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Dienstag, 6. August 2019

... still about books

Nichts Neues, aber ein klares statement
Paulette Rothbauer: Libraries can have 3-D printers but they are still about books
https://theconversation.com/libraries-can-have-3-d-printers-but-they-are-still-about-books-120728

"still"?  Das klingt, als werde das Buch in der Bibliothek bald in Frage gestellt...
Aber wohl nicht von Leserinnen und Lesern und jedenfalls nicht in Deutschland. Das Buch ist das wichtigste Kulturmedium in Deutschland, wo immerhin einer der größten Buchmärkte der Welt besteht mit einer sehr hohen Zahl an Neuerscheinungen. Und unsere Gesellschaft unterhält mehrere Tausend gemeinnützige Einrichtungen dafür, dass wirklich alle daran teilhaben können und der Zugang zu Büchern nicht an die materiellen Verhältnisse des Elternhauses oder an den eigenen sozialen Status gebunden bleibt.
So ist hier die Buchausleihe in den letzten zehn Jahren in den öffentlichen Bibliotheken zwar um 15% zurückgegangen, aber auch der Bestand wurde um 12% reduziert. Die Buchnutzung ist also weitgehend stabil geblieben. Im Land Berlin ist die Printausleihe - also Bücher und Zeitschriften - in den letzten 10 Jahren sogar um 8,1% gestiegen (jedenfalls in den acht öffentlichen Bibliothekessystemen, die in der Zeit an die DBS gemeldet haben), obwohl das Buchangebot um 15,5% reduziert wurde. (Quelle DBS, 22.7.2019)
Und was zeigt ein Blick in die Zukunft der "Bibliotheksparadiese" Skandinaviens? Die Statistikämter, die Medien und einige Bibliotheksexperten dort lieben es, von stark rückläufiger Medienausleihe zu sprechen, wobei Buch- und Medienausleihe gern verwechselt wird. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Das Bild ist eigentlich immer gleich: Die Ausleihzahlen der Nichtbuchmedien sinken meist stark, die der Bücher nur minimal, meist wegen einer Bestandsreduktion, und E-Medien kommen nur auf einen geringen Teil der nationalen Gesamtausleihe.
In Norwegen ging die Buchausleihe der öffentlichen Bibliotheken in den letzten 9 Jahren (2009-2017) um 4,7% zurück bei einer Bestandsreduktion um 17,7%, die Nichtbuchmedienausleihe sank dagegen um 38,9% (2010-2017) bei einer Bestandserweiterung um 7,1%. (Quelle: Nasjonalbiblioteket Bibliotekstatistikk - Statistikk for folkebibliotek, 4.8.2019)
In Finnland sank die Buchausleihe in den öffentlichen Bibliotheken in den letzten 10 Jahren (2009-2018) um 5,6% bei einer Bestandsreduktion um 16,3%. Seit 2013 ist die Buchausleihe in dieser Bildungsnation weitgehend stabil (um ca 68 Mio./Jahr). Die Filmausleihe auf Trägermedien sank um 13,6% bei einem Bestandszuwachs um 125,7%, die Musikausleihe auf Trägermedien sank um 67.1% bei einer geringen Bestandsreduktion um 3,2% (Nichtbuchmedien jeweils von 2009-2017).  (Quelle: Suomen yleisten kirjastojen tilastot, 22.7.2019)
In Dänemark wurden Freihandbestände stark reduziert, um Platz für sog. Community Center zu schaffen. Die Buchausleihe sank in den öffentlichen Bibliotheken von 2009 bis 2018 um 23,8% bei einer Bestandsreduktion der Bücher um 23,5%. Der Umsatz blieb also stabil. Ganz anders bei den Nichtbuchmedien: Hier gab es in der gleichen Zeit die starken Einbrüche. Die Ausleihe der Nichtbuchmedien schwand in 10 Jahren um 69% bei einer Bestandsreduktion um 25%. Die öffentlichen Bibliotheken in Dänemark verzeichnen 38 Mio. Besuche im Jahr, und zwar von 43% der Bevölkerung. Das sind 1,85 Mio. aktive Nutzer. Hauptgrund sind bei 32% der Bevölkerung die Ausleihe und das Zurückbringen von Büchern. (Quelle: Stadbank Statistics Danmark, Stand 29.7.2019)
Die Substitution der Buchnutzung durch E-Books hat in den öffentlichen Bibliotheken dieser digital fortgeschrittenen Länder nicht funktioniert. Der Anteil der E-Book-Nutzung an der gesamten Buchausleihe (Bücher und E-Books) beträgt in Norwegen 3,8%, in Finnland 1,2% und in Dänemark 5%.
Die drei skandinavischen Länder mit etwa der gleichen Einwohnerzahl bilden jeweils ein mehr oder weniger abgeschlossenes Sprachgebiet für ihren Buchmarkt. Jährlich erscheinen in Norwegen 6.600 Buchtitel, in Finnland 5.500 und in Dänemark 6.000. Das sollte man bedenken, wenn man die Relevanz des Buchbestands in solchen Neubauten wie Dokk1 in Aarhus oder Oodi in Helsinki beurteilt. Da können 80.000 Bände im Freihandbereich mehrere Jahrzehnte relevanter Bücher aus der nationalen Buchproduktion abbilden. Das sieht in Deutschland anders aus.

Peter Delin

Berlin

via http://www.inetbib.de/listenarchiv/msg66644.html

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