Der Nachlass des Übersetzers, Schriftstellers und Herausgebers Peter Urban (1941−2013) wurde als Stiftung an das Deutsche Literaturarchiv Marbach übergeben. Der Bestand umfasst circa 700 Bände seiner umfangreichen Bibliothek sowie rund
110 Ordner mit Manuskripten und Materialien zu Urbans
Übersetzungsprojekten und Korrespondenzen. Die wichtigsten Bücher, die
Peter Urban für seine Arbeit benutzt hat, u. a. die von ihm mit Glossen
versehenen Anton Tschechow-, Aleksander Puschkin- und Daniil
Charms-Ausgaben, gehören ebenfalls zu dem Archiv. Weiter eigene
Publikationen, in die Urban nach der Veröffentlichung zahlreiche
Korrekturen und Vorschläge für Strichfassungen eingetragen hat.
Urban unterhielt intensive Briefwechsel mit Autoren, Journalisten,
Übersetzern und Verlegern − darunter Walter Boehlich, Karl Heinz Bohrer,
Bora Ćosić, Tankred Dorst, Gerd Haffmans, Helmut Heißenbüttel, Ernst
Jandl, Daniel Keel, Danilo Kiš, Michael Krüger, Friederike Mayröcker,
Peter Michalzik, Oskar Pastior, Friederike Roth, Siegfried Unseld, Hasko
Weber, Norbert Wehr und Ror Wolf. Dokumente zur Werkausgabe des
russischen Dichters Welimir Chlebnikow, die 1972 bei Rowohlt
veröffentlicht wurde, sind im Nachlass ebenso enthalten wie einige
besonders wertvolle Briefe von Paul Celan und ein Manuskript seiner
Chlebnikow-Übersetzung.
Peter Urban (1941−2013) gilt als einer der bedeutendsten Übersetzer
der Gegenwartsliteratur. Nach seinem Studium der Slawistik, Germanistik
und Geschichte in Würzburg und Belgrad wirkte er von 1966 bis 1968 als
Lektor im Frankfurter Suhrkamp Verlag. Er verließ den Verlag im Zuge des
"Lektorenaufstands" und wurde zu einem der Mitbegründer des Verlags
der Autoren (1969). Zwischenzeitlich war er in der Dramaturgie der
Hörspielredaktion beim Westdeutschen Rundfunk tätig (1974−1977). Vom
Verlag der Autoren machte er sich 1989 unabhängig, getragen vom
anhaltenden Erfolg seiner Tschechow-Übersetzungen, die Maßstäbe gesetzt
haben und als sein Hauptwerk angesehen werden können. Seither lebte er
in einem circa 300 Jahre alten Bauernhaus in Weidmoos (Vogelsbergkreis).
Für seine Arbeiten wurde Urban etwa mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis
(1974), dem Hessischen Kulturpreis (1984), dem Anerkennungspreis zum
Leipziger Buchpreis (2000), dem Jane Scatcherd-Preis der
Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Stiftung (2003) sowie dem
Iwan-Turgenjew-Preis der Boris-Jelzin-Stiftung (2004) ausgezeichnet. Er
wurde zudem 1998 Ehrendoktor der Universität Regensburg. Peter Urban war
Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
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