Freitag, 8. Februar 2019

Institut für Deutsche Sprache Mannheim untersucht Sprachvarianten

".... Wer den grammatischen Variantenreichtum der deutschen Schriftsprache kennenlernen möchte, sollte auf der Website des Mannheimer Instituts für Deutsche Sprache die „Variantengrammatik“ anklicken, um dort die vielfältigen Sprachlandschaften zwischen Nordsee und Alpen zu durchstreifen (http://mediawiki.ids-mannheim.de/VarGra/index.php/Start).
Das Online-Nachschlagewerk wurde von einem Germanisten-Team unter der Leitung von Christa Dürscheid (Zürich), Stephan Elspaß (Salzburg) und Arne Ziegler (Graz) verfasst. Abgedeckt werden Deutschland, Österreich, Südtirol, Liechtenstein, Luxemburg sowie die deutschsprachigen Regionen der Schweiz und Belgiens. Das gesamte Gebiet ist in fünfzehn sprachliche Areale aufgeteilt. Dabei geht es nicht um Dialekte, sondern um Ausdrucksweisen, die im schriftlichen und öffentlichen Sprachgebrauch der jeweiligen Regionen üblich sind und dort als korrektes Standarddeutsch gelten – unabhängig davon, ob sie in den dortigen Mundarten wurzeln oder nicht. Die mit vielen Beispielen versehenen Texte zu den grammatischen Stichwörtern wenden sich auch an interessierte Laien. Karten zeigen, in welchen Gebieten die verschiedenen Varianten vorkommen und wie gebräuchlich sie dort sind.
Um die Sprachdaten zu erheben, haben die Linguisten Artikel aus 68 Regionalzeitungen ausgewertet. Aber wie regional ist deren Sprachgebrauch eigentlich? In Blättern wie der „Stuttgarter Zeitung“, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ oder der „Wiener Zeitung“ arbeiten schließlich auch Journalisten, die nicht aus der Region stammen – das gilt auch für die Lokalteile, auf die sich die Sprachwissenschaftler konzentrierten. ... die Variantengrammatik [leuchtet] die Flexionsformen, Wortbildungs- und Satzbaumuster eines Schriftdeutschs aus, das auch in der Grammatik mehr Lokalkolorit zeigt, als das „Standard“-Etikett vermuten lässt. ... Bei aller Empirie wollen die Linguisten mit ihrem Projekt auch ein sprachpolitisches Zeichen setzen: „Alle Varianten des Deutschen, die in der Variantengrammatik erfasst sind, sind gleichberechtigt, sie gehören zur deutschen Standardsprache.“ Das richtet sich, unausgesprochen, auch gegen die von Deutschlands Nachbarn oft empfundene Dominanz bundesrepublikanischer Varianten. Allerdings finden auch die Propagandisten eines speziell „österreichischen“, „luxemburgischen“ oder „schweizerischen Standarddeutschs“ wenig Bestätigung, denn die Verbreitungsgebiete der meisten Varianten halten sich nicht an Staatsgrenzen. ...."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen