Die Aufarbeitung des Materials soll
bald beginnen. Dafür müssen zunächst Anträge auf finanzielle Förderung
bei mehreren Institutionen gestellt werden. Der fotografische Bestand
soll im Museum für Fotografie am Bahnhof Zoo untergebracht werden. Hier
wird seit 2004 auch das Werk Helmut Newtons gezeigt, mit dem Leni
Riefenstahl in ihren späten Lebensjahren befreundet war. Die
Korrespondenzen, Tagebücher und Manuskripte sollen von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz betreut werden.
Die
1902 in Berlin geborene Riefenstahl wurde vor allem mit umstrittenen
Propagandafilmen über die Reichsparteitage der Nationalsozialisten in
Nürnberg 1934 („Triumph des Willens“) sowie mit dem zweiteiligen Film
über die Olympischen Spiele in Berlin 1936 („Fest der Völker“ und „Fest der Schönheit“) so berühmt wie berüchtigt. Sie galt neben dem
Schauspieler und Intendanten Gustaf Gründgens als das prominenteste
Beispiel für die Verführbarkeit des Künstlers durch die politische Macht
in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand sie praktisch keine
Auftraggeber mehr für neue Filme.
Ihr
1940 bis 1942 entstandener Film „Tiefland“ wurde 1954 gezeigt. Für die
Dreharbeiten hatte sie 60 Sinti und Roma aus Konzentrationslagern
rekrutiert, was später zu heftigen Diskussionen führte. So setzte
Riefenstahl ihre Karriere als Fotografin mit Bildbänden etwa über den
afrikanischen Stamm der Nuba fort. Bis zuletzt beharrte sie darauf, dass
„Triumph des Willens“ ein „reines Kunstwerk“ sei, der Film enthalte
kein einziges antisemitisches Wort. Nach dem Krieg habe man das mit
einer politischen Brille gesehen. Zu ihrem 100. Geburtstag im August 2002
hatte Riefenstahl noch einmal einen Film über die Schönheit
der Atolle im Indischen Ozean gedreht. Die Arbeit unter Wasser war eine späte
Leidenschaft der Regisseurin.
Esteban Engel
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