Lieber Herr Bredemeier!
Schaltet DEAL den Buchhandel aus den Transaktionen zwischen Verlagen und Nutzern aus?
Nein, denn solche Transaktionen gibt es sowieso nicht. Welcher Nutzer
aus einer der Teilnehmereinrichtungen wendet sich an den Buchhandel, um
eine Elsevier-Zeitschrift zu lesen?
Fallen Aggregatoren und Agenturen aus der Wertschöpfungskette heraus?
Das stimmt jedenfalls mit Blick auf zusätzliche Print-Hefte zum Deep
Discount nicht. Bei den elektronischen Zeitschriften besteht ein Markt
für Agenturen dann, wenn sie einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten.
Wird der weiteren Monopolisierung des Zugangs zu wissenschaftlichen Information Vorschub geleistet?
Das Ziel ist Open Access, und das ist gerade der Gegensatz zur
Monopolisierung. Oder ist damit ein anbieterseitiges Monopol gemeint?
Das gibt es ja jetzt schon. Wer z.B. „The Lancet“ lesen will, muss
Elsevier dafür Geld bezahlen.
Müssen mittlere und kleinere Bibliotheken mit geringeren Budgets Titel einstellen,
die nicht ihrem Kernbereich für den Bestandsaufbau oder ihrer
Spezialisierung entsprechen und haben sie deshalb keine Etatmittel für
Sondersammelgebiete? Es ist davon auszugehen, dass alle Bibliotheken im
Wesentlichen auch jetzt schon das lizenziert haben, was sie wirklich
benötigen. Die Nutzung der hinzukommenden Titel wird sich in engen
Grenzen halten und kann sich finanziell daher auch nicht substantiell
bemerkbar machen. Insgesamt ist dies im Kontext eines gerechten
Kostenverteilungsmodells zu sehen, das von DEAL auch schon ausgearbeitet
wurde?
Bleiben kleinere Verlage bei Lizenzverhandlungen unberücksichtigt und sind daher zukünftig in Bibliotheken unterrepräsentiert?
Völlig falsch, seit 2004 wurden Dutzende National- und Allianzlizenzen
mit kleinen und mittleren Verlagen abgeschlossen, siehe
http://www.nationallizenzen.de/angebote.
Und zuletzt und am wichtigsten: Glaubt wirklich jemand, dass die Allianz der Wissenschaftsorganisationen das Projekt DEAL ins Leben gerufen hat,
um - trotz Verweis auf ca. 40% Umsatzrendite - mehr Geld bei Elsevier
auszugeben? Und dass jetzt über 60 Einrichtungen in den Ausstand
getreten sind, um mehr zu zahlen?
Dr. Bernhard Mittermaier, Forschungszentrum Jülich, Leiter der Zentralbibliothek
via Open Password vom 19. Januar 2017
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen