Am vergangenen Mittwoch hat ein türkisches Gericht mehrjährige Haftstrafen gegen führende Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" verhängt.
Der Herausgeber Akın Atalay wurde zu acht Jahren, der Chefredakteur
Murat Sabuncu und der Investigativjournalist Ahmet Şık zu je
siebeneinhalb Jahren verurteilt, wegen ihrer angeblichen Unterstützung
von Terrororganisationen. Die verurteilten Journalisten bleiben bis zu
ihrer Revision in Freiheit. Vermutlich werden sie aber nicht das Land
verlassen dürfen. Hier schreibt der ehemalige Chefredakteur der
"Cumhuriyet", Can Dündar, wie er und Atalay vor anderthalb Jahren vor
der Entscheidung standen, in die Türkei zurückzukehren oder ins Exil zu
gehen.
Lesen Sie hier das türkische Original. Der Text ist für die deutsche Version redaktionell leicht bearbeitet worden.
Akın Atalay ist
Geschäftsführer der Cumhuriyet, der
ältesten Zeitung der türkischen Republik. Er ist Vorsitzender der Stiftung, die
die Zeitung herausgibt. Als mich am 31. Oktober 2016 um 5 Uhr morgens die
Nachricht weckte, unsere Häuser würden
durchsucht, galt mein erster Anruf ihm. Er war längst auf den Beinen. Wir waren
in einem Hotel in Köln gewesen anlässlich
einer Feier.
Seit Monaten war
die Razzia erwartet worden, an diesem Morgen wurde sie durchgeführt, die
Wohnungen von 16 Mitarbeitern der Zeitung, darunter Redakteure, Autoren,
Reporter und Anwälte, wurden gestürmt. Die Polizei kehrte das Unterste
zuoberst.
Akın und ich
setzten uns unverzüglich zusammen, riefen Freunde und unsere Familien an und
besprachen, was zu tun sei. Akın ist bekannt für seine Gelassenheit. Auch jetzt
blieb er ruhig. Unaufgeregt bemühte
er sich, uns zu beruhigen und abzuschätzen, was als Nächstes kommen würde.... [mehr] https://www.zeit.de/kultur/2018-04/pressefreiheit-tuerkei-cumhuriyet-akin-atalay/komplettansicht
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