2018 begeht die Österreichische Nationalbibliothek ihr 650-Jahr-Jubiläum. Sie
ist damit eine der ältesten und bedeutendsten Bibliotheken der Welt. Im
Jahr 1368 wurde das in Goldlettern geschriebene, reich illustrierte
Evangeliar des Johannes von Troppau fertiggestellt, das heute als
Gründungscodex der Bibliothek gilt. Die prachtvolle Handschrift ist ein
zentrales Objekt in der großen Jubiläumsausstellung Schatzkammer des Wissens.
Sie lädt im Prunksaal zu einer Reise durch 650 Jahre Kultur- und
Bibliotheksgeschichte ein, wie sie kaum eine andere Bibliothek zu
erzählen weiß. Über 170 wertvolle Objekte wie Prachthandschriften, seltene Frühdrucke und Musiknoten, kostbare Landkarten, Fotos und Grafiken erzählen
dabei nicht nur die Geschichte der Bibliothek selbst, sondern auch die
Geschichte Österreichs und die Geschichte der Medien von den Papyri der
alten Ägypter bis in die digitale Gegenwart.
Manche der Kostbarkeiten können aus konservatorischen Gründen nur für
kurze Zeit als „Objekt des Monats“ präsentiert werden, darunter etwa Mozarts „Requiem“, die berühmte Gutenberg-Bibel, die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählende antike Straßenkarte Tabula Peutingeriana, das fragile Typoskript von Ingeborg Bachmanns Gedicht „Böhmen liegt am Meer“ und natürlich auch das Evangeliar des Johannes von Troppau. In
besonders lichtempfindlichen Objekten wird immer wieder geblättert oder
sie werden durch gleichwertige Stücke (in Ausnahmefällen auch durch
Faksimiles) ersetzt: Ein Besuch der Jubiläumsausstellung – der größten,
jemals im Prunksaal gezeigten Ausstellung – lohnt sich also das ganze
Jubiläumsjahr hindurch.
Das Evangeliar des Johannes von Troppau ist ein wahres Luxusobjekt:
In Gold geschrieben, mit aufwändigen Initialen und Miniaturen versehen
und von einem Prachteinband umgeben, zählt diese Handschrift zu den
wertvollsten Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Am
Ende der insgesamt 189 Pergamentblätter, die alle vier Evangelien des
Neuen Testaments versammeln, führte der Schreiber nicht nur seinen Namen
und seine kirchlichen Ämter an, sondern auch das Jahr, in dem er das
Werk vollendet hat: 1368. Neben der überlieferten Jahreszahl lassen die
an den Blatträndern dargestellten Wappen (Österreich, Steiermark,
Kärnten, Tirol) darauf schließen, dass das Evangeliar im Auftrag von
Herzog Albrecht III. von Österreich geschaffen wurde. Die
prunkvolle Handschrift gilt daher als Ausgangspunkt der habsburgischen
Büchersammlungen und als Gründungscodex der Österreichischen
Nationalbibliothek.
Richtungsweisend für die weitere Entwicklung wurde die Anregung
des niederländischen Gelehrten und ersten Hofbibliothekars Hugo Blotius, dass von allen Büchern, die mit einem kaiserlichen
Privileg gedruckt werden, ein Exemplar kostenlos an die Bibliothek gehen
soll. Daraus entwickelte sich im 17. Jahrhundert die sogenannte Pflichtablieferung,
die heute im Mediengesetz geregelt ist und dafür sorgt, dass jedes in
Österreich erscheinende Druckwerk für alle Zeiten an der
Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Der entscheidende Einschnitt in der Geschichte der Hofbibliothek fällt ins 18. Jahrhundert. Kaiser Karl VI.
veranlasste den Umbau des Reitschulgebäudes zu einer prachtvollen
Bibliothek, die von 1723 bis 1726 nach Plänen des berühmten
Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet wurde. 1745 kam mit Gerard van Swieten ein Präfekt ins Haus, der trotz der
finanziell angespannten Lage für die Bibliothek die neueste Literatur
bei europäischen Buchhändlern erwarb und durch Buchbinde- und
Restaurierungsarbeiten zahlreiche Werke für LeserInnen erst zugänglich
machte. Gottfried van Swieten, sein Sohn und Nachfolger im Amt des
Präfekten, beschleunigte den Wandel der kaiserlichen Büchersammlung zu
einer wissenschaftlichen Bibliothek. Er veranlasste 1780 die Erstellung
des ältesten Zettelkataloges der Bibliotheksgeschichte. .... [mehr] http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=45355
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