Der Nachlass des Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisträgers Imre Kertész (1929-2016) geht an eine regierungsnahe ungarische Stelle. Die
Stiftung für die Erforschung der Geschichte und Gesellschaft Mittel- und
Osteuropas (KTTKK) werde ein Imre-Kertész-Institut gründen, hieß es in
der Mitteilung der Einrichtung. Imre Kertész war im März 2016 gestorben.
Das neue Institut werde von 2017
an das Andenken an Kertész pflegen. Insbesondere werde es die im
Kertész-Archiv der Berliner Akademie der Künste aufbewahrten
Handschriften aufarbeiten und für die Publikation vorbereiten. In der
Budapester Wohnung, in der Kertész von 1954 bis 1995 lebte, soll ein
Museum eingerichtet werden. Er schuf dort sein Jahrhundert-Werk "Roman
eines Schicksallosen".
Die
Berliner Akademie der Künste als Bewahrerin zahlreicher Manuskripte,
Tagebücher, Briefe und Fotografien des ungarischen
Literatur-Nobelpreisträgers hat die geplante Schaffung eines
Kertész-Museums und -Instituts in Budapest begrüßt. "Der schriftliche
Nachlass von Imre Kertesz befindet sich auf Wunsch des Schriftstellers
seit 2002 im Archiv der Akademie der Künste in Berlin und steht hier der
wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung", teilte Archiv-Direktor
Werner Heegewaldt am 22. Dezember 2016 auf Anfrage mit. Die Formulierung
"aufarbeiten" ließ indes offen, ob die Budapester Stiftung Ansprüche
auf den Nachlass-Bestand im Archiv der Berliner Akademie erhebt. Dieser
sei "inzwischen weitgehend erschlossen", betonte Heegewaldt. "Über die
näheren Umstände der Museumseinrichtung und die Trägerstiftung ist uns
nichts bekannt", fügte er hinzu.
Die Übernahme des Nachlasses erfolge auf der Grundlage einer
Vereinbarung mit der Witwe des Schriftstellers, Magda Kertész, die
selbst etwa ein halbes Jahr nach ihrem Mann gestorben war. Die KTTKK wird von der
umstrittenen Historikerin Maria Schmidt kontrolliert, die dem
rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban nahesteht. Schmidt
meldet sich immer wieder öffentlich mit Thesen zu Wort, die die
Verantwortung Ungarns für die Ermordung hunderttausender ungarischer
Juden in der Zeit des Nationalsozialismus leugnen.
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