Seit 2014 unterstützt die UB Heidelberg Wissenschaftler bei der Veröffentlichung in Open-Access-Zeitschriften durch die Übernahme der anfallenden Publikationsgebühren. Hierzu wurden im Rahmen der DFG-Förderlinie „Open Access Publizieren“ erfolgreich Drittmittel zur Einrichtung eines Publikationsfonds eingeworben. 2015 hat der Fonds ein Gesamtvolumen von 197.500 Euro. 75 % dieser Summe übernimmt die DFG, 25 % werden als Eigenanteil von der Universität beigesteuert. Mit dem Fonds steht erstmals eine campusweite finanzielle Infrastruktur zur Unterstützung des Open-Access-Publikationsmodells zur Verfügung. Für die Übernahme der Publikationsgebühr müssen die Beiträge bestimmte formale Vorgaben erfüllen. So muss der sog. submitting author bzw. corresponding author Mitglied der Universität Heidelberg sein. Der Artikel muss in einer reinen Open-Access-Zeitschrift erscheinen, in der sämtliche Beiträge direkt nach dem Erscheinen frei zugänglich sind. Die Zeitschrift muss geeignete Qualitätssicherungsverfahren einsetzen, d. h. in der Regel, dass ein Peer Review der Artikel stattfindet. Und die Publikationsgebühren dürfen eine Obergrenze von 2.000 Euro pro Artikel nicht überschreiten. 2014 wurden von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg bereits insgesamt 836 Artikel in Open-Access-Zeitschriften publiziert. Dies entspricht ca. 13,5 % aller veröffentlichten Zeitschriftenartikel. Der prozentuale Anteil der Open-Access Artikel hat sich dabei von 10,1 % in 2012 über 11,6 % in 2013 auf 13,5 % in 2014 gesteigert. Der Durchschnittspreis, den Autoren für den freien Zugang zu ihrem Artikel bezahlen müssen, ist - nicht zuletzt wegen der steigenden Beliebtheit - auf zuletzt knapp 1.400 Euro gestiegen.
Im Durchschnitt 1.400 Euro pro Artikel scheinen ein stolzer Preis zu sein. Aber die Zeitschriftenabonnements werden von zahlreichen Bibliotheken und anderen Einrichtungen - oft weltweit - bezahlt, während die Publikationsgebühr für den Open-Access-Artikel nur einmalig anfällt. Und rechnet man die Umsätze zumindest der großen Wissenschaftsverlage aus den Bereichen Naturwissenschaften und Medizin auf den einzelnen Artikel um, so ergibt sich ein Umsatz von ca. 5.000 Euro bzw. 4.500 Euro pro Artikel im klassischen subskriptionsbasierten Zeitschriftenbereich. Und abgesehen von den Kosten genießen die Open-Access-Artikel natürlich die bereits eingangs benannten Vorteile: Höhere Sichtbarkeit, höhere Zitierraten, bessere und im Optimalfall durch offene Lizenzen geregelte Nachnutzbarkeit.
Die Nachfrage des neuen Angebots fällt je nach Fachdisziplin unterschiedlich aus. Da die Naturwissenschaften und die Medizin wirtschaftlich im Zentrum für die internationalen Wissenschaftsverlage stehen, der Zeitschriftenartikel die vorherrschende Publikationsform ist und sich das elektronische Publizieren hier besonders früh etabliert hat, konnte sich die Entwicklung eines Geschäftsmodells für Open-Access-Zeitschriften in diesen Wissenschaftsfeldern am schnellsten durchsetzen. In den Geistes- und Sozialwissenschaften entstehen hingegen zunehmend Angebote zum Open-Access-Publizieren mit geringen oder keinen Publikationsgebühren. Die Unterschiede entsprechen somit den Unterschieden, die bereits bei den klassischen Subskriptionszeitschriften bestehen. Ob für die Geistes- und Sozialwissenschaften entsprechende Angebote für die Publikation von Monographien oder digitalen Editionen aufgebaut werden, bleibt abzuwarten. Dass sich zumindest im Zeitschriftenbereich Open Access als Publikationsmodell langfristig etablieren wird und damit als neues Aufgabenfeld im bibliothekarischen Erwerbungsgeschäft einen festen Platz haben muss, erscheint hingegen sicher.
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