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Montag, 4. April 2016

AWMF fordert: ZB MED erhalten

Die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) hat entgegen der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, die Finanzierung des Leibniz-Informationszentrums Lebenswissenschaften ZB MED (früher: Zentralbibliothek für Medizin) durch Bund und Land einzustellen, gefordert, die ZB MED zu erhalten und weiter zu fördern.

Aus Sicht der AWMF ist es nicht sinnvoll, Einrichtungen der Forschungsinfrastruktur anhand derselben Kriterien wie Forschungsinstitute zu evaluieren. Hier unterschätzt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Funktion und Rolle von wissenschaftlichen Bibliotheken. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufbereitung, Suche und Bereitstellung von wissenschaftlicher Information als Grundlage für wissenschaftliche Forschung. Ohne Bibliotheken würden Forschende noch stärker von kommerziellen Verlagen abhängig und erhielten außerhalb von Universitäten nur beschränkt (oder mit hohen Kosten) Zugang zu aktueller Literatur. Diese Aufgaben werden mit einer Schließung von ZBMED nicht verschwinden - dies würde nur dazu führen, dass der nach wie vor bestehende Bedarf über eine andere Organisation abgedeckt werden müsste. Fast zeitgleich hat nämlich das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) im Januar 2016 bekannt gegeben, dass ab 2017 dort keine Recherchen in den großen internationalen Datenbanken mehr durchgeführt werden, dies solle zukünftig allein bei ZB MED möglich sein.

ZB MED engagiert sich stark für wissenschaftliche Publikationen im Open Access, zum Beispiel mit einer eigenen Publikationsplattform in enger Zusammenarbeit mit der AWMF, deren Fachgesellschaften und dem DIMDI bei „German Medical Science“. Hier wurden - im Sinne einer anwendungsorientierten Forschung - innovative neue Publikationsformen (z.B. „Living Handbooks“) entwickelt, mit denen der Transport wissenschaftlicher Informationen aus der Forschung in die Anwendung deutlich beschleunigt wird und allen Nutzern kostenfrei verfügbar ist. Eine strategisch-wissenschaftliche Ausrichtung von ZB MED in diesem Sinne ist wünschenswert und sollte weiter gefördert werden. Das gleiche gilt auch für die Entwicklung alternativer Publikationsmetriken zur Evaluation von Forschungsleistungen.

Die AWMF wird sich noch in einer ausführlicheren Stellungnahme direkt an die zuständigen Ministerien im Bund und in den Ländern wenden und ihnen empfehlen, der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zur Einstellung der Finanzierung von ZB MED nicht zu folgen.

Eine Online-Petition FÜR den Erhalt der ZB MED kann unter https://www.change.org/p/keepzbmed gezeichnet werden.

Die Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, die Finanzierung des Leibniz-Informationszentrums Lebenswissenschaften ZB MED durch Bund und Land einzustellen, kann unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/fileadmin/user_upload/downloads/Evaluierung/Senatsstellungnahmen/ZB_MED_-_Senatsstellungnahme_vom_17_03_2016_mit_Anlagen.pdf nachgelesen werden.

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