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Dienstag, 6. Juni 2017

„Medulla“ wird am Trier Center for Digital Humanities digital ediert und erschlossen

1512 war ein bedeutendes Jahr für die Stadt Trier. Am Vorabend der Reformation fand nicht nur die erste Wallfahrt zum Heiligen Rock in den Dom statt, sondern hier wurde auch einmalig in der Stadtgeschichte ein Reichstag abgehalten. Der Weihbischof und Rektor der Alten Universität Trier, Johann Enen (ca. 1480–1519), nahm diese Großereignisse zum Anlass, um die Medulla Gestorum Treverensium zu verfassen, die nun am Trier Center for Digital Humanities (TCDH) digital ediert und erschlossen wird.
Die Medulla, deren erste Auflage 1514 veröffentlicht wurde, ist für die Geschichtswissenschaft in vielerlei Hinsicht interessant. Enen schrieb hierin die Gründungssage der Moselstadt sowie die Chronik des Erzbistums Trier nieder. Sein Hauptwerk zählt damit zu den ersten gedruckten Stadtgeschichten Triers und bildet eine herausragende Quelle für die historische Landes-, Bistums-, und Frömmigkeitsforschung. Vor allem aber listete der Weihbischof die wichtigsten Kirchen, Klöster und Reliquien in der Moselstadt auf, weshalb die Medulla den sogenannten Heiltumsdrucken zugeordnet wird. Diese Quellengattung, deren Hochzeit mit der spätmittelalterlichen sowie frühneuzeitlichen Reliquienverehrung und Wallfahrtskonjunktur zusammenfällt, wurde historisch und philologisch bislang nur unzureichend beleuchtet.

Im Rahmen des Vorhabens „Digitale Edition und Erschließung der Medulla Gestorum Treverensium des Johann Enen (1514) als erstes Modul eines digitalen Portals der rheinischen Heiltumsdrucke“ will das TCDH den Blick nicht allein auf die Untersuchung von Enens Schrift lenken. Durch die zusätzliche Edition eines weiteren kleineren Heiltumstraktates soll bereits der Grundstein für eine umfassende, frei zugängliche Website gelegt werden, die sich mittelfristig der historischen rheinischen Wallfahrtslandschaft widmet.

Das Projekt wird in Kooperation mit der Stadtbibliothek Trier, Prof. Dr. Michael Embach (Fachbereich II, Universität Trier), Prof. Dr. Wolfgang Schmid (Fachbereich III, Universität Trier), der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier sowie der Bayerischen Staatsbibliothek München durchgeführt und von der Nikolaus Koch Stiftung gefördert.

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