In den letzten Jahren hat die Entwicklung digitaler Medien zu einer zunehmenden Vernetzung von Informations- und Forschungsinfrastruktur geführt. Wissenschaftler müssen mit den neuesten Methoden und der dafür nötigen Infrastruktur arbeiten können, um u. a. die Absolventen der Hochschulen voll ausgestattet mit den für das 21. Jahrhundert erforderlichen Fertigkeiten in ein erfolgreiches Berufsleben entlassen zu können. Der Zugang zu Datenbanken, E-Journals und weiteren elektronischen Medien sowie die Nachhaltigkeit und Nachnutzung wissenschaftlicher Daten wird neben der Geräteausstattung ein immer wichtigerer Faktor für Forschungs- und Innovationsprozesse. Das Wissenschaftsministerium hat die Fachdiskussion aufgegriffen und Handlungsoptionen entwickelt, die für die nationale und internationale Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Forschung und Lehre in Baden-Württemberg wichtig sind. Zentral sind dabei fünf Handlungsfelder:
Lizenzierung elektronischer Informationsmedien: Forschung und Lehre hängen in ihrer Qualität in zunehmendem Maße von einem schnellen, umfassenden und direkten Zugang zu den weltweit verfügbaren Informationen (wissenschaftliche Publikationen, Datenbanken und Software) ab. Wenn digitale Medien nur lizenzpflichtig bereit gestellt werden können, sollen die Lizenzen konsortial für alle Hochschulen im Land verhandelt und beschafft werden.
Digitalisierung: Digitalisierung ermöglicht, zeit- und ortsunabhängig mit dem kulturellen historischen Erbe zu arbeiten und dank der internationalen Vernetzung dieses Erbe immer wieder in neue Kontexte einzubetten. Digitalisierung ist ein wesentlicher Beitrag zur Beschleunigung der Forschung, zur Setzung neuer Forschungsimpulse und zur Erschließung historischen Materials.
Open Access: Open Access zielt auf eine für die Nutzer freie Zugänglichkeit und Nachnutzbarkeit von Forschungsergebnissen ab. In Baden-Würtemberg sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, den internationalen Umgestaltungsprozess des wissenschaftlichen Publikationswesens als herausgehobener Akteur zu ermöglichen, zu fördern und aktiv mitzugestalten, um die Wahrnehmung der Forschungsergebnisse aus Baden-Württemberg weltweit zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes nachhaltig zu sichern und zu steigern.
Forschungsdatenmanagement: Forschungsdaten sind oftmals einmalig und unwiederbringlich. Um - gerade auch im Hinblick auf die gewünschte und zunehmende Interdisziplinarität von Natur-, Geistes- und Lebenswissenschaften - Erhalt und Rekonstruktion sowie Nachvollziehbarkeit von Daten zu ermöglichen, ist ein Übergang von Forschungsdaten aus persönlichen in institutionelle oder öffentliche Domänen notwendig. Handlungsbedarf besteht in den Bereichen: Nachhaltige Sicherung, Erschließung und Bereitstellung, Nachnutzung sowie langfristige Bewahrung von Daten. Angegangen werden sollen die Entwicklung von Standards, rechtliche Regelungen (insbesondere Datenschutz) und die Vermittlung von Kompetenzen des professionellen und nachhaltigen Umgangs mit Forschungsdaten in der Lehre.
Virtuelle Forschungsumgebungen: Bei Virtuellen Forschungsumgebungen handelt es sich um flexible Infrastrukturen, die es Forschern erlauben, die Potentiale elektronischer Medien und Technologien für das gemeinschaftliche Arbeiten zu nutzen und daraus auch neue Forschungsmethoden und -gegenstände zu entwickeln. Als integrative Plattformen haben sie das Ziel, alle Schritte des Forschungsprozesses von der Projektidee über die Datensammlung und Auswertung bis zur Veröffentlichung und Nachnutzung zu unterstützen. Die Virtuellen Forschungsumgebungen stehen noch am Anfang der Entwicklung (nach der Pressemitteilung vom 29.07.2014).
Das Fachkonzept zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Infrastruktur in Baden-Württemberg trägt den Titel "E-Science - Wissenschaft unter neuen Rahmenbedingungen" und ist als PDF-Dokument unter http://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/Remote/mwk/066_pm_anlage_e-science_web.pdf abrufbar.
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