Zum Start der Berliner Filmfestspiele gibt es schlechte Nachrichten für
die Branche: 2016 ist die Zahl der Kinobesucher in Deutschland um 13
Prozent auf nur noch 121,1 Millionen gesunken. Das ist das schlechteste
Ergebnis seit der Wiedervereinigung. Der Kinoumsatz schrumpfte ebenfalls
deutlich – um ein Achtel, auf noch 1,02 Milliarden Euro. Mit 8,45 Euro
je Ticket kletterten gleichzeitig die durchschnittlichen Eintrittspreise
um sechs Cent auf einen weiteren Höchststand.
Die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin spricht trotzdem von einem
„guten Jahrgang“. Die FFA unterstützt mit zahlreichen weiteren
öffentlichen Förderinstituten die Produktion und den Vertrieb deutscher
Kinofilme, um der Dominanz Hollywoods etwas entgegenzusetzen. Insgesamt
stieg die Fördersumme 2016 um rund 50 Millionen auf 361 Millionen Euro. Die gezielte Wirtschafts- und Kulturförderung lässt zumindest die
Zahl der hiesigen Produktionen weiter steigen. Allein 2016 gab es 244
Erstaufführungen deutscher Kinofilme und damit nochmals 18 mehr. Genau
40 Prozent aller 610 gestarteten Filme stammten damit aus hiesiger
Produktion, wobei allerdings auch Koproduktionen mit US-Studios mitgezählt
werden, die gerne wegen der üppigen Förderung in Deutschland drehen.
Bei den Besuchern können die deutschen Filme aber weiterhin nicht
gegen Hollywood bestehen. Nur noch 27,7 Millionen Kinogänger wollten
hiesige Streifen sehen, fast zehn Millionen weniger als noch 2015. Der
Marktanteil sackte von 27,5 auf 22,7 Prozent ab, der tiefste Stand seit
2012. Immerhin acht deutsche Filme schafften mehr als eine Million
Besucher, die erfolgreichste Produktion, „Willkommen bei den Hartmanns“,
lockte sogar fast 3,1 Millionen Zuschauer. Das bedeutet allerdings
auch, dass ein Großteil der 244 Erstaufführungen nur sehr geringen
Zuspruch hatte. Erfolgreichste Filme in den deutschen Kinos waren 2016 gleich drei
US-Animationsfilme mit je rund 3,3 Millionen Besuchern. Platz 1 belegt
der Disney-Hit „Zoomania“, gefolgt von „Pets“ und „Findet Dorie“, der
Fortsetzung des Pixar-Erfolgs „Findet Nemo“. Zur Einordnung: Allein
„Zoomania“ und „Pets“ haben weltweit bis Februar 2017 jeweils mehr als eine
Milliarde Dollar eingespielt und damit kaum weniger als alle deutschen
Kinos 2016 zusammen.
Das Ziel der deutschen Filmförderung sind aber auch künstlerisch
wertvolle und nicht nur kommerziell erfolgreiche Produktionen: Die Regisseurin Maren Ade
erhielt bereits den Europäischen Filmpreis und schaffte es mit „Toni
Erdmann“ in die Endauswahl für den besten fremdsprachigen Film bei der kommenden Oscar-Verleihung . Auch Filme wie „Vor der
Morgenröte“, „Tschick“, „Colonia Dignidad“, „Wild“ und „Nebel im August“
seien im Kino und auf Festivals erfolgreich gewesen und zeigten die große Vielfalt des deutschen Films.
Das Kinosterben vor allem in kleineren Städten hat sich der Statistik
zufolge nicht fortgesetzt. Die Zahl der Standorte (892) und Unternehmen
(1169) blieb im Jahresvergleich stabil, vor fünf Jahren gab es
allerdings noch in 926 Orten zumindest ein Kino. Die Zahl der
Spielstätten (1654) und der Leinwände (4739) wuchs jeweils leicht. Ob
das so bleibt, ist fraglich. Durch die Besucherrückgänge sank die
Auslastung der Kinos drastisch, pro Sitzplatz wurden 2016 nur noch 154
Karten verkauft – ein empfindliches Minus von 23 Tickets. Mit der Umstellung auf digitale Technik und 3D-Projektion mussten
viele Kinos in den letzten Jahren große Investitionen stemmen, was nicht
jeder Betreiber schaffte. Die 3D-Technik zahlt sich für die Anbieter
aber oft aus, da deutlich höhere Eintrittspreise verlangt werden können.
Das scheint die Besucher nicht unbedingt abzuschrecken, der Marktanteil
der 3D-Filme kletterte auf 25,6 Prozent und damit auf den höchsten
Stand der letzten Jahre. Damit zahlte jeder vierte Kinogänger 2016 für
einen 3D-Film.
via dpa 08.02.2017
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