Die
Initiative FAIR Open Access Alliance (FOAA) [1] möchte das
wissenschaftliche Publikationswesen auf eine andere Grundlage stellen
und hat dazu fünf Prinzipien formuliert.
Open
Access – was einst als Bewegung begann, um den Zugang zu
wissenschaftlicher Literatur zu verbessern – ist mittlerweile zu einem
Geschäftsmodell für Verlage geworden. Das führte zu Problemen wie die
teilweise als sehr hoch empfundenen Publikationsgebühren oder hybride
Zeitschriften und der damit aufgekommene Verdacht, dass durch
Publikationsgebühren generierte Einnahmen nur unzureichend mit den
Subskriptionsgebühren verrechnet werden (Double Dipping). Das
Subskriptionsmodell sorgt zudem mit jährlichen Preissteigerungen und
intransparenten „Big Deals“ für zusätzlichen Unmut in der
Bibliothekswelt und bei Wissenschaftlern.
Bei
der Allianz handelt es sich um einen Zusammenschluss von Organisationen
wie LingOA, MathOA, PsyOA, Open Library of Humanities und Center for
Open Science. Die Fair Open Access Principles lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
|
1) Eine
wissenschaftliche Zeitschrift hat eine faire Eigentümerstruktur, die
jeweilige wissenschaftliche Community zeichnet für die Zeitschrift
verantwortlich. FOAA spricht sich dafür aus, dass
wissenschaftliche Zeitschriften in die Hände der wissenschaftlichen
Communities gelegt werden und idealerweise im Besitz von
Non-Profit-Organisationen oder Fachgesellschaften sind. Verlage sollten
sich ausschließlich auf das Erbringen der Publikationsdienstleistung
konzentrieren und keinerlei inhaltlichen Einfluss nehmen. Dies würde den
Wettbewerb zwischen den Verlagen wiederherstellen. Rechtsstreitigkeiten
zwischen Herausgebern und Verlagen darüber, wem die Zeitschrift gehört,
würden hinfällig. Zeitschriften im Verlagsbesitz können jederzeit ihr
Geschäftsmodell ändern, was als problematisch gesehen wird.
Zeitschriften, die sich im Besitz der wissenschaftlichen Community
befinden, erlauben ihre stärkere Einbeziehung in strategische und
inhaltliche Belange.
2) Autoren behalten die Nutzungsrechte.
Im Idealfall sollten auch die Gutachter die Rechte an ihren
Peer-Review-Berichten behalten. Die Beteiligten sollten grundsätzlich
nicht von der Nutzung ihrer eigenen Arbeit ausgeschlossen werden.
3) Die publizierten Artikel sind frei verfügbar, nachnutzbar und werden mit einer Open-Content-Lizenz versehen.
Diskussionen über den Grünen und Goldenen Weg des Open Access würden so
überflüssig. FOAA empfiehlt die CC-BY-Lizenz oder eine vergleichbare
Lizenzierung, die umfangreiche Nutzungsmöglichkeiten einräumt.
4) Die
Möglichkeit zur Einreichung und Veröffentlichung von Artikeln ist nicht
abhängig von der Zahlung einer Gebühr durch Autoren oder deren
Einrichtungen noch von einer Mitgliedschaft. Gebühren sollten
nicht von den Autoren oder ihren Einrichtungen gezahlt werden. Die
Finanzierung der Zeitschrift sollte grundsätzlich auf eine andere
Grundlage gestellt werden, z.B. durch einen Zusammenschluss von
Institutionen wie Universitäten oder durch die Übernahme der
Finanzierung seitens der Forschungsförderung. FOAA schlägt vor, dass
diese Beiträge in einen Fonds statt direkt an die Verlage gezahlt
werden. Durch die Umstellung der Finanzierung könnte Predatory Journals
die Grundlage für ihr zweifelhaftes Geschäftsgebaren entzogen werden.
5) Gebühren,
die an Verlage gezahlt werden, sind möglichst niedrig und transparent
zu gestalten und sollten in einem angemessenen Verhältnis zur erbrachten
Leistung stehen. FOAA hält Gebühren für das Erbringen von
Publikationsdienstleistungen in Höhe von 0-500 US-Dollar für
gerechtfertigt. In Disziplinen, in denen umfangreiche Satzarbeiten und
Korrekturen durchgeführt werden müssen, seien Gebühren von maximal 1.000
US-Dollar tolerabel.
Diese
Prinzipien, würden sie umgesetzt, führen zu einer Entkoppelung des
Besitzes einer Zeitschrift und der Zuständigkeit für ihre Inhalte
einerseits und des Erbringens von Publikationsdienstleistungen für diese
Zeitschrift andererseits. Ersteres läge in den Händen von
Non-Profit-Einrichtungen oder Fachgesellschaften, letzteres bliebe bei
den Verlagen, die als Dienstleister beauftragt würden. Die Artikel
sollten nach der Maßgabe des Open-Access-Prinzips frei verfügbar sein.
Die
angestrebten weitreichenden Veränderungen sind aus Sicht der FOAA
notwendig, weil die gegenwärtige Praxis viel zu ineffizient sei.
Bibliotheken wie Autoren finanzierten teilweise die problematischen
Systeme der Verlage mit (z.B. zur Aufrechterhaltung eine Paywall oder
den Vertrieb). Zudem sei ein dysfunktionaler Markt entstanden, auf dem
Verlage nicht miteinander konkurrieren, weil sie das Monopol an
einzelnen Zeitschriften haben. Bibliotheken könnten sich damit nicht
einfach an einen anderen Anbieter wenden, um eine bestimmte Zeitschrift
zu beziehen. Das Subskriptionssystem lasse Kosten von bis zu 5.000
US-Dollar pro Artikel entstehen. Ein „Switch“ zu Open Access und die
Einführung veränderter Zuständigkeiten würde zu bedeutenden Einsparungen
führen. Diese Gelder seien nach Ansicht der FOAA-Initiatoren besser in
Projekten angelegt, die die Zugänglichkeit und Auffindbarkeit
wissenschaftlicher Literatur verbessern.
Nach
Ansicht der Allianz sollten bestehende Zeitschriften im Idealfall zu
der im Prinzip 1) beschriebenen Struktur wechseln und nicht neu
gegründet werden, weil sonst keine Entlastung für das Budget der
Bibliotheken erreicht würde (da die Zeitschriften im Verlagsbesitz
weiterhin abonniert werden müssten). Zudem ließe sich das Prestige einer
Zeitschrift auf diese Weise „vererben“, indem das Editorial Board die
Veränderung mitträgt oder sogar anstößt.
FOAA
hält an der Grundidee fest, dass wissenschaftliche Ergebnisse in
Zeitschriften publiziert werden. Eine Zeitschrift sei als Referenzpunkt
wichtig, unter anderem um aufzuzeigen, welche Artikelversion die gültige
ist, und um die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit einer
wissenschaftlichen Publikation zu garantieren.
[1] FAIR Open Access Alliance: https://fairoa.org/
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen