1512 war ein bedeutendes Jahr für die Stadt Trier. Am Vorabend der
Reformation fand nicht nur die erste Wallfahrt zum Heiligen Rock in den
Dom statt, sondern hier wurde auch einmalig in der Stadtgeschichte ein
Reichstag abgehalten. Der Weihbischof und Rektor der Alten Universität
Trier, Johann Enen (ca. 1480–1519), nahm diese Großereignisse zum
Anlass, um die Medulla Gestorum Treverensium zu verfassen, die nun am Trier Center for Digital Humanities (TCDH) digital ediert und
erschlossen wird.
Die Medulla, deren erste Auflage 1514 veröffentlicht wurde, ist für die
Geschichtswissenschaft in vielerlei Hinsicht interessant. Enen schrieb
hierin die Gründungssage der Moselstadt sowie die Chronik des Erzbistums
Trier nieder. Sein Hauptwerk zählt damit zu den ersten gedruckten
Stadtgeschichten Triers und bildet eine herausragende Quelle für die
historische Landes-, Bistums-, und Frömmigkeitsforschung. Vor allem aber
listete der Weihbischof die wichtigsten Kirchen, Klöster und Reliquien
in der Moselstadt auf, weshalb die Medulla den sogenannten
Heiltumsdrucken zugeordnet wird. Diese Quellengattung, deren Hochzeit
mit der spätmittelalterlichen sowie frühneuzeitlichen Reliquienverehrung
und Wallfahrtskonjunktur zusammenfällt, wurde historisch und
philologisch bislang nur unzureichend beleuchtet.
Im Rahmen des Vorhabens „Digitale Edition und Erschließung der Medulla
Gestorum Treverensium des Johann Enen (1514) als erstes Modul eines
digitalen Portals der rheinischen Heiltumsdrucke“ will das TCDH den
Blick nicht allein auf die Untersuchung von Enens Schrift lenken. Durch
die zusätzliche Edition eines weiteren kleineren Heiltumstraktates soll
bereits der Grundstein für eine umfassende, frei zugängliche Website
gelegt werden, die sich mittelfristig der historischen rheinischen
Wallfahrtslandschaft widmet.
Das Projekt wird in Kooperation mit der Stadtbibliothek Trier, Prof. Dr.
Michael Embach (Fachbereich II, Universität Trier), Prof. Dr. Wolfgang
Schmid (Fachbereich III, Universität Trier), der Bibliothek des
Bischöflichen Priesterseminars Trier sowie der Bayerischen
Staatsbibliothek München durchgeführt und von der Nikolaus Koch Stiftung
gefördert.
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