrekten Verknüpfung mit ihren
Forschungsaktivitäten, zum Beispiel Publikationen, Forschungsdaten,
Patenten und Projekten.
ORCID
steht für Open Researcher and Contributor ID, wobei sich “Open“ auch
auf die Interdisziplinarität der ID bezieht: Autoren aller Disziplinen
können sich kostenlos bei ORCID registrieren und so eine ORCID iD
bekommen. Gegründet wurde die Non-for-Profit-Organisation ORCID
gemeinsam von Forschungseinrichtungen wie dem M.I.T., CERN und
internationalen Wissenschaftsverlagen. Der Fokus von ORCID liegt auf dem
automatisierten Datentausch zwischen unterschiedlichen Systemen, mit
denen Wissenschaftler*innen in Kontakt treten – zum Beispiel Verlage,
bibliographische Datenbanken und diverse Universitätssysteme wie
Hochschulbibliographien oder auch Forschungsinformationssysteme. Dabei
entscheidet der Wissenschaftler selbst, welchen Organisationen er den
automatisierten Datentausch erlaubt. ORCID versteht sich als
„Verteilplattform“ für Daten, weniger als ein weiterer Anbieter für
Profile von Wissenschaftler*innen.
ORCID
erleichtert die Zuordnung von Personen zu Publikationen. Geben
Wissenschaftler*innen ihre ORCID iD beim Einreichen einer Publikation
an, ist direkt bei der Veröffentlichung eine eindeutige Verknüpfung des
digitalen Dokuments mit den beteiligten Personen gegeben. Einzige
Voraussetzung: Die digitale Publikation wird bereits bei ihrer
Veröffentlichung mit einem Digital Object Identifier (DOI) versehen.
Gerade für Wissenschaftler*innen mit Umlauten im Namen, sehr häufig
vorkommenden Namen oder bei Namensänderungen ist dies von Vorteil, da
die entsprechenden Publikationen durch die Verknüpfung von ORCID iD und
DOI der Veröffentlichung dauerhaft miteinander verknüpft sind. Im
eigenen ORCID-Profil ist es zudem möglich, Namensvarianten zu
hinterlegen, die alle mit der persönlichen ID und damit auch mit den
zugehörigen Publikationen verknüpft sind. Wird zudem den Organisationen
DataCite und Crossref erlaubt, das eigene ORCID-Profil automatisch zu
aktualisieren, sobald ein DOI registriert ist, minimiert sich der
Pflegeaufwand, da der Wissenschaftler Publikationen nicht mehr selbst in
das Profil einpflegen muss. Alle Publikationen, deren DOIs mit ORCID
iDs verknüpft sind, werden auch in der bibliometrischen Datenbank Web of
Science mit den zugehörigen ORCID iDs angezeigt. Diese Datenbank
ermöglicht neben der Suche nach Personennamen die Suche via ORCID iD,
die auch bei weit verbreiteten Namen im Gegensatz zu der Suche nach
Personennamen eindeutige Publikationslisten liefert.
Die
volle Datenhoheit liegt bei dem Besitzer der ORCID iD. Er bestimmt
allein, ob und mit welcher Organisation Daten geteilt werden und welche
Daten für wen sichtbar sein sollen. Hier gibt es drei Stufen: weltweit
sichtbar, sichtbar für Organisationen, denen Lese- und oder
Schreibrechte eingeräumt wurden (sog. „trusted organisations“), oder nur
für den Besitzer des ORCID-Profils sichtbar.
Ein
weiterer Vorteil: Auch Publikationsarten, die in anderen
Nachweisinstrumenten keine Berücksichtigung finden, können im
ORCID-Profil hinterlegt werden. Hierzu gehören unter anderem Blogposts
oder Folien zu Vorträgen. So wird die eigene Forschungsleistung
umfassender sichtbar, ohne dass ein hoher Pflegeaufwand zu betreiben
ist. Auch verringert sich der administrative Aufwand durch die
Möglichkeit, sich in unterschiedlichen Systemen mit der ORCID iD
einzuloggen.
Die
Technische Universität Dortmund und die Ruhr-Universität Bochum sehen
in ihrer ORCID-Mitgliedschaft, die sie bereits zu Beginn des Jahres 2016
als erste Universitäten in Deutschland abgeschlossen hatten, Vorteile
für die eigene Organisation. Beide sind dem ORCID-Deutschland-Konsortium
im November 2016 beigetreten.
Die
Mitgliedschaft bei ORCID Inc. ermöglicht die umfassende Nutzung der
ORCID-Programmierschnittstelle. Diese erlaubt den automatisierten
Datenaustausch zwischen der ORCID-Plattform und unterschiedlichen
Systemen wie zum Beispiel Verlagen, Forschungsförderern oder
bibliometrischen Datenbanken. Auch von Universitäten betriebene Systeme
wie zum Beispiel Hochschulbibliographien und
Forschungsinformationssysteme können mittels der ORCID-Schnittstelle
Daten synchronisieren. Gerade für die Synchronisation mit
Forschungsinformationssystemen wird die Schnittstelle im Vereinigten
Königreich verwendet, denn dank ORCID gelingt die Verknüpfung von
Metadaten zwischen Forschungsinformationssystem, Publikationen und
Personen zunehmend leichter und kann schrittweise automatisiert werden.
An
der Technischen Universität Dortmund und der Ruhr-Universität Bochum
wird die ORCID-Schnittstelle von den Universitätsbibliotheken
eingesetzt, die ihre gemeinsam entwickelte Hochschulbibliographie mit
den ORCID-Profilen ihrer Wissenschaftler*innen synchronisieren. Die
Nutzung der ORCID-Schnittstelle wurde dabei von der
Universitätsbibliothek Dortmund (UB) koordiniert und umgesetzt. Dazu
wurde die Synchronisation der Systeme in beide Richtungen implementiert -
aus der Hochschulbibliographie in die ORCID-Profile der
Wissenschaftler*innen und aus deren ORCID-Profilen in die
Hochschulbibliographie. Für den Datenexport bzw. -import benötigt die UB
Schreib- bzw. Leserechte für die ORCID-Profile ihrer
Wissenschaftler*innen.
Die
UB profitiert von der Synchronisation, da sie die Anzahl an Datensätzen
in ihrer Hochschulbibliographie deutlich erhöhen kann. Dies ermöglicht
eine vollständigere Dokumentation der Forschungsleistung der jeweiligen
Universität. Die bibliothekarische Aufbereitung der Daten, die aus den
ORCID-Profilen der Wissenschaftler*innen importiert werden, stellt
Relationen zwischen Publikationen sowie verschiedenen beteiligten
Autor*innen der Technischen Universität Dortmund und ihrer Zugehörigkeit
zu einzelnen Lehrstühlen, Instituten oder Projekten dar.
Wissenschaftler*innen
gewinnen durch die ORCID-Synchronisation von Hochschulbibliographie und
ORCID-Profilen die Möglichkeit, aus ihrem ORCID-Profil über die
Hochschulbibliographie Publikationslisten für ihre eigenen Webseiten zu
generieren. Dank der bibliothekarischen Aufbereitung der Daten ist es
möglich, solche Publikationslisten für spezifische Anforderungen zu
erstellen, zum Beispiel für einzelne Kooperationsprojekte oder für alle
Mitglieder eines Lehrstuhls.
Ein
weiteres Ziel der UB ist die Einbindung von ORCID in bibliothekarische
Systeme. Die UB Dortmund erfasst bereits seit Frühjahr 2015 ORCID iDs
manuell in der Gemeinsamen Normdatei (GND). Das im Frühjahr 2016
gestartete Projekt orcid.de
hat sich zum Ziel gesetzt, eine zentrale virtuelle Anlaufstelle für
Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen zu schaffen. Dabei soll
auch die GND mit dem ORCID-System verknüpft werden. Die große
Herausforderung liegt in der Automatisierung der Synchronisation der
beiden Systeme und der Datensatzerweiterung um die ORCID iD in der GND.
Die
Organisation DataCite arbeitet eng mit ORCID zusammen, um einerseits
eine optimale Synchronisation zwischen ORCID und DOI-System zu erzielen
und andererseits bereits publizierte, über einen DOI identifizierbare
Datensätze nachträglich mit einer ORCID iD zu verknüpfen. Daher wird die
UB Dortmund ORCID iDs auch in ihrem Repositorium erfassen, um hier
veröffentlichte Dokumente, die einen DOI erhalten, ebenfalls eindeutig
ihren Autor*innen zuzuordnen. Die Universitätsbibliotheken der
Technischen Universität Dortmund und der Ruhr-Universität Bochum
verfolgen das Projekt „orcid.de“, um Synergieeffekte zu nutzen.
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