ZfBB 3/2016
Schwerpunkt: Digitalisierung als nachhaltige Infrastrukturverbesserung für die Wissenschaft
Aus dem Inhalt:
Der Masterplan: Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften / Claudia Fabian
Mitte Dezember 2015 wurde der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) nach mehr als zweijähriger Arbeit ein Masterplan
zur Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften in deutschen
Bibliotheken
vorgelegt, dessen Begutachtung bei Redaktionsschluss
noch ausstand. Unter dem Vorzeichen der nachhaltigen
Strukturverbesserung für die Wissenschaft stellt der Beitrag die
Besonderheiten mittelalterlicher Handschriften als Forschungsgegenstand
und die hierfür kontinuierlich geleistete und zu
leistende Erschließung dar, beschreibt ihre besonderen Herausforderungen
für die Digitalisierung und legt die im Masterplan
dargestellten Projektergebnisse dar. Dabei ist zu betonen, dass
die kontinuierliche Arbeit in diesem Bereich die wissenschaftliche
Infrastruktur bereichert, aber auch vor immer neue Herausforderungen
stellt und damit laufend Investitionen erfordert,
um die zeitgemäße, besonders vielfältige Forschung an einem
zeitlosen, hochkomplexen Gegenstand optimal zu gewährleisten
und zu vernetzen. Hier sind neben der Digitalisierung das neue
Handschriftenportal, der neue Ansatz für die Viewer-Technologie
(IIIF), aber auch die stets neu herausfordernde Aufbereitung der
hier erhobenen Forschungsprimärdaten für die Integration in das
semantische Netz zu nennen.
Zeitungsdigitalisierung als Herausforderung und Chance für Wissenschaft und Kultur / Thomas Bürger
Die gedruckte Zeitung war seit der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert
hinein das wichtigste Medium der Nachrichtenübermittlung
und Meinungsbildung – und sie ist es neben Rundfunk, Fernsehen
und Internet bis heute. Eine systematische Digitalisierung
relevanter und typischer historischer Zeitungen und ein wissenschaftsfreundliches
deutsches Zeitungsportal mit Volltext- und
Bildsuche sollten dieses einflussreiche Medium für Kultur und
Wissenschaft zugänglich und nutzbar machen. Die fragilen Originale
können dann geschont, ihre versteckten Inhalte endlich neu
entdeckt und mit den innovativen Methoden der Digital Humanities
vielseitig erschlossen werden. Dazu ist es notwendig, die
vielen, meist regionalen Einzelprojekte in Deutschland so schnell
wie möglich in ein neu zu schaffendes Zeitungsportal der Deutschen
Digitalen Bibliothek zu integrieren. Nach Abschluss des
Europeana Newspapers Projekts sowie eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten, mit einem Masterplan
zur Digitalisierung historischer Zeitungen in Deutschland
abgeschlossenen Pilotprojekts gibt der folgende Beitrag einen
Überblick über den aktuellen Stand der Entwicklungen.
Digitalisierung von Archivgut – Aufbruchsstimmung für eine langfristige Aufgabe / Martina Wiech
Digitalisierung von Archivgut ist ein wachsender Aufgabenbereich
für deutsche Archive. In Übereinstimmung mit nationalen
und internationalen kulturpolitischen Leitlinien steigen die im
Bereich der Digitalisierung eingesetzten Mittel und die notwendige
Infrastruktur wird ausgebaut – auch wenn man weiterhin
einen »Nachholbedarf« im Vergleich zu einigen anderen europäischen
Ländern konstatieren kann. Der Beitrag beschreibt ein
von der DFG gefördertes Pilotprojekt als einen Indikator für die
steigende Relevanz der Digitalisierung in deutschen Archiven. In
diesem Projekt wurden 1,5 Mio. Digitalisate erzeugt und wichtige
fachliche, organisatorische und technische Fragen beantwortet.
Es beschäftigte sich mit dem Nutzen der Digitalisierung für
die historische Forschung und der Definition von Kriterien zur
Priorisierung
von Archivbeständen für diesen Zweck. Schließlich
betont der Beitrag die Notwendigkeit einer nachhaltigen Web-
Infrastruktur zur Präsentation digitalisierter Archivalien in ihrem
Entstehungskontext. Ohne diese Infrastruktur läuft die Digitalisierung
ins Leere, und ohne große Mengen an Erschließungsinformationen
und digitalisierten Archivalien fehlen den Portalen
die Inhalte.
Von analog nach digital: ein Erschließungsprojekt im Zentralarchiv des LWL-Museumsamtes für Westfalen / Ulrike Gilhaus; Manfred Hartmann
Das LWL-Museumsamt für Westfalen wurde 1978 vom Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) aufgebaut, um die etwa
650 Museen, Gedenkstätten und kleine Sammlungen in Westfalen-
Lippe zu beraten, zu fördern und Dienstleistungen für sie zu
entwickeln. Im Projekt »Digitalisierung der Objektkartei westfälisch-
lippischer Museumsbestände (Zentralarchiv)« werden ca.
120.000 Inventarkarten aus 85 Museen gescannt; sie liegen in
27 unterschiedlichen Formaten vor. Nachdem sie gescannt und
die Kerndatenfelder OCR-gelesen wurden, erfolgt die Überführung
der Daten in die internetbasierte Datenbankanwendung
VINO. Später werden ca. 45.000 Fotoabzüge gescannt und den
Datensätzen zugordnet. Aufgrund der noch geringen Standardisierung
im Bereich der Museumsdokumentation werden die
Datensätze mit der Oberbegriffsdatei (OBG), einem zentralen
kulturhistorisch orientierten Thesaurus, abgeglichen und durch
die Neuvergabe von Deskriptoren terminologisch kontrolliert.
Die im Zentralarchiv vorliegenden digitalen Daten aus Museen
in Westfalen-Lippe werden über ein Mappingformat eingelesen.
Damit verfolgt das Projekt zwei Ziele: Erstens die Überführung
analoger Daten in die Datenbank Adlib Museum (LWL-Standard)
und zweitens die Veröffentlichung ausgewählter Bestände in
den Objektportalen museum-digital: westfalen, museum-digital:
ostwestfalen-lippe, Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana.
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Zentralisierung vs. Kooperation: Thüringer Diskussionen über die Entwicklung der
Hochschulbibliotheken / Frank Simon-Ritz
In einem Beitrag in Heft 1/2016 dieser Zeitschrift hat die Direktorin
der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
(ThULB), Sabine Wefers, ihre Sicht auf die politischen Diskussionen
zur zukünftigen Entwicklung der Hochschulbibliotheken in
Thüringen dargestellt. Dabei steht die Perspektive der Landesbibliothek
im Vordergrund. Im Folgenden soll auch die Sichtweise
zumindest einer der anderen Thüringer Hochschulbibliotheken
zu Wort kommen. Zugleich sollen die aktuellen Entwicklungen
in Thüringen dargestellt werden. Dabei zeigt sich, dass man sehr
unterschiedlich auf die scheinbar gleichen Sachverhalte reflektieren
kann. Insofern will der Beitrag zu einer differenzierteren
Diskussion über die Entwicklungen in Thüringen anregen.
Bibliotheksrecht / Andreas Richter
Aus der DFG: Herbstsitzung des Ausschusses
für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme (AWBI)
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