Am 12.04.2017 hat das Bundeskabinett den
Regierungsentwurf zur Reform des Urheberrechts beschlossen. Kurz vor dem
106. Bibliothekartag in Frankfurt am Main begrüßen Bibliothekarinnen
und Bibliothekare diesen Entwurf, weil damit ein wichtiger Schritt auf
dem Weg zu einem wissenschaftsfreundlichen Urheberrecht getan ist.
Aus Sicht der Bibliotheken sollte der Fokus vor allem auf den folgenden Regelungen liegen: Überfällig und besonders begrüßenswert sind die Regelungen zum Text- und Data-Mining. Bibliotheken verfügen mit Millionen gemeinfreier Dokumente bereits heute über umfangreiche Textformen, deren Erweiterung um geschützte Materialien externer Anbieter im Sinne von Wissenschaft und Forschung ist. Die Bibliotheken begrüßen die Abkehr von der Einzelmeldepflicht bei digitalen Semesterapparaten. Die Kürzung des erlaubten Nutzungsumfangs von 25 % auf 15 % eines Werkes für digitale Semesterapparate bzw. für Forschergruppen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf ist als Kompromiss zugunsten der Rechteinhaber zu sehen, auch wenn es sich für die Forschung dabei um einen deutlichen Rückschritt im Verhältnis zum bereits genannten Rahmenvertrag handelt. Auch die neue Umfangsregelung von 10 % für digitale Leseplätze stellt einen Rückschritt zum bisherigen Recht dar.
Gesetzliche Regelungen sollten zum Schutz der Urheber gegenüber vertraglichen Regelungen immer Vorrang haben. Aber auch traditionelle Dienstleistungen müssen geschützt werden. Unter vertraglichen Einschränkungen beim Kopienversand werden insbesondere kleinere wissenschaftliche Einrichtungen und geisteswissenschaftliche Fächer leiden. Aber auch die Abhängigkeit der Hochschulen von Lizenzen internationaler Großverlage wird zunehmen, wenn alternative Lieferwege nicht mehr zur Verfügung stehen.
Veranstaltungen zum Thema Urheberrecht auf dem 106. Deutschen Bibliothekartag:
31.05.2017, 16:00 – 17:30 Uhr: Gesetz - Schutz - Rahmen
01.06.2017, 16:00 – 18:00 Uhr: Urheber- und Medienrecht im digitalen Bibliothekskontext: Immer wieder "Neuland"
01.06.2017, 13:30 – 15:30 Uhr: Märkte - Margen – Monopole. Diskussion mit Verlagsvertretern
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