Ahmet Altan ist ein türkischer Intellektueller, der für
internationale #freeXY-Kampagnen eher wenig infrage kommt, weil ihm das
Merkmal der Verletzlichkeit fehlt. In seinem langen Leben (er ist 67, wirkt aber überhaupt nicht gebrechlich, sondern wie ein Boxer im Ruhestand) hat er schon mehr als 300
Klagen überstanden, saß auch schon mal im Knast und hat, wenn nicht
alles täuscht, in den vergangenen drei Jahrzehnten immer offen gesagt,
was er denkt. Für diese - im besten Sinne - Schnauze wird er in der Türkei geschätzt und geliebt.
Vom ersten Manne im Staate, also von Recep T. Erdoğan, wurde er
hingegen sehr gefürchtet. Sonst hätte Erdoğan diesen großen
Intellektuellen nicht zu lebenslanger Haft verurteilen lassen. Eine
andere Interpretation lässt das Urteil gegen Altan und seinen Bruder
Mehmet (ebenfalls ein einflussreicher Intellektueller) und die
Journalistin Nazlı Ilıcak, gefällt am vergangenen Freitag, also just dem
Tag der Freilassung von Deniz Yücel, leider nicht zu. Altan ist kein
deutscher Journalist, wie Yücel, der Erdoğan ebenfalls gereizt hat, ohne
dass Erdoğan freilich sein deutsches Leben, seine taz-Artikel zum Beispiel kennen würde. Den alten Altan aber kennt Erdoğan sehr gut, Altans Worte tun richtig weh. ... [mehr] http://www.sueddeutsche.de/kultur/tuerkei-ich-bin-bereit-im-gefaengnis-zu-sterben-1.3878862
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