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Donnerstag, 26. April 2018

Open Access und Transparenz im wissenschaftlichen Publikationswesen / Jasmin Schmitz in: Open Password 26.04.2018

Die Initiative FAIR Open Access Alliance (FOAA) [1] möchte das wissenschaftliche Publikationswesen auf eine andere Grundlage stellen und hat dazu fünf Prinzipien formuliert.
Open Access – was einst als Bewegung begann, um den Zugang zu wissenschaftlicher Literatur zu verbessern – ist mittlerweile zu einem Geschäftsmodell für Verlage geworden. Das führte zu Problemen wie die teilweise als sehr hoch empfundenen Publikationsgebühren oder hybride Zeitschriften und der damit aufgekommene Verdacht, dass durch Publikationsgebühren generierte Einnahmen nur unzureichend mit den Subskriptionsgebühren verrechnet werden (Double Dipping). Das Subskriptionsmodell sorgt zudem mit jährlichen Preissteigerungen und intransparenten „Big Deals“ für zusätzlichen Unmut in der Bibliothekswelt und bei Wissenschaftlern.
Bei der Allianz handelt es sich um einen Zusammenschluss von Organisationen wie LingOA, MathOA, PsyOA, Open Library of Humanities und Center for Open Science. Die Fair Open Access Principles lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1)      Eine wissenschaftliche Zeitschrift hat eine faire Eigentümerstruktur, die jeweilige wissenschaftliche Community zeichnet für die Zeitschrift verantwortlich. FOAA spricht sich dafür aus, dass wissenschaftliche Zeitschriften in die Hände der wissenschaftlichen Communities gelegt werden und idealerweise im Besitz von Non-Profit-Organisationen oder Fachgesellschaften sind. Verlage sollten sich ausschließlich auf das Erbringen der Publikationsdienstleistung konzentrieren und keinerlei inhaltlichen Einfluss nehmen. Dies würde den Wettbewerb zwischen den Verlagen wiederherstellen. Rechtsstreitigkeiten zwischen Herausgebern und Verlagen darüber, wem die Zeitschrift gehört, würden hinfällig. Zeitschriften im Verlagsbesitz können jederzeit ihr Geschäftsmodell ändern, was als problematisch gesehen wird. Zeitschriften, die sich im Besitz der wissenschaftlichen Community befinden, erlauben ihre stärkere Einbeziehung in strategische und inhaltliche Belange.
2)      Autoren behalten die Nutzungsrechte. Im Idealfall sollten auch die Gutachter die Rechte an ihren Peer-Review-Berichten behalten. Die Beteiligten sollten grundsätzlich nicht von der Nutzung ihrer eigenen Arbeit ausgeschlossen werden.
3)      Die publizierten Artikel sind frei verfügbar, nachnutzbar und werden mit einer Open-Content-Lizenz versehen. Diskussionen über den Grünen und Goldenen Weg des Open Access würden so überflüssig. FOAA empfiehlt die CC-BY-Lizenz oder eine vergleichbare Lizenzierung, die umfangreiche Nutzungsmöglichkeiten einräumt.
4)      Die Möglichkeit zur Einreichung und Veröffentlichung von Artikeln ist nicht abhängig von der Zahlung einer Gebühr durch Autoren oder deren Einrichtungen noch von einer Mitgliedschaft. Gebühren sollten nicht von den Autoren oder ihren Einrichtungen gezahlt werden. Die Finanzierung der Zeitschrift sollte grundsätzlich auf eine andere Grundlage gestellt werden, z.B. durch einen Zusammenschluss von Institutionen wie Universitäten oder durch die Übernahme der Finanzierung seitens der Forschungsförderung. FOAA schlägt vor, dass diese Beiträge in einen Fonds statt direkt an die Verlage gezahlt werden. Durch die Umstellung der Finanzierung könnte Predatory Journals die Grundlage für ihr zweifelhaftes Geschäftsgebaren entzogen werden.
5)      Gebühren, die an Verlage gezahlt werden, sind möglichst niedrig und transparent zu gestalten und sollten in einem angemessenen Verhältnis zur erbrachten Leistung stehen. FOAA hält Gebühren für das Erbringen von Publikationsdienstleistungen in Höhe von 0-500 US-Dollar für gerechtfertigt. In Disziplinen, in denen umfangreiche Satzarbeiten und Korrekturen durchgeführt werden müssen, seien Gebühren von maximal 1.000 US-Dollar tolerabel.
Diese Prinzipien, würden sie umgesetzt, führen zu einer Entkoppelung des Besitzes einer Zeitschrift und der Zuständigkeit für ihre Inhalte einerseits und des Erbringens von Publikationsdienstleistungen für diese Zeitschrift andererseits. Ersteres läge in den Händen von Non-Profit-Einrichtungen oder Fachgesellschaften, letzteres bliebe bei den Verlagen, die als Dienstleister beauftragt würden. Die Artikel sollten nach der Maßgabe des Open-Access-Prinzips frei verfügbar sein.
Die angestrebten weitreichenden Veränderungen sind aus Sicht der FOAA notwendig, weil die gegenwärtige Praxis viel zu ineffizient sei. Bibliotheken wie Autoren finanzierten teilweise die problematischen Systeme der Verlage mit (z.B. zur Aufrechterhaltung eine Paywall oder den Vertrieb). Zudem sei ein dysfunktionaler Markt entstanden, auf dem Verlage nicht miteinander konkurrieren, weil sie das Monopol an einzelnen Zeitschriften haben. Bibliotheken könnten sich damit nicht einfach an einen anderen Anbieter wenden, um eine bestimmte Zeitschrift zu beziehen. Das Subskriptionssystem lasse Kosten von bis zu 5.000 US-Dollar pro Artikel entstehen. Ein „Switch“ zu Open Access und die Einführung veränderter Zuständigkeiten würde zu bedeutenden Einsparungen führen. Diese Gelder seien nach Ansicht der FOAA-Initiatoren besser in Projekten angelegt, die die Zugänglichkeit und Auffindbarkeit wissenschaftlicher Literatur verbessern.
Nach Ansicht der Allianz sollten bestehende Zeitschriften im Idealfall zu der im Prinzip 1) beschriebenen Struktur wechseln und nicht neu gegründet werden, weil sonst keine Entlastung für das Budget der Bibliotheken erreicht würde (da die Zeitschriften im Verlagsbesitz weiterhin abonniert werden müssten). Zudem ließe sich das Prestige einer Zeitschrift auf diese Weise „vererben“, indem das Editorial Board die Veränderung mitträgt oder sogar anstößt.
FOAA hält an der Grundidee fest, dass wissenschaftliche Ergebnisse in Zeitschriften publiziert werden. Eine Zeitschrift sei als Referenzpunkt wichtig, unter anderem um aufzuzeigen, welche Artikelversion die gültige ist, und um die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit einer wissenschaftlichen Publikation zu garantieren.
[1] FAIR Open Access Alliance: https://fairoa.org/

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