An
und für sich (was an und für sich schon eine korrekte Widmungsformel
abgibt) führt die Buchwidmung (das heißt die öffentlich gemachte, also
in Bücher gedruckte) unter den literarischen Gattungen ein
Mauerblümchendasein – ähnlich der Danksagung, der jedoch Gerechtigkeit
zuteilwurde, als ihr Gerhard Henschel 2005 dankenswerterweise ein ganzes
Buch widmete: die Novelle „Danksagung“. Dabei ist die Widmung in
mancherlei Beziehung eine sinnvolle Sache gewesen, die von sogar
allerhöchster Instanz angewendet wurde, um anderen allerhöchsten
Instanzen Gunst (und Gulden) abzucharmieren. Lessing zum Beispiel hat es
so getan: „Sr.Durchlaucht dem Herzoge Ferdinand. Durchlauchtigster
Herzog, / Auch ich war an der Quelle der Wahrheit und schöpfte. Wie tief
ich geschöpft habe, kann nur der beurteilen, von dem ich die Erlaubnis
erwarte, noch tiefer zu schöpfen. – Das Volk lechzet schon lange und
vergehet vor Durst. – / Ew. Durchlaucht untertänigster Knecht“.
Nachzulesen in „Ernst und Falk“.
Mit dem Aufstieg des
Bürgertums und dem Aufkommen des auf freiem Markt schöpfenden
Schriftstellers verlor die Widmung ihre ökonomische Daseinsfunktion und
diente zuvörderst privaten Dank- und Hulderweisungen:
Standardzueignungen à la „Für meine Eltern“, „Meiner Frau“ und
dergleichen mögen im Einzelfall ihre Wirkung nicht verfehlt haben, auf
das größere Publikum wirken sie jedoch nur langweilig, weil
austauschbar. Wenn man sich ein wenig Mühe gibt, kann aber auch eine
persönlich-intime Mitteilung zur funkelnden Preziose gerinnen, etwa bei
Rainer Maria Rilke: „MEINE FREUNDIN, / einmal habe ich dieses Buch in
Ihre Hände gelegt, / und Sie haben es lieb gehabt wie niemand vorher. /
So habe ich mich daran gewöhnt, zu denken, daß es Ihnen gehört. / Dulden
Sie deshalb, daß ich nicht allein in Ihr eigenes Buch, / sondern in
alle Bücher dieser neuen Ausgabe / Ihren Namen schreibe; daß ich
schreibe: / DIE GESCHICHTEN VOM LIEBEN GOTT / GEHÖREN ELLEN KEY“ ließ er
in „Die Geschichten vom lieben Gott“ hineindrucken. Im „Stundenbuch“
äußerte er sich erstaunlich wortkarg, doch abermals recht elegant:
„Gelegt in die Hände von Lou“. ... [mehr] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/widmungen-sind-ein-wichtiger-teil-der-belletristik-15406986.html
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