Der Sprechende Sprachatlas von Baden-Württemberg ist Teil des Projekts „Sprachalltag II: Sprachatlas - Digitalisierung - Nachhaltigkeit“ des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen. Auf derzeit 60 verschiedenen Karten zeigt er Unterschiede in der Aussprache, der Grammatik und bei bestimmten Begriffen des Schwäbischen. Tonaufnahmen verdeutlichen die Beispiele. Dafür erstellten die Wissenschaftler einen Fragenkatalog. Den Kontakt zu ihren Gesprächspartnern stellten die Forscher über Ortsvorsteher und Bürgermeister her. Der Altersdurchschnitt der Sprecher liegt bei rund 70 Jahren. Vor Ort sind die Wissenschaftler mit den Befragten durch deren Wohnungen gegangen, fragten nach den Bezeichnungen für Alltagsgegenstände oder Wetterphänome und versuchten dabei, eine natürliche Gesprächssituation aufzubauen.
Die Vorabversion, die bereits online ist, konzentriert sich allein auf den schwäbischen Dialekt, weil sie für die große Landesausstellung „Schwaben“ im Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss in Stuttgart erstellt worden ist. Auf der Karte fehlen noch einige fränkische Ortschaften im Norden und alemannische im Südwesten. Wenn der Atlas Ende des Jahres fertig ist, soll dann von Norden bis Süden flächendeckend alles abgedeckt sein.
Generell gehe der Gebrauch des Dialekts tendenziell eher zurück, stellt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst fest, das das Projekt Sprachatlas/Sprachalltag im Zeitraum von 2015 bis 2020 mit insgesamt rund 630.000 Euro gefördert hat. Denn den regionalen Sprachen „kommt als wichtigem Kulturgut und damit Teil der kulturellen Identität besondere Bedeutung zu“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Die Tondokumente seien daher wertvolle Zeugnisse des Sprachwandels, die durch Digitalisierung gesichert und damit der Wissenschaft wie der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein weiterer Unterstützer ist der Förderverein Schwäbischer Dialekt.
Die Forscher unterscheiden zwei große Sprachräume im Südwesten: das Fränkische und das Schwäbisch-Alemannische. Hinzu kommt noch ein kleinerer Bereich um Mannheim und Heidelberg, der mitteldeutsch geprägt ist. Innerhalb dieser Sprachräume gibt es viele regionale Unterschiede, was daran liegt, dass es über Jahrhunderte hinweg viele kleine Territorien gab. Verbindungen zwischen den Territorien in Form von Verkehrsachsen führten zu sprachlichen Neuerungen. Durch natürliche Barrieren, wie beispielsweise den Schwarzwald, entfernten sich die Dialekte aber auch voneinander: Wo es keinen Austausch gab, verlief die sprachliche Entwicklung unterschiedlich.
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