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Donnerstag, 9. Juni 2016

Neuer Fonds sichert Zukunft der „Kleinen Fächer“ an den Hochschulen in Baden-Württemberg

Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg hat sich zum Ziel gesetzt, die Leistungsfähigkeit der „Kleinen Fächer“ an den Universitäten zu sichern. Zu diesem Zweck wurde die Landesinitiative „Kleine Fächer“ in Baden-Württemberg ins Leben gerufen, in deren Rahmen seit 2015 Maßnahmen entwickelt werden, um strukturprekäre Kompetenzen im Land langfristig zu sichern und zu stärken. Dazu gehörte die Berufung eines Zukunftsrates „Kleine Fächer“ als zentrale Moderationsplattform sowie die Einrichtung eines Strukturfonds, der mit insgesamt drei Millionen Euro für zunächst drei Jahre ausgestattet ist.

Im Rahmen der ersten Ausschreibung aus diesem Fonds sind insgesamt 22 Anträge eingereicht und vom Zukunftsrat begutachtet worden. Sieben Anträge wurden darauf basierend vom Ministerium zur Förderung ausgewählt. Die Begründung: „Kleine Fächer“ stehen vor anderen Herausforderungen als größere Fächer: So sind sie häufiger von personellen und materiellen Einsparungen betroffen und aufgrund ihrer geringen Größe schlechter sichtbar. Die geförderten Maßnahmen eint daher, dass sie diesen Herausforderungen dezidiert begegnen. So soll zum Beispiel die Einrichtung eines Schülerlabors das Bewusstsein für die Bedeutung der beteiligten „Kleinen Fächer“ bei Schülern und Lehrern fördern und Interesse an den Inhalten wecken. Der Erwerb von Technologien zur Ausrichtung von Webinars hingegen schafft eine infrastrukturelle Grundlage, von der Vertreter vieler „Kleinen Fächer“ profitieren werden. Die Einrichtung eines interaktiven Brückenkurses in der Geophysik wird wiederum das „Kleine Fach“ Geophysik nachhaltig stärken, denn es vernetzt Studiengänge in ganz Deutschland und erhöht damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Die ausgewählten Projekte werden mit insgesamt rund einer Million Euro bis Ende 2018 gefördert. Eine zweite Ausschreibung wird im Sommer 2016 folgen.

Die geförderten Projekte

CATS-Schülerlabor (Fördersumme: rund 93 Tausend Euro)

Gemeinsam mit Schulen in Baden-Württemberg richten die asienwissenschaftlichen Fächer der Universität Heidelberg ein Schülerlabor ein. Schüler und Lehrer sollen dort in drei- bis viertägigen Workshops erfahren, wie moderne Asienwissenschaften arbeiten und welche Lernpotentiale hier aktiviert werden können. So werden die wissenschaftlichen Inhalte der beteiligten „Kleinen Fächer“ früh in den Schulunterricht integriert und wecken somit das Bewusstsein für die Relevanz der „großen“ Themen der „Kleinen Fächer“. Die Teilnehmer erhalten dabei fundierte, auf aktuellen Forschungsergebnissen basierende Zugänge zu relevanten Wissensbereichen für die Region und einzelne Länder Asiens.

Gastdozentur im Bereich Visual Culture and Anthropology in Antiquity (Fördersumme: rund 200 Tausend Euro)

Im Rahmen einer Gastdozentur will das Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Freiburg die transdisziplinäre Vernetzung, Stärkung und Fokussierung dieses Verbundes befördern. Visual Culture and Anthropology in Antiquity beschreibt dabei einen Ansatz, der Bilder nicht nur als zeit- und kulturtypische Erscheinung begreift, sondern sie in einen größeren Zusammenhang kulturellen Handels und Verstehens stellt. Es handelt sich somit um ein Wissenschaftsfeld, das verschiedene archäologische, aber auch kognitionswissenschaftliche und neurobiologische Disziplinen einbezieht und die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten „Kleinen Fächer“ durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit stärkt.

iBRIDGE (Fördersumme: rund 247 Tausend Euro)

Das am Karlsruher Institut für Technologie ins Leben gerufene Projekt iBRIDGE setzt sich zum Ziel, die Attraktivität des kleinen Studienfaches Geophysik nachhaltig zu erhöhen und die Vernetzung der geographischen Studiengänge innerhalb von Deutschland zu verbessern, und dadurch auch die Sichtbarkeit des „Kleinen Faches“ langfristig zu erhöhen. Zu diesem Zweck wird ein interaktiver, onlinebasierter Brückenkurs für Studierende aus verwandten Fachrichtungen eingerichtet und der Aufbau eines digitalen Lehrmittelpools für deutsche Geophysik-Studiengänge vorangetrieben.

Masterclass Keilschriftepigraphie (Fördersumme: rund 93 Tausend Euro)

Im Hinblick auf die Steigerung der Leistungsfähigkeit des Faches Assyriologie im Land Baden-Württemberg und darüber hinaus, wird eine Masterclass Keilschriftepigraphie eingerichtet. Hier verbinden sich die Wissenschaftler dreier Universitäten (Freiburg, Heidelberg und Tübingen) und eröffnen fortgeschrittenen Studierenden der Altorientalistik in einwöchigen Intensivkursen anhand des hervorragenden Tontafelbestandes der Heidelberger Uruk-Warka-Sammlung die Möglichkeit, Erfahrung im Umgang mit originalen Keilschriftdokumenten zu machen.

Modul zu einer auf den deutschen Südwesten bezogenen archivalischen Quellenkunde in LEO-BW (Fördersumme: rund 155 Tausend Euro)

Unter Federführung des Landesarchivs Baden-Württemberg stehen der Erhalt und die Weiterentwicklung der Wissensbestände und wissenschaftlichen Kompetenzen im Bereich der archivalischen Quellenkunde und der Historischen Grundwissenschaften in diesem Projekt im Vordergrund. Dazu wird ein vom Landesarchiv gepflegtes Modul im landeskundlichen Informationssystem LEO-BW geschaffen, das – auf den südwestdeutschen Raum bezogen – einen allgemeinen Beitrag zur Verbesserung der bundesweit prekären Situation der Historischen Grundwissenschaften leisten wird.

Numismatischer Verbund in Baden-Württemberg (NV BW) – Vernetzung, Erschließung, Transfer (Fördersumme: rund 194 Tausend Euro)

Insgesamt sieben Institutionen haben sich in diesem Verbund zusammengefunden, um die Situation des „Kleinen Faches“ Numismatik – der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Münzen und dem Geldwesen – in Baden-Württemberg durch die institutionsübergreifende Zusammenarbeit, die Akteure aus der Wissenschaft, der Landesdenkmalpflege und den Landesmuseen vereint, nachhaltig zu verbessern. Dabei stehen die praxisorientierte Lehre, gemeinsame Forschungsaktivitäten, die Neuorganisation der Fundmünzenbearbeitung und die Erschließung der numismatischen Bestände im Fokus. Durch diese Maßnahmen sollen die numismatischen Kompetenzen im Lande besser miteinander vernetzt, die Sichtbarkeit erhöht und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses gesichert werden.

Webinars in den Kleinen Fächern (Fördersumme: rund 38 Tausend Euro)

„Kleine Fächer“ verfügen über spezielle wissenschaftliche Kompetenzen, die im Rahmen vielfältiger Studiengänge benötigt werden, jedoch nicht an jeder Universität angeboten werden können. Die hier zu fördernden Webinars – online-Seminare – bieten in diesem Zusammenhang eine Möglichkeit, diese Kompetenzen für Studierende national und international zugänglich zu machen und so mit wenig Aufwand eine große Reichweite zu erlangen. Verschiedene Fachvertreter „Kleiner Fächer“ der Universität Heidelberg werden im Rahmen des Projekts Webinare konzipieren und anbieten. Dabei erhalten sie organisatorische Unterstützung und werden im Vorfeld auf einem Workshop mit der Technologie vertraut gemacht.

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