Follower

Freitag, 18. März 2016

Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Ende der Finanzierung der ZB MED durch Bund und Länder

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat das Ende der Finanzierung der ZB MED - Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften durch Bund und Länder empfohlen. Begründet wird dies damit, dass es ZB MED in den vergangenen Jahren trotz einiger Teilerfolge nicht in dem notwendigen Maß gelungen sei, sich auf die erheblichen Veränderungen im Fachinformationswesen einzustellen.

Im Wortlaut: "Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften dient der überregionalen Informations- und Literaturversorgung in Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt und Agrarwissenschaften. Um ihre Angebote auf dem neuesten informationswissenschaftlichen Stand zu halten, soll sie auch eigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte bearbeiten. Die ZB MED war bei der letzten Begutachtung vor vier Jahren kritisch beurteilt worden, so dass die Einrichtung nun vorzeitig erneut evaluiert wurde. Bereits 2012 vermisste der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine Strategie, mit der die ZB MED den Wandel von einer klassischen Bibliothek hin zu einem modernen Fachinformationszentrum gestalte. Die Entwicklung eines entsprechenden Konzepts wurde angesichts der Dynamik auf dem internationalen Markt für Fachinformationen als dringlich eingestuft. Der Senat stellt nun fest, dass es nicht in dem erwarteten Maß gelungen ist, die konzeptionelle Erneuerung der ZB MED voranzubringen. Zwar sei die Bibliothek, wie empfohlen, in die rechtliche Selbständigkeit überführt und auch die Organisationsstruktur verbessert worden. Eine schlüssige Gesamtstrategie, die inhaltlich den Wandel deutlich mache, habe sie hingegen nicht entwickelt. Es fehle insbesondere ein überzeugendes Forschungskonzept, auf dessen Grundlage die digitalen Angebote weiterentwickelt werden könnten. Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit benachbarten Hochschulen in Forschung und Entwicklung würden kaum ausgeschöpft. Auch sei in den vergangenen vier Jahren die Empfehlung nicht umgesetzt worden, die informationswissenschaftliche Kompetenz an der ZB MED deutlich zu stärken. Der Leibniz-Senat sieht darüber hinaus keine hinreichende Strategie, wie die digitalen Angebote der ZB MED auf dem hochkompetitiven Fachinformationsmarkt positioniert werden könnten. Gleichzeitig hat die Tätigkeit der ZB MED in der Literaturversorgung über Lieferdienste in den vergangenen vier Jahren weiter spürbar an Bedeutung verloren. Angesichts der kritischen Gesamtsituation empfiehlt der Senat Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung der ZB MED zu beenden" (via http://www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/presse/pressemitteilungen/details/article/leibniz_einrichtungen_in_dresden_koelnbonn_grossbeerenerfurt_und_kuehlungsborn_evaluiert_100002394/).

In einer Pressemitteilung vom 18.03.2016 stellt sich die ZB MED entschieden gegen das negative Votum des Senats der Leibniz-Gemeinschaft: - ZB MED behauptet sich mit digitalen Angeboten auf dem nationalen oder internationalen Markt; - in Zusammenarbeit mit den Universitäten Köln und Bonn wurden zwei Professuren ausgeschrieben, und die Berufungsverfahren waren schon weit gediehen; - ZB MED stellt mit seinen vielfältigen Aktivitäten die überregionale Informationsversorgung in den Lebenswissenschaften, vor allem der Medizin, sicher. Dies leistet ZB MED seit 43 Jahren mit großem Erfolg. 2.700 Zeitschriften befinden sich allein in ZB MED und sonst nirgendwo in Deutschland. Die Informationsversorgung wird sich mit der Abwicklung von ZB MED drastisch verschlechtern. Wie sich dies auf Wissenschaft, Forschung und Krankenversorgung auswirken wird, ist unabsehbar; - ZB MED ist sehr erfolgreicher Open-Access-Publikationspartner; - last but not least ist das berufliche Schicksal der 119 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab 2017 ungewiss. Die meisten von ihnen werden vom Land NRW unterzubringen sein, leider gilt das aber nicht für alle.

Der Abschlusstext der Evaluierung der ZB MED durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft findet sich unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/fileadmin/user_upload/downloads/Evaluierung/Senatsstellungnahmen/ZB_MED_-_Senatsstellungnahme_vom_17_03_2016_mit_Anlagen.pdf.

Eine annotierte Link-Liste zur Evaluierung der ZB MED (und ihrer geplanten Abwicklung) steht unter http://blog.bibliothekarisch.de/blog/2016/03/18/annotierte-linkliste-r-i-p-zb-med/ zum Abruf bereit.

Keine Kommentare: