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Freitag, 15. November 2019

Das Archiv der Generaldirektionen der Österreichischen Nationalbibliothek / ÖNB Forschungsblog / Autorin: Gabriele Mauthe

Das Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, vormals Hofbibliothek und Nationalbibliothek, verwahrt die Verwaltungs- und Dienstakten der Präfekten und Generaldirektionen seit der Bestellung des ersten kaiserlichen Bibliothekspräfekten 1575 bis in die Gegenwart. Von Beginn an war das Archiv öffentlich für BenützerInnen zugänglich und in der Handschriftensammlung untergebracht.
Das Archiv dokumentiert mit seinem Aktenbestand verwaltungstechnische, wichtige baugeschichtliche und bestandhistorische Details zur Geschichte der Bibliothek. Es illustriert die Organisation, die Aufgabenstellungen, die täglichen Arbeiten, die Bestandspflege sowie die Benützung der Bibliothek durch die Jahrhunderte – von der Hofbibliothek bis zur heutigen Österreichischen Nationalbibliothek. Es erlaubt einen Blick auf Generaldirektoren und MitarbeiterInnen, deren Biographie, deren Werke und Leistungen im und für das Haus. Nicht nur Recherchen zu bedeutenden Persönlichkeiten, die an der Bibliothek tätig waren, wie Peter Lambeck, Conrad Celtis, Gerard und Gottfried van Swieten, Moritz von Dietrichstein, Josef von Karabacek, Franz Grillparzer – um nur einige der Bedeutendsten zu nennen –, können hier durchgeführt werden, sondern auch zu „normalen“ Bediensteten des Hauses. Soziale und persönliche Details zu Lebensumständen der hier beschäftigten Personen zeigen anschaulich den gesellschaftlich soziokulturellen Hintergrund und die Lebenssituation ganzer Generationen.
Das ÖNB-Archiv reicht zeitlich weit zurück, der erste Akt stammt aus dem Jahre 1575: Die offizielle Bestellung des ersten kaiserlichen Bibliothekspräfekten Hugo Blotius durch Kaiser Maximilian II.


Abb.1: Ernennungsurkunde Hugo Blotius‘: HB 1/1575 » http://data.onb.ac.at/rec/DZ00001610

Was die Konsistenz des Bestandes betrifft, ist festzuhalten, dass aus dieser frühen Zeit nur sehr wenige Akten erhalten sind, es gibt Jahrzehnte aus denen kein einziger Akt vorliegt. Manche der frühen Stücke sind Abschriften aus den Akten des Hofkammerarchivs. So finden wir für das Jahr 1575 lediglich zwei Akten: die schon erwähnte Ernennungsurkunde von Blotius sowie einen Akt zu Umbaumaßnahmen der Hofbibliothek, die zu dieser Zeit im Kreuzgang des nahen Minoritenklosters untergebracht war, die Antwort auf einen Bericht des Hofkammerrats Helfrich Guett an Kaiser Maximilian II., der über den Zustand der Bibliothek berichtete.[1] In einem Akt[2] aus 1593 wird nach einem geeigneteren Ort für die Bibliothek gesucht. 1608, nach dem Tod Blotius‘, wird Sebastian Tengnagel von Erzherzog Matthias zum kaiserlichen Bibliothekar ernannt.[3] In den folgenden Jahrzehnten bis ins 18. Jahrhundert finden sich lediglich verstreute Einzelakten – oft Abschriften aus dem Hofkammerarchiv oder aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv –, die personelle und bibliothekarische Fragen behandeln. Selbst zum geplanten Neubau der Hofbibliothek am Josefsplatz gibt es 1722 und 1723 lediglich zwei Akten in Abschrift[4] sowie einen Akt zur vertraglichen Regelung von Grundbesitz mit den an das Areal der Hofbibliothek angrenzenden Augustinern.[5] Zur Eröffnung des Prachtbaus mit dem Prunksaal am Josefsplatz 1726 existiert kein Dokument. ... [mehr] https://www.onb.ac.at/forschung/forschungsblog/artikel/quellen-zur-geschichte-der-oesterreichischen-nationalbibliothek


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