Die Studie zeigt, dass ein Studienabbruch immer
mehrere Ursachen hat. Dennoch sind Leistungsprobleme, resultierend aus
der Lücke zwischen Anforderungen des Studiums und fehlenden fachlichen
Voraussetzungen, der am häufigsten ausschlaggebende Grund für den
Abbruch des Studiums (31 %), was dem Bundestrend entspricht (30 %).
Ein klarer Zusammenhang besteht zwischen Art und Note der
Hochschulzugangsberechtigung und dem Studienerfolg: So ist der Erwerb
der Hochschulzugangsberechtigung an einem Gymnasium mit besonders guten
Erfolgschancen für das Studium verbunden: 82 % der Absolventen, aber nur
64 % der Abbrecher haben ihr Abitur an einem Gymnasium gemacht. Auch
die Mathematiknote hat besondere Aussagekraft für den späteren
Studienerfolg. Je besser die Vorkenntnisse in Mathematik und
Naturwissenschaften ausfallen, desto seltener berichten Abbrecher von
Schwierigkeiten mit dem fachlichen Niveau und der Bewältigung des
Arbeitspensums.
Die persönliche finanzielle Situation war in
Baden-Württemberg deutlich seltener der ausschlaggebende Grund für den
Studienabbruch als im Bundesdurchschnitt (6 % vs. 11 %). Dagegen kommt
dem sozialen Hintergrund eine große Bedeutung zu. So zeige die Studie,
dass Studienerfolg in Baden-Württemberg wie bundesweit immer noch sehr
stark von der Herkunft abhängt: Studierende, die aus Elternhäusern
stammen, in denen beide Elternteile studiert haben, sind signifikant
erfolgreicher als jene ohne akademisch gebildete Eltern und immer noch
deutlich erfolgreicher beim Studium als wenn nur ein Elternteil studiert
hat. Etwas häufiger als im Bundesschnitt sind in Baden-Württemberg
beide Eltern der befragten Studierenden Akademiker (31 % vs. 27 %).
- Gut informiert Entscheidung über den individuellen Bildungsweg treffen
- Gut ankommen und einsteigen ins Studium
- Wechsel: Aus Abbrechern Umsteiger machen - Übergang zwischen beruflicher und akademischer Bildung erleichtern
1. Gut informierte Entscheidung über den individuellen Bildungsweg treffen
Absolventen in Baden-Württemberg sind bei
Studienbeginn besser informiert als Abbrecher, sie haben sich mit ihrer
persönlichen Eignung (56 % vs. 48 %) und den fachlichen
Studieninhalten (50 % vs. 40 %) besser auseinandergesetzt und die
Beratungsangebote an der Hochschule besser angenommen. Besonders wichtig sei, dass die Berufsorientierung nun in allen
Schularten verbindlich vorgeschrieben sei. Auf dieser Grundlage könnten
Schülerinnen und Schüler eine gut informierte und reflektierte
Entscheidung über den zu ihren Wünschen und Neigungen passenden
Bildungsweg nach dem Schulabschluss treffen - und diesen mit größerer
Wahrscheinlichkeit auch erfolgreich gehen.
Die Studie belegt auch die zentrale Rolle, die der
Wahl des Studienfachs zukommt: So waren Absolventen deutlich häufiger
in ihrem Wunschfach eingeschrieben als Abbrecher (79 % vs. 59 %) und
viel stärker für ihr Studienfach motiviert als Studienaussteiger.
Dass Baden-Württemberg damit offenbar bereits den
richtigen Weg eingeschlagen hat, zeigt die Studie: Die
baden-württembergischen Exmatrikulierten waren am Studienanfang besser
orientiert als im Bundesdurchschnitt (51 % vs. 42 %). Insbesondere die fachlichen Inhalte des Studiengangs waren den
Absolventinnen und Absolventen besser bekannt als im
Bundesdurchschnitt.
2. Gut ankommen und einsteigen ins Studium
2. Gut ankommen und einsteigen ins Studium
Es ist besser, im ersten Semester festzustellen,
dass die Studienwahl nicht die richtige war, als kurz vor der
Abschlussprüfung. Deshalb kommt dem Studienbeginn eine besondere Rolle
zu.
Studierende im Land entscheiden sich früher als im Bundesschnitt
Jeder
zweite Studienabbruch erfolgt im Land in den ersten beiden
Fachsemestern (52 %), weitere im dritten und vierten Fachsemester (26
%). Im Vergleich zum Bundesschnitt fassen die Abbrecher frühzeitiger den
Entschluss, ihre Studienentscheidung zu korrigieren (3,3 vs. 4,2
Semester) und verlassen nach kürzerer Fachstudiendauer die Hochschule
(3,9 Semester vs. 4,7 Semester).
Bessere Betreuungssituation in Baden-Württemberg
Im Vergleich waren die Studierenden im Land häufiger
zufrieden mit der Betreuung durch die Lehrenden (39 % vs. 34 %). Studienabbrecher und Absolventen
schätzten in Baden-Württemberg zudem die allgemeine Organisation des
Studiengangs um je 5 Prozent besser ein als die bundesweite
Vergleichsgruppe. Die didaktische Qualität wird von Studienabbrechern
ebenfalls um 5 Prozent besser eingeschätzt als im bundesweiten
Durchschnitt.
Verbindlichkeit empfohlen
Ein Schlüssel für
eine verbesserte Studieneingangsphase und Studienerfolg ist nach der
DZHW-Studie die Verbindlichkeit der Angebote: So müssten Vor- und
Brückenkurse verbindlich vorgegeben werden, um sicherzustellen, dass
gerade jene Studierenden an den Kursen teilnehmen, die eine
Hilfestellung besonders dringend benötigen. Ebenso sollten die
Hochschulen Einführungs- und Informationsveranstaltungen verbindlich
machen wie auch Feedback in Beratungsgesprächen mit Lehrenden.
Ein Semester zum Orientieren
Denkbar sei auch, ein Orientierungssemester vor dem
eigentlichen Fachstudium einzuführen, was im Praxistest (z.B.
Einstiegssemester ins Ingenieur- und Informatikstudium an der Hochschule
Offenburg) bereits gute Erfolge gezeigt habe. Auch ein Monitoringsystem
für den Studienverlauf (z.B. Hochschule Karlsruhe) habe sich als
sinnvoll erwiesen. Auch frühzeitige
Einblicke in Praxis, Beruf und Forschung müssten verstärkt werden.
Weiter empfehle die Studie, dass die besten Lehrenden im Grundstudium
tätig werden müssten - eben dort, wo die Weichen gestellt werden.
Empfohlen würden auch frühzeitige Eignungsdiagnostik und Kenntnistests.
3. Wechsel: Aus Abbrechern Umsteiger machen - Übergang zwischen beruflicher und akademischer Bildung erleichtern
Angesichts der großen Attraktivität der
Berufsausbildung für Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger sei es
richtig, dass die Kammern nach Möglichkeit Studienleistungen auf
fachlich verwandte Berufsausbildungen anrechnen. Zudem optimieren Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium Übergänge
zwischen akademischer und beruflicher Bildung. Bislang werde in einer Anrechnungsdatenbank unter
Federführung der Hochschule Aalen erhoben, was vom Beruf fürs Studium
angerechnet werden kann.
Berücksichtige
man außerdem, dass die überwältigende Mehrheit der Exmatrikulierten,
welche eine Berufsausbildung absolvieren, sehr zufrieden mit ihrer neuen
Lebens- und Arbeitssituation sind, sei dies ein sehr ermutigendes
Ergebnis und könne auch für noch unentschlossene Studienzweifler
ermutigen, diesem Beispiel zu folgen. Die Studie belegt zudem, dass die
überwiegende Mehrheit derjenigen, die nach einem Studienabbruch eine
Berufsausbildung begonnen haben, sehr zufrieden ist mit ihrer Lebens-
und Arbeitssituation. Besonders zufrieden sind sie mit den
Tätigkeitsinhalten (92 %), den Arbeitsbedingungen (85 %) und der
Arbeitsplatzsicherheit (82 %).
Ein halbes Jahr nach Exmatrikulation haben 44
Prozent der Abbrecher in Baden-Württemberg bereits eine Berufsausbildung
aufgenommen. 32 Prozent gehen einer Erwerbstätigkeit nach. 5 Prozent
befinden sich in einer Übergangstätigkeit wie Praktikum oder einer
Familientätigkeit/Elternzeit (2 %). Im Vergleich zur
Exmatrikuliertenbefragung des Jahrgangs 2008 auf Bundesebene ist damit
die Neigung, nach dem Studienabbruch eine Berufsausbildung aufzunehmen,
deutlich gestiegen (22 % vs. 44 %). Die Sonderstudie für
Baden-Württemberg geht davon aus, dass sich diese Entwicklung auch in
Baden-Württemberg in ähnlicher Weise vollzogen hat.
- Motive und Ursachen des Studienabbruchs an baden-württembergischen Hochschulen und beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher – Kurzversion (PDF)
- Motive und Ursachen des Studienabbruchs an baden-württembergischen Hochschulen und beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher – Langversion (PDF)
- Konzepte Studieneingangsphase (PDF)
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