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Donnerstag, 19. Januar 2017

Voraussichtliche Wirkungen von DEAL - Entgegnung von Bernhard Mittermaier

Lieber Herr Bredemeier!
Schaltet DEAL den Buchhandel aus den Transaktionen zwischen Verlagen und Nutzern aus? Nein, denn solche Transaktionen gibt es sowieso nicht. Welcher Nutzer aus einer der Teilnehmereinrichtungen wendet sich an den Buchhandel, um eine Elsevier-Zeitschrift zu lesen?
Fallen Aggregatoren und Agenturen aus der Wertschöpfungskette heraus? Das stimmt jedenfalls mit Blick auf zusätzliche Print-Hefte zum Deep Discount nicht. Bei den elektronischen Zeitschriften besteht ein Markt für Agenturen dann, wenn sie einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten.
Wird der weiteren Monopolisierung des Zugangs zu wissenschaftlichen Information Vorschub geleistet? Das Ziel ist Open Access, und das ist gerade der Gegensatz zur Monopolisierung. Oder ist damit ein anbieterseitiges Monopol gemeint? Das gibt es ja jetzt schon. Wer z.B. „The Lancet“ lesen will, muss Elsevier dafür Geld bezahlen.
Müssen mittlere und kleinere Bibliotheken mit geringeren Budgets Titel einstellen, die nicht ihrem Kernbereich für den Bestandsaufbau oder ihrer Spezialisierung entsprechen und haben sie deshalb keine Etatmittel für Sondersammelgebiete? Es ist davon auszugehen, dass alle Bibliotheken im Wesentlichen auch jetzt schon das lizenziert haben, was sie wirklich benötigen. Die Nutzung der hinzukommenden Titel wird sich in engen Grenzen halten und kann sich finanziell daher auch nicht substantiell bemerkbar machen. Insgesamt ist dies im Kontext eines gerechten Kostenverteilungsmodells zu sehen, das von DEAL auch schon ausgearbeitet wurde?
Bleiben kleinere Verlage bei Lizenzverhandlungen unberücksichtigt und sind daher zukünftig in Bibliotheken unterrepräsentiert? Völlig falsch, seit 2004 wurden Dutzende National- und Allianzlizenzen mit kleinen und mittleren Verlagen abgeschlossen, siehe http://www.nationallizenzen.de/angebote.
Und zuletzt und am wichtigsten: Glaubt wirklich jemand, dass die Allianz der Wissenschaftsorganisationen das Projekt DEAL ins Leben gerufen hat, um - trotz Verweis auf ca. 40% Umsatzrendite - mehr Geld bei Elsevier auszugeben? Und dass jetzt über 60 Einrichtungen in den Ausstand getreten sind, um mehr zu zahlen?
Dr. Bernhard Mittermaier, Forschungszentrum Jülich, Leiter der Zentralbibliothek  

via Open Password vom 19. Januar 2017

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